NO MORE, 15.04.2023, Kulturbunker Diakonissenplatz, Stuttgart

NO MORE, 15.04.2023, Kulturbunker, Stuttgart

Foto: Martin Schniz

Unser Bericht vom Soft Opening des Kulturbunkers unter dem Diakonissenplatz vor einem Dreivierteljahr endete mit der Frage

Wie wird sich das Profil des Kulturbunkers entwickeln? Gibt es hier eine Chance auf „Underground-Gigs“ auch der härteren Gangart? Vom Ambiente würde es sehr gut passen und die Platznot ist bekanntlich groß.

Heute, nach drei weiteren Besuchen unter Tage, stelle ich erfreut fest: Das Programm im Bunker entwickelt sich prächtig. Praktisch jede Woche gibt es Events unterschiedlichster Couleur, Transmission e.V. und Zornbeatz prägen das Programm mit ihren regelmäßig stattfindenden Parties und Konzerten aufs Erfreulichste.

NO MORE, 15.04.2023, Kulturbunker, Stuttgart

Foto: Martin Schniz

Mit dem Booking der No-Wave-Urgesteine No More aus Kiel ist dem Kollektiv jedenfalls ein besonderer Coup gelungen, was auch – trotz einer Masse von Konkurrenzveranstaltungen an diesem verregnetem Samstagabend – mit anständigem Zuschauer-Zuspruch quittiert wird.

Kürzlich nahm ich bei einer dieser Wave-Parties eine erfrischende Publikums-Mischung von jungem, studentisch wirkendem Partyvolk und den üblichen, eher reifen Darkwave-Fans wahr und wähnte hier schon ein Revival, das von lokalen Wave-Youngstern wie Edwin Rosen und Flawless Issues befeuert sein könnte. Dem ist aber wohl nicht so, denn heute sind die älteren Semester unter sich. Man trägt Schwarz und einige haben sich für das Event richtig in Schale geworfen. Dass der Bunker trotz Schummer­beleuchtung immer noch recht steril wirkt, tut der entspannten Stimmung keinen Abbruch. (Auffällig ist übrigens die technische Aufrüstung an Bühnen- und Lichttechnik, wenn man die Fotos mit denen des letzjährigen Opening-Gigs vergleicht. Das einzige, was ich vermisse, ist Nebel, aber der wird hier im Bunker und direkt unter dem Rauchmelder wohl nur schwer möglich sein.)

NO MORE, 15.04.2023, Kulturbunker, Stuttgart

Foto: Martin Schniz

Seit der Wiederaufnahme der No-More-Live-Tätigkeit vor 15 Jahren treten Andy Schwarz und Tina Sanudakura nur noch als Duo auf, haben aber seitdem einen erstaunlich umfangreichen Output in Form eines guten Dutzends von Tonträgern. Das 2022er-Doppelalbum „Kissin‘ In The Blue Dark“ umfasst sogar respektable 29 Titel. Aus diesem riesigen Fundus – angereichert um ein paar stilsicher ausgewählte Coverversionen – gestalten die beiden ein sehr kurzweiliges Set, das fast durchgängig zum Tanz einlädt. Die beiden Routiniers bringen das Programm jedenfalls sehr kompakt, ganz unprätentiös und mit einem sympathischen Hauch Selbstironie über die Bühne. Musikalische Akzente setzt Tina Sanudakura mit wohldosiertem Theremin-Einsatz und Andy Schwarz beschränkt sich auf knappe Ansagen. Da verwundert es nicht, dass kaum ein Bein unbewegt bleibt.

NO MORE, 15.04.2023, Kulturbunker, Stuttgart

Foto: Martin Schniz

Wer glaubt, dass hier zweitklassiges Songmaterial um den einzigen No-More-Hit „Suicide Commando“ herumarrangiert wird, oder sich gar eine alternde Wave-Legende selbst demontiert, wird schnell eines Besseren belehrt. „Suicide Commando“ ist mitnichten der alles überragende Song, der alle anderen verblassen lässt, vielmehr ist das Set sehr homogen und es sind kaum Brüche zwischen den Tracks von 1979 und denen von 2022 zu spüren. Nur konsequent, den Titel ganz selbstverständlich ins letzte Viertel des Sets zwischen die beiden ebenso guten Songs „Turnaround“ und „The Great Masturbator“ einzubetten und ihn nicht erst im Zugabenblock zu liefern. Kurzum: ein rundum gelungener Konzertabend, für den man dem freundlichen und engagierten Veranstalterteam unbedingt danken muss.

NO MORE, 15.04.2023, Kulturbunker, Stuttgart

Foto: Martin Schniz

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