ROMANO, 21.04.2023, Im Wizemann, Stuttgart

Romano

Romano? Der mit den Zöpfen?“ Ja, der mit den Zöpfen! Spielt im Club im „Im Wizemann“ und war eigentlich fürs benachbarte Studio angedacht, hat aber offensichtlich den Platz für die Popbüro Pre-Session geräumt.

So finden sich die Fans also im etwas größeren Club nebenan ein und werden mit einem DJ Set begrüßt, zudem einige auch schon genüsslich tanzen. Die meisten wissen ziemlich genau worauf sie sich bei dem singenden Rapper aus Berlin gleich einlassen und haben sich auch entsprechend Mühe gegeben: Die eigenen langen Zöpfe sind ordentlich links und rechts geflochten, die Pailettenkleider funkeln und natürlich gibt’s auch im Publikum Metalkutten zu sehen. Eltern haben ihre Kinder mitgebracht (auch der gig blog Nachwuchs ist am Start). Alle freuen sich, aber ein paar fangen dann auch verhalten an zu motzen, weil ihnen die Wartezeit auf den Hauptdarsteller zu lang wird.

Romano

Ich bin selbst wirklich gespannt, wie es so werden wird, mit dieser sehr lebendigen Comic-Figur auf der Bühne: Romano schlüpft in seinen Songs liebend gern in immer neue Rollen. Auf einer Schneiderpuppe am Bühnenrand warten schon Hemd und Lockenperücke für einen der Songs vom neuen Album, aber los geht’s dann mit einem mächtigen Gitarrenriff und „Mit den Augen des Tigers“. Nach gerade mal zwei Minuten ist der Star des Abends schon in feinster Rockstar-Pose auf den Knien und damit völlig klar: Hier geht’s heute um alles oder nichts.

Romano

Beim zweiten Song „Schrei der Wildnis“ hat sich Romano schon einmal umgezogen und damit das Quick-Changes-Level schon dahin gebracht, wo mein Herz für eine richtig gute Show heftigst zu schlagen beginnt. Er selbst hat die Auftritte während der Pandemie genau so vermisst wie sein Publikum, moderiert Romano in seiner Begrüßungs-Ansage. Und er hat auch nochmal nachgeschaut, dass sein letzter Auftritt in Stuttgart auch schon wieder sechs Jahre her ist.

Romano

Am Ende von „Samurai“ macht er unblutiges Harakiri mit einem Schwert, bei „Brennt die Bank ab“ fliegen die extra bedruckten Romano-Fuffis in den Club. Den Anwesenden gefällt das vollkommen zurecht sehr gut, am meisten wenn Romano – vorübergehend im schicken schwarzen Sakko – von der Bühne runter und mitten ins Publikum kommt. Sein Kameramann ist dabei immer an seiner Seite. Wie bei jedem Tourstop wird im Laufe des Tages auch für Stuttgart ein Instagram-Reel online gehen, in dem der Abend nochmal zusammengefasst wird (… es ist eben 2023 und bei Social Media muss genau so abgeliefert werden wie auf der Bühne!).

Romano

Der Mini Moshpit mit Star zum Anfassen funktioniert wunderbar, hier ist jetzt einfach Zeit für alle Emotionen und alle machen mit. Dann ist Romano wieder auf der Bühne oben und nach „Madame Skalpell“ in seiner berühmt berüchtigten Metallkutte zu sehen. Die Live-Version des Songs, mit dem er 2015 alle abgeholt hat, kommt mit den wichtigsten Regeln zum Umgang mit so einer mit Patches benähten Jacke daher, die zum Beispiel unter keinen Umständen jemals gewaschen werden darf.

Der nächste Song ist „Anwalt“, Romano ist wieder mitten in der Menge. Bei „Pfeil im Herz“ endet noch ein Song mit dem niedergestreckten Künstler auf der Bühne. Die Band mit Robin Gehlhar (auch stehend) an den bunt beleuchteten Drums, Anton Feist am Bass (der auch für die Backing Vocals zuständig ist) und Adrian Dehn an der Gitarre macht genau wie das Publikum alles überschwänglich mit.

Romano

Auf „Fetisch“ folgt „Klaps auf den Po“ und wer von den Konzertbesucher*innen einen solchen will, kriegt ihn jetzt von Romano persönlich in einem erneut wilden Durcheinander vor der Bühne. Mit den Vorbereitungen auf die aktuelle Single „Versailles“ kommt erstmal wieder etwas Ruhe in die Runde: Romano entzündet Kerzen, malt sich einen Schnurrbart auf und unter anfeuernden „Anziehen!“-Rufen (… auch mal spannend!) streift er sich das Rüschenhemd über und trägt jetzt eine riesige Perücke.

Überhaupt läuft die Sache mit dem Reinrufen von Liedwünschen heute ganz harmonisch ab: Ein paar Leute in der ersten Reihe haben entweder auf die Setlist gespickt oder den perfekten Riecher, was als nächstes kommt und Romano verspricht als Belohnung Sekt am (äußerst amtlichen) Merch-Stand nach der Show.

Romano

Kaum sind dann die Feuerzeuge zu der barocken Liebesschnulze wieder weggepackt, ravet Romano in der goldenen 49ers College-Jacke bei „Straße“ weiter und passend zur deutschen Cannabis-Legalisierung, die zwar in Mini-Schritten, aber doch endlich voran geht und den Reggae-Sounds des Songs leuchten die reichlich vorhandenen Moving-Lights bei „Marlboromann“ in Gelb, Rot, Grün.
„Vulkano Romano“ ist ein Ausflug nach Italien aus dem neuen Album, dann geht’s textlich nochmal zurück nach Berlin-Köpenick, wo das Gesamtkunstwerk Romano seinen Anfang genommen hat.

„Magical“ und „Ein Mann für gewissen Stunden“ in Leo-Print und mit offenem Romano-Headbanger-Haar sind die Tracks im ersten Zugaben-Block. Beim wirklich letzten Song „Immun“ ruft ein Pärchen vor mir nochmal per Facetime den Nachwuchs beim Babysitter daheim an und dann ist die Party, die in Sachen kurzweiligen und perfekt durchgeplantem Entertainment locker für ein bis zwei Fußball-Stadien gereicht hat, wirklich aus.

Romano macht mit einer blonden Engelsgeduld noch sehr lange Fotos mit jede*r, die mag und gibt Autogramme – auch auf den Po! (Beweismaterial kann bei der Autorin dieses Beitrags angefordert werden.)

Romano

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.