WE WERE PROMISED JETPACKS, ASTAIRRE, 12.08.2012, Zwölfzehn, Stuttgart
Warum man sich Sonntagabends aus dem Haus und ins 1210 bzw. jeden beliebigen anderen Veranstaltungsort quält? Weil hin und wieder so ein großartiges Konzert dabei rumkommt wie heute Abend. Die anderen tapferen Mitstreiter sind dann doch auch eher Wiederholungstäter, so scheint es mir zumindest. Oder selber Musiker. So sind The Jerks fast komplett anwesend, sowie Teile von Heisskalt und Cro.
Der Stuttgarter Bandnachwuchs darf dann auch gleich mal die innerdeutsche Konkurrenz beäugen. Astairre. Pop-Punk aus dem Ruhrgebiet. 3 Jungs mit Gitarre, Bass und Schlagzeug, also die klassische Besetzung. Mit unglaublich viel Hall auf dem Gesang und ein bisschen viel Gerede zwischen den einzelnen Liedern. Wie die ganz Großen des Genres. Astairre spielen solide ihr dreißig minütiges Supportset. Dabei erfinden sie sicherlich den Pop-Punk nicht neu, aber der deutsche Gesang fällt auf jeden Fall, wie sonst so oft, nicht unangenehm auf und die Musik macht durchaus Spaß.
Bei We Were Promised Jetpacks hat sich seit ihrem letzen Besuch in Stuttgart dann doch, trotz neuem Album „In The Pit Of The Stomach“, gar nicht so viel verändert. Sie sehen immer noch gleich alt bzw. jung aus. Sind immer noch sehr zurückhaltend, fast schüchtern. Machen immer noch die gleiche Musik. Und am wichtigsten, sie spielen ihre Musik immer noch mit der gleichen Hingabe und Überzeugung.
Sänger und Gitarrist Adam Thompson schreit sich die Seele aus dem Leib, teilweise auch neben dem Mikro her. In dem Wissen jeden im Raum deutlich zu übertönen, ist dies jedoch Absicht und keine Unachtsamkeit. Gitarrist Michael Palmer hat eigentlich nicht so viel zu tun und spielt somit nur die Hälfte der Zeit mit. Die restliche Zeit steht er still, fast abwesend in der Musik versunken am Bühnenrand, klopft auf seiner Gitarre rum und schlürft sein Wasser. Aber sobald es wieder losgeht für ihn ist er wieder voll da. Darren Lackie am Schlagzeug prügelt unermüdlich auf eben jenes ein und Bassist Sean Smith nimmt man kaum war. Aber man bemerkt eben auch nicht dass was fehlt. Im Gegensatz zum Support beschränken sich We Were Promised Jetpacks darauf ihren Bandnamen zu verkünden, Danke zu sagen und konzentrieren sich ausschließlich auf ihre Musik.
Das gleiche gilt auch fürs Publikum. Gefesselt und hochkonzentriert wird zugehört, mitgesungen und mit gewippt. Einzige Ausnahme bildet „Quiet Little Voices“. Zum Smash-Hit der vier Schotten wird dann mal getanzt und mitgebrüllt. Insgesamt spielt We Were Promised Jetpacks ein kurzweiliges, abwechslungsreiches und gleichzeitig stimmiges Set und reißen zumindest mich komplett mit.
Ganz im Gegensatz zu ihrem Konzert auf dem Phono Pop Festival vor drei Wochen. Auf der größeren Bühne, vor mehr Menschen wirkte die Band etwas verloren und das Konzert irgendwie lustlos und zu gezwungen. Aber in der richtigen Location, und diese war, trotz oder gerade wegen der zu kleinen Bühne, heute Abend das 1210, entfalten die vier Schotten ihre komplette Wucht und Faszination. Da kann auch der wöchentliche Tatort oder ein letztes Wochenendbier auf dem sonnigen Balkon nicht mithalten.
Wisst ihr für wann Hamburg geplant ist?