NOT NAMED BROTHERS, 17.07.2022, Kulturbunker Diakonissenplatz, Stuttgart

NOT NAMED BROTHERS, 17.07.2022, Diakonissenbunker, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Unsere Stammleser:innen wissen: Bunkerkonzerte lassen wir uns nie entgehen. Als die Ankündigung reinflatterte, dass unter dem Diakonissenplatz im Stuttgarter Westen ein „Kulturbunker“ mit einem „Soft Opening“ eingeweiht werden würde, stand das Sonntagsnachmittags-Programm fest. Die Eröffnungs-Band Not Named Brothers war uns zwar ebenso unbekannt wie die Konzertreihe „Rock before Tatort“, aber wie gesagt: Wir wollten ja den Bunker sehen.

NOT NAMED BROTHERS, 17.07.2022, Diakonissenbunker, Stuttgart

Foto: Holger Vogt

Der Zugang ist schonmal vielversprechend. Ein improvisierter Zugang über den ehemaligen Verkehrsübungsplatz, der aktuell noch auf den Umbau zum „Diakonissenplatz“ wartet, führt zu einem verwunschen eingewachsenen Treppenabgang und dieser in die Tiefe. Dort angelangt werden wir sofort von einer freundlichen Mitarbeiterin des Vereins „Kultdiak Stuttgart e.V.“ in Empfang genommen. Sie leitet uns über den typischen verschlungenen Schleusengang, wie wir ihn auch aus dem Tiefbunker in Feuerbach kennen, in den Veranstaltungsbereich. Und der hat es in sich: Neben zwei Ausstellungsräumen und einer Bar finden wir einen veritablen Konzertsaal. Der fasst locker 130 Leute, hat eine richtige Bühne, eine leistungsfähige Lüftung und ist akustisch besser optimiert als mancher Club, den wir so kennen. Das Ganze ist tiptop frisch renoviert, in Immobiliensprech würde man wohl „Neubaustandard“ dazu sagen.

NOT NAMED BROTHERS, 17.07.2022, Diakonissenbunker, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Die Not Named Brothers (auch NN Bros. oder NNB) sind drei gestandene Bluesrocker, und dass ausgerechnet sie das Eröffnungskonzert geben, hat einen guten Grund: Bassist Klaus-Peter Graßnick und Gitarrist Eckardt Dietel haben nämlich bereits in den 1970er Jahren mit der Progrock-Band Müll in genau diesem Bunker geprobt und gespielt. Klaus-Peter Graßnick war es dann auch, der ab 2016 mit unermüdlicher politischer Arbeit und der Vereinsgründung das Ziel verfolgte, den Bunker der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und einen Kulturort zu schaffen, den der Stuttgarter Westen so dringend benötigt.

NOT NAMED BROTHERS, 17.07.2022, Diakonissenbunker, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Das Konzert beweist übrigens nicht nur, dass die Altrocker ihr Handwerk bestens beherrschen und vehement zu Werke gehen. Auch der Konzertraum macht sich bestens. Kein Nachhall oder scheppernde Lüftungsrohre dämpfen den Musikgenuss. Schon der halbgefüllte Raum klingt bestens, bei kompletter Besetzung dürfte auch bei großer Lautstärke der gewünschte knackige Club-Sound möglich sein, für den es in Stuttgart immer weniger Locations gibt. Natürlich fehlt dem renovierten Bereich die museale Patina und der Kalte-Kriegs-Schauder, der den Feuerbacher Bunker ausmacht, dafür ist er aber eine richtig amtliche Konzertlocation. Die jetzt renovierte Fläche macht übrigens weniger als ein Drittel der gesamten Bunkerfläche aus. Man darf gespannt sein, was mit dem Rest geschehen wird.

NOT NAMED BROTHERS, 17.07.2022, Diakonissenbunker, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Der Verein „soll als Träger des Kulturzentrums fungieren, das prinzipiell allen Kulturinteressierten offen stehen wird.“ Und hier wird es aus unserer konzertorientierten Sicht natürlich spannend: Wie wird sich das Profil des Kulturbunkers entwickeln? Gibt es hier eine Chance auf „Underground-Gigs“ auch der härteren Gangart? Vom Ambiente würde es sehr gut passen und die Platznot ist bekanntlich groß. Hoffen wir, dass sich das Stuttgarter Musiknetzwerk mit dem Bunker verknüpft und wir noch häufig von aufregenden Entdeckungen berichten dürfen.

Not Named Brothers



Bunker Impressionen


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