PUSSY RIOT, 17.01.2019, Sudhaus, Tübingen
Sturmhauben.
Wasser, immer mehr Wasser.
Dazu Klänge, immer wildere Klänge.
Dazu Schreie, immer lautere Schreie.
Dazu Tanzen, immer wilderes Tanzen.
Dazu Licht, immer grelleres Licht.
Wilde Meute auf, verstörte Leute vor, grinsende Leute, verärgerte Leute, flüchtende Leute, ratlose Leute.
Man versteht .
Man will verstehen, aber man versteht .
Man muss lesen, aber man sieht .
Das Licht ist grell. Der Nebel ist dicht. Der Text ist schnell.
Ein Höhepunkt.
Ein Tiefpunkt?
Ist das noch zu unterscheiden?
Muss man das unterscheiden?
Kann man das beschreiben?
Muss man das bewerten?
Man muss es sehen!
Man kann es erahnen –
Die Wut,
Die Hast,
Die Angst.
Die Hoffnung?
Stirbt sie? Wer? Maria? Nastya?
Niemals!
Ein Land, eine Kirche, ein Präsident.
Versuchung? Protest. Revolution? Pussy Riot!
Aufmerksamkeit, ein Plan:
Gitarre, Gebet, Gesang.
Aufbäumen, Anklage, Arrest.
Versteinerte Mienen, steinerne Minen.
Ausziehen, umziehen, umerziehen.
Amnestie.
Aufgeben?
Niemals!
Wegziehen? Losziehen!
„красота спасет мир“
„Schönheit wird die Welt retten.“
Schön verstörend, gefällt mir.
„Ausziehen, umziehen, umerziehen.“
Alfred Kerr hätte seine Freude daran gehabt!
Ein Gedicht als Konzertbericht! Das ist ja mal geil! Sorry für die krude Wortwahl. Aber ja, selten hab ich so was geiles gelesen. Da wär ich echt gern dabei gewesen.
@Bertram: Alfred Kerr. Dank Dir, hab ich den jetzt mal gegoogelt. Interessanter Mann!
Exzerp aus Wikipedia:
Alfred Kerr († 12. Oktober 1948 in Hamburg) war einer der einflussreichsten deutschen Kritiker in der Zeit vom Naturalismus bis 1933. Kerr sah in der Kritik eine eigene Kunstform und schuf dafür einen treffenden, geistreich-ironischen und oft absichtlich saloppen Stil.
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Kerr