LES BIG BYRD, 20.04.2023, Manufaktur, Schorndorf

LES BIG BYRD, 20.04.2023, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Holger Vogt

Zumindest in der Gigblog-Blase ist Spacerock nachhaltig angesagt, weshalb man sich beim Konzert der schwedischen Les Big Byrd in der Manufaktur dann auch gleich gut kennt. Gefühlt die Hälfte des Publikums kann man mit Namen begrüßen, was leider auch daran liegt, dass sich nur knapp 80 Menschen einfinden.

Die vierköpfige Truppe aus Stockholm ist wahrscheinlich auch größere Venues gewohnt – denkt man sich zumindest, wenn man den mächtigen Nightliner auf dem Parkplatz vor der Manufaktur sieht. Dabei könnte man sich die trippige Musik der Band durchaus auch in intimeren Locations vorstellen – der zunächst wie immer grandiose Schorndorfer Sound überzeugt mich aber schnell, dass Les Big Byrd (mit gesprochenem „S“ übrigens) hier dann doch genau richtig sind.

LES BIG BYRD, 20.04.2023, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Holger Vogt

Mit eher konventionellem Instrumentarium, getragen von E-Gitarre und Synthie/Orgel, beginnt die Band mit angenehm aufgeräumtem Spacerock. Der Groove ist luftig und schnörkellos, der Bass treibend, Tasten und Gitarre sorgen für milde kosmischen Vibe, gesungen wird erst mal nicht so viel.
Das funktioniert prächtig – gerade weil Les Big Byrd kaum Schauwerte auf die Bühne bringen.

LES BIG BYRD, 20.04.2023, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Holger Vogt

Man kann sich also ganz auf die unaufgeregt hypnotische Musik konzentrieren, die weder Spacepop (sagen wir mal der Marke Stereolab) noch herkömmlicher Stonerrock ist. Les Big Byrd verzichten auf alles Drogenschwere, Statische, Berechenbare. Die Tastensounds sind frisch und abwechslungsreich, die Gitarre expressiv und teils auch recht wagemutig. Zusammengehaltenen wird die Musik von schnörkellosem, ja elegantem Beat, wobei mir vor allem der Drumsound sehr gut gefällt – Ride-Becken und Snare haben tatsächlich diesen gewissen Nick Mason-Touch.

Auch sonst höre ich die ein oder andere kleine Pink Floyd-Reminiszenz heraus, der „Konzertfranke“ dagegen seine Lieblingsband King Gizzard & The Lizard Wizard – was ich in den richtig dynamischen Momenten auch nachvollziehen kann. Die namensspendenden Byrds hinterlassen leider keinen hörbaren Einfluss auf die Band, haltungsmäßig lassen sich aber durchaus Bezüge erkennen.

LES BIG BYRD, 20.04.2023, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Holger Vogt

Die repetitiven Strukturen wirken teils auch krautig, zumindest im Sinn von NEUs „Hallogallo“, das sicher ein maßgeblicher Blueprint für den Sound von Les Big Byrd ist. Der Auftritt entwickelt sich dagegen zunehmend in Richtung „Indie“ – insofern, als die zweite Konzerthälfte zunehmend songorientiert und melodisch gerät, teils sehr schön zweistimmig gesungen. Das verliert allerdings an psychedelischem Charisma.

LES BIG BYRD, 20.04.2023, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Holger Vogt

Die Spannungskurve zeigt daher für meinen Geschmack etwas zu früh nach unten, was aber auch an einer zunehmenden Matschigkeit des Sounds liegt. Dabei hat der Mischer der Band am Anfang alles richtig gemacht, in seinem erkennbaren Enthusiasmus gegen Ende aber vielleicht doch etwas overpaced. Bewundernswert ist jedenfalls seine Begeisterung auch bei der Bandunterstützung mit einem kleinen Echo-Knopf, den er sehr beherzt und gut getimed zum Einsatz bringt.

LES BIG BYRD, 20.04.2023, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Holger Vogt

Mir gefällt die spacig-krautige erste Konzerthälfte also besser als die etwas songorientierte Indie-Lastigkeit zum Konzertende. Wenn ich mich an den Ansagen orientiere, komme ich zu dem Schluss, dass mir die neueren Produktionen besser gefallen als die frühen – obwohl seinerzeit Produzenten-Promis wie Anton Newcombe (Brian Jonestown Massacre) und Sonic Boom (Spacemen 3) ihre Finger im Spiel hatten.

Insgesamt bereute aber sicher niemand im wohl überwiegend aus Stuttgart angereisten Publikum (darunter auffallend viele Vertreter von Stuttgarter Bands) den Donnerstagsabend-Trip nach Schorndorf zum Leckerbissen in Sachen Space-Kraut – egal ob nun eher -Pop oder -Rock.

LES BIG BYRD, 20.04.2023, Manufaktur, Schorndorf

Foto: Holger Vogt

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