MOOP MAMA x ÄLICE, 18.11.2023, clubCANN, Stuttgart

Moop! Moop! In dieser an guten Nachrichten armen Zeit Erfreuliches von eurem Fan-Blog für Blechblasmusik: Moop Mama sind wieder da! Und zwar besser denn je. Reden wir nicht lange drumherum: Die Namenserweiterung „x Älice“ liefert die Erklärung dafür.

Nach dem Ausstieg des Frontmannes Keno Langbein und des Mit-Begründers Marcus Kesselbauer konnte man sich ja durchaus Sorgen um die Zukunft der Münchner Urban-Brass-Kapelle machen. Was aber heute im clubCANN auf der Bühne steht, stellt die „Vorgängerband“ in den Schatten. Auf ihrer „Warm Up Club Tour“ ist die Band erstmals mit der neuen Frontfrau Älice zu sehen – und macht sich damit warm für die großen Auftritte im nächsten Jahr. Die immer noch sehr große Fanbase sorgt erstmal dafür, dass der Saal des Jugendhauses – wie bei fast allen anderen Terminen – ausverkauft ist.

Älice, Hamburgerin mit polnisch-karibischen Wurzeln und ehemaliges Mitglied der Dancehall-Formation Chefboss entpuppt sich jedenfalls als weit mehr als nur ein Ersatz für den verloren gegangenen Frontmann. Mit ihrer soulig-rauen Stimme, ihrer unbändigen Energie und raumgreifenden Bühnenpräsenz erobert sie den Saal im Sturm. Und sie haucht der Band, die in ihrer makellosen, manchmal schon fast sterilen Perfektion zu erstarren drohte, neues Leben ein.

Auch wenn die zwei mobilen Schlagzeuge durch ein fixes ersetzt wurden, herrscht auf der Bühne mehr Dynamik und Bewegung als zum Beispiel bei unserem letzten Moop-Mama-Besuch im Tübinger Sudhaus. Die mehrstimmigen Bläsersätze sind weiterhin ebenso präzise wie druckvoll, in den Soli lassen die Akteure ihr ganze individuelle Klasse aufblitzen, die Arrangements sind abwechslungsreich und überraschen immer wieder durch rhythmische Breaks. Kurzum: die Band ist brillant.

Gerade mal ein knappes Jahr ist es her, dass Moop Mama im Rahmen ihr Reihe „Moop Mama trifft…“ ein Video mit Älice aufgenommen haben (weitere Folgen gibt es u.a. mit Fatoni, Bartek und Joris). Und jetzt performen sie einen kompletten Gig, als wenn sie schon immer zusammengehört hätten. Nicht nur die neuen gemeinsamen Songs bringt Älice völlig souverän, auch die alten Hits funktionieren bestens. Dass das Publikum auch beim Material vom neuen „halben Album“ komplett textsicher mitsingt, zeigt nur allzu deutlich, dass es „Moop Mama x Älice“ bereits ins Herz geschlossen hat. Sieht ganz so aus, als ob die Moop-Mama-Rakete, die kurz ins Stottern geraten war, gerade eine neue Stufe gezündet hat. Nach gut 90 Minuten inklusive einer üppigen Zugabe beschließt die Band den letzten Gig ihrer Warm-Up-Tour und hinterlässt ein verschwitztes und glückliches Publikum.

Nachklapp: So erfreulich es auch sein mag, dass die JazzOpen mit MEUTE zum zweiten Mal in Folge eine urbane Brass-Combo auf die Bühne bringen, mit Moop Mama hätten sie etwas mehr Abwechslung ins Programm gebracht – bei ebenbürtiger Qualität. Vielleicht ein Tipp für 2025.

Setlist

Hereinspaziert *)
Bin da *)
Feuer mich
Erfindung des Rades
Typ Ische Verhältnisse
Molotow
Vielleicht
Karten
Stadt die immer schläft
Wieder laut *)
Bildet Banden *)
Alles am Weg *)
Kapuze
Prokrastination
Taub *)

Liebe
Alle Kinder
Elefant
Wildnis

*) Vom aktuellen Album „Wieder Laut (Teil 1)“