DIE STERNE,10.10.2014, Schocken, Stuttgart

Die Sterne

Foto: Michael Weiß

„Berlin ist ausverkauft, Stuttgart verlegt ins Schocken. Was machen wir jetzt?“ posteten die „Die Sterne“ jüngst auf ihrer Facebookseite. Die eigentlich geplante Konzertlocation sollten die Wagenhallen sein. Was soll’s, dann rückt man beim heutigen Konzert der Hamburger Band ein bisschen sehr enger zusammen. Voll ist es bereits bei der Vorband „Der Bürgermeister der Nacht“. Bestehend aus Fynn Steiner und Joachim Franz Büchner, die zudem Mitglieder des Hamburger Künsterkolletiv Krautzungen sind. Ich bekomme noch „Paybackzeit in der Opiumhöhle“ mit, eine lockere Electropop-Nummer mit chansonartigem Gesang. Interessant, die beiden behalte ich gerne mal im Auge.

Der Bürgermeister der Nacht

Foto: Michael Weiß

Das Publikum ist angenehm gemischt, vom Twenty-Something bis darüber hinaus. Falls vorhanden, reihe ich mich bei denen ein, die anno 1996 das Album „Posen“ in Heavy Rotation gehört haben und für die die Songs „Universal Tellerwäscher“ und „Trrrmmer“ Begleiter auf diversen Mixtapes waren.

Nach der Umbaupause legen „Die Sterne“ gleich los. Der Auftakt „Flucht in die Flucht“ vom gleichnamigen neuen Album, flüchtet erstmal vor sich selbst. Nach zwei Anläufen sitzt der Takt und es geht weiter mit älteren Songs, obwohl auch die neuen gut sind, lässt uns Sänger Frank Spilker wissen. „Widerschein“ und die zeitlosen Klassiker aus dem ersten Bandjahrzehnt „Tellerwäscher“, „Risikobiografie“ finden beim Publikum Zustimmung. Textsicher wird mitgesungen. In diesen Songs finden sich auch die Momente, für die Bands aus Hamburg der 90er stehen, der gitarrenlastige Sound, die sich bei Funkrock einhaken, gemeinsam weiterziehen und neues wieder aufnehmen. Im Feuilleton taucht auch gerne das Wort „Diskursrock“ auf.

Die Sterne

Foto: Michael Weiß

Zu den neueren Songs des Konzertes zählen „Mach Dich vom Acker“ – schwungvoll im Schunkelrhythmus gehalten – zum Ausgleich der Umstände des urbanen Lebens haben sie sich auch mit den ländlichen Gefilden beschäftigt, so Frank Spilker. Gewippt wird auf der Bühne, getanzt im Publikum. Bei „Der Bär“ übernimmt Bassist Thomas Wenzel den Gesang bzw. Spokenpart. „Ihr wollt mich töten“ ist auf dem Album „Flucht in die Flucht“ zusammen eingesungen mit der sonoren Stimme Alexander Hackes von den „Einstürzenden Neubauten“. Dieser ist live nicht zugegen. „Mein Sonnenschirm umspannt die Welt“ kommt mit einem leichten Hauch Psychedelic-Rock charmant ums Eck, erinnert ein wenig an die alten Songs der Sterne. Vokale Unterstützung gibt es von Keyboarderin Dyan Valdes und Bassist Thomas Wenzel, Schlagzeuger Christoph Leich treibt den Rhythmus locker an. Das Set präsentiert sich nicht als durchgehendes Lärmbrett, sondern zeigt sich als abwechslungsreicher Ritt durch die Diskographie „Der Sterne“. Beim Publikum steigt die Stimmung stetig, sollte es eine anfängliche Handbremse gegeben haben, ist diese gelöst.

„Was hat Dich bloß so ruiniert“ als letztes Stück im Set zu spielen heizt die Stimmung nochmal ordentlich ein. Ein dicker Applaus schlägt der Band entgegen, eine Chance, die Bühne zu verlassen ist nahezu unmöglich. „Die Sterne, 2014, wär hätte das gedacht“ ruft Sänger Frank Spilker entgegen. Ganz artig, aufgereiht, wie auf einer langen Holzbank im Sportunterricht, setzt sich die Band seitlich der Bühne hin. Drei Zugaben gibt es noch. Die sympathischen „Bürgermeister der Nacht“ kommen mit auf die Bühne für ihren Gesangspart bei „Wo soll ich hingehen“.

So ein Sterne-Konzert kann unterschiedliche Erwartungen wecken. Die Band sehe ich zum dritten Mal. Das erste Mal in den Neunzigern, dann mit einer sehr ausgedehnten Pause im Rocker 33. Schön auf jeden Fall heute dabei gewesen zu sein. Das ging sicherlich dem ein oder anderen auch so. Lange dauert es, bis die Menschentraube am Merchandising-Stand sich aufgelöst hat.

Die Sterne

Der Bürgermeister der Nacht

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