OLI RUBOW + JÖRG KOCH, 10.08.2012, Merlin, Stuttgart

Subbass, Bandecho + Filterknacksen

Foto: Andreas Meinhardt

Wenn sich in den Sommerferien Musikliebhaber, Szenevolk und Gigblogger im idyllischen Biergarten des Merlin drängen, dann ist klar: es ist Klinke-Festival. Bereits in der 23. Auflage präsentiert das Merlin bekannte Stuttgarter Bands und hoffnungsvolle Nachwuchs-Musiker bei freiem Eintritt. Dieses Jahr beginnt der bunte Reigen mit einem ungewöhnlichen Set: Oli Rubow und Jörg Koch treten unter dem Motto „Subbass, Bandecho + Filterknacksen“ an.

Zum Warmup gibt der DJ Tokyo-Tower elektronische Loops und Samples zum besten, untermalt von dezenten Visuals. Ein etwas undankbarer Job bei der dauernden Bewegung des Publikums von Saal zu Biergarten und zurück.

Wer den Drummer Oli Rubow von seinen Auftritten mit Netzer oder auch dem bei „Uwe Schenk trifft…“ kennt, bemüht sich schnell um einen Platz in Bühnennähe. Das spannende an seiner Darbietung ist nämlich nicht nur das, was er spielt, sondern wie es entsteht.

Was die beiden fabrizieren, lässt sich nicht in klassische Songstrukturen fassen. Erkennbar sind etwa drei Tracks, die fließend ineinander übergehen. Das ganz beginnt ganz unauffällig. Rubow wischt gerade noch die Felle seiner Drums sauber, schlägt – eher soundcheckend – mal hier, mal dort hin und daraus entwickelt sich schleichend ein erster Rhythmus, Koch steuert einen Basslauf und ein paar Loops bei, die Dynamik nimmt zu, Hall und Echo werden aufgedreht und im Nu befinden wir uns in einer dickflüssigen Dub-Suppe. Immer wieder frappierend: kein Takt gleicht dem anderen und trotzdem entsteht ein konsistenter Beat.

Das ist Musik für Feinschmecker, ein Soundtrack für den Timelapse-Film einer spannenden Metropole. Und verblüffenderweise passt dieser Sound ganz wunderbar zu Stuttgart, zu diesem Sommer und zu diesem feinen Festival…

Unterdessen frickeln sich Rubow und Koch durch immer wieder verblüffende Rhythmen, geben sich im zweiten Drittel eher jazzig und scheinen vieles tatsächlich spontan während des Musizierens zu entwickeln. „Mucker-Mucke“, meint der Nebenmann. Recht hat er, macht aber auch Nichtmusikern Spaß und ist immer spannend.

Zum Abschluss drehen die beiden auf, ein treibender Housebeat, wie wir ihn auch auf dem aktuellen Netzer-Album finden, bringt Bewegung ins Publikum. Rubow steuert immer wieder überraschende Effekte aus seiner elektronischen Wunderkiste bei. Vermutlich könnte dieser Gig noch Stunden weitergehen, aber aus Rücksicht auf die Nachbarn enden die Klinke-Konzerte strikt um 23 Uhr.

Glücklicherweise gibt es davon bis zum Ferienende noch einen ganzen Haufen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Gastro-Crew das chronische Zapfproblem an der oberen Theke noch in den Griff bekommt, denn außer dem Obulus für den Spendenhut hätten viele Gäste sicher noch den ein oder anderen Euro für ein Bier übrig, wenn sie denn eins bekämen.

Tokyo Tower

Subbas, Bandecho + Filterknacksen

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