SIZARR, 22.09.2012, Karwendelspitze, Mittenwald

Sizarr

Foto: Thomas Betten

Treffpunkt: Talstation der Karwendelbahn bei Mittenwald
Zeit: Samstag, 22.09.2012, 14 Uhr

Skurriler Ort und und ungewöhnliche Zeit, wenn man bedenkt, dass es sich um ein Konzert handelt. Das ganze relativiert sich wenn man weiß, dass bisher in dieser Konzertreihe Blood Red Shoes auf einer Barkasse im Hamburger Hafen und Cro auf einem Berliner Hochhaus gespielt haben. Nächste Woche folgen noch The Rifles, irgendwo in Köln. Das ganze nennt sich dann Shades Of Sound Tour und ist ein Idee bzw. Aktion Von RayBan und tape.tv.

Für das südlichste Konzert der Reihe wurde dann die größte Nebelmaschine der Welt angeschmissen, um die komplette Karwendelspitze in dichten Nebel zu hüllen um dann Sizarr inkl. Equipment und ein paar Zuhörern für ein Konzert auf den Berg zu befördern.
Oben dann, gesellt sich zum Nebel auch noch Regen. Dies erschwert die Durchführung des Konzertes dann doch immens, zumal sich darauf anscheinend niemand vorbereitet hatte. Ist ja auch erst Mitte September und wir sind auf 2244m.

Kurz darauf zeigt sich das Bergwetter dann doch gnädig und es klart auf. Die Instrumente werden aus der Plastikfolie befreit und dann geht es bei strahlendem Sonnenschein, aber immer noch Temperaturen um die 5°C los. Zumindest von innen wärmt der Freischnaps.

„Ihr seid Gewinnertypen. Ich bin ein wenig neidisch, denn ich habe noch nie etwas gewonnen. Aber ich bin ja auch hier“. So beginnt Sänger Fabian Altstötter das Konzert. Dabei hat er doch zumindest in letzter Zeit das Herz aller Musik- und Kulturjournalisten, so scheint es zumindest, gewonnen. Von RTL2 bis Rolling Stone Magazine stimmen restlos alle in den Kanon ein und loben das Debütalbum „Psycho Boy Happy“ von Sizarr in den Himmel. Zurecht.

Dabei spielt die Band einige der Songs schon seit knapp zwei Jahren live. Für Fabian Altstötter, Phillip Hülsenbeck und Marc Übel stand aber erst mal das Abitur an, also blieb keine Zeit ins Studio zu gehen. Auf Festivals wie dem Melt spielten sie trotzdem schon. Mit einem fünf Lieder langem Set.

Sizarr

Foto: Thomas Betten

Als sie dann endlich Zeit hatten gingen sie trotzdem nicht ins Studio, sondern nahmen fast alle Songs im heimischen Proberaumkeller auf. Bis sie mit dem Ergebnis zufrieden waren, hat das eben ein wenig gedauert. Somit haben sie es aber geschafft ein ziemlich reifes Debütalbum aufzunehmen, was jeglichen Konventionen entsagt und einfach einen ganz eigenen Stil hat.

Die Musik von Sizarr ist schwer in Worte zu fassen. Es wird kombiniert was eigentlich nicht zusammen passen kann. Und am Ende kommt dann mit „Psycho Boy Happy“ eins der aufregendsten und eigenständigsten Alben seit Langem raus. Am markantesten ist sicher die Stimme von Sänger Fabian. Kraftvoll und markerschütternd im einen und zerbrechlich und fast schon schüchtern im nächsten Moment. Dazu kommt dann das Schlagzeug das sich irgendwo zwischen Afrobeat und ganz schlichten Indierhythmen bewegt. Zusammen mit den teils komplett verfremdeten Gitarrenklang und viel Synthieeinsatz gibt das dann den Sizarr-Sound.

Das erste Lied ist mit „Word Up“ ein älteres. Marc Übel spielt mittlerweile mit komplettem Schlagzeug, und nicht mehr mit Sequencer und Standtom, was dem Gesamterlebnis Sizarr den letzten Kick gibt. Sizarr spielen sich fröhlich durch ihr erstes Album. Eines der Highlights ist sicherlich der Albumopener „Run Dry“. Mit seinen epischen Blechbläsern passt er perfekt zur Bergatmosphäre. Als, wie sich kurz drauf wetterbedingt herausstellt, letztes Lied spielt Sizarr „Icy Martini“. Den Ruhepol auf dem Album, aufgenommen in den Dünen von Ameland. Ob das bei der Locationauswahl eine Rolle gespielt hat?

Eben jene Locationwahl beendet dann leider auch schon das Konzert. So schnell wie sich der Nebel verzogen hatte, so schnell ist er auf einmal wieder da und die provisorischen Regenschirme helfen auch nicht mehr und bevor was kaputt geht wird das Konzert abgebrochen. Dabei fehlen noch die Singelauskopplungen „Boarding Time“ und „Purple Fried“ und mein persönliches Lieblingslied „Tagedieb“. Aber man kann ja nicht alles haben.

Gut, dass Sizarr in knapp einem Monat auf ihre erste eigene Deutschlandtour gehen. Am 23. Oktober sind die drei Jungs dann im Schocken zu Gast und haben dann auch noch Missent To Denmark als Support im Gepäck. Wer dem Hype nicht trauen will. kann sich somit schon bald selber ein Bild von Sizarr machen. Aber wie Sizarr in „Pocket Walt“ schon selber ganz passend singen: „The kids take over now.“

Sizarr

Foto: Thomas Betten

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