THE GO! TEAM, 16.03.2011, Schocken, Stuttgart

The Go Team

Foto: Steffen Schmid

Man kann ja schlecht nicht auf ein Konzert hingehen, wenn einem der große Hamburger Connaisseur Carsten Friedrichs von Superpunk per Jahrescharts mitteilt, dass The Go! Team live eine Hammerband sein sollen. Zudem hat es auf dem neuen Album „Rolling Blackouts“ ein paar richtig schöne, melodische Popperlen drauf, die mich mir gut gefallen tun.

Vorabeindruck als wir ins Schocken einlaufen: Dieser Ort erlebt heute wohl einen seiner verdichtetsten Konzertabende überhaupt. Also nicht nur rappelvoll mit Publikum, auch die Bühne ist mit Instrumentarium (u.a. Steeldrum und Schreibmaschine) und zwei Schlagzeugen komplett zugestellt. Und als Support tritt nicht irgendein Solokünstler samt Wandergitarre auf, sondern natürlich auch eine siebenköpfige Band.

Retro Stefson

Foto: Steffen Schmid

Die Isländer Retro Stefson sind unseren Iceland Airwaves-Besuchern schon bestens ein Begriff und zeigen auch fernab der Heimat, was für ein ungewöhnlich guter Act sie sind.
Außer Deathmetal und Schlager wird wohl fast jeder Musikstil in ihren Songs verwurstet, dabei extrem gut arrangiert, hochmusikalisch und mit einer lockeren Präzision gespielt, dass man nur staunen kann. Umso mehr, da die Jungen und das Mädchen so aussehen, als müssten sie morgen früh schon wieder zur Schule. Vor allem der Schlagzeuger dürfte die Pubertät noch vor sich haben.

Retro Stefson

Foto: Steffen Schmid

Allen Songs gemein ist, dass sie in die Beine gehen. Eigentlich bräuchte es die sympathischen Animationsansagen der Band gar nicht, aber die machen das so nett – man will es nicht missen. Süß auch die Headbanging-Einlage der Keyboarderin, welche mit ihrer fragilen Erscheinung komplett kontrastiert.
Die 30 mit 80ies-Discopop-Progrock-House-Afrofunk-Calypso angefüllten Minuten gehen extrem kurzweilig vorbei. Selten, dass eine Vorband so viel Applaus bekommt. Verdient!

The Go Team

Foto: Steffen Schmid

Gegen halb elf kommen die Brightoner The Go! Team aufs Parkett. „Nur“ sechs Leute, aber eine Energie im Hintern wie ein zugekokstes Rugbyteam. Der Abend hat fast nur eine Maxime und die lautet: „immer am Anschlag“. Die meisten Songs werden von der sehr sportiven Ninja mehr gerappt als gesungen und klingen, als würde eine Band Eigenkompositionen im Fatboy Slim-Style spielen. Subtil ist das nicht und zu Hause auf der eigenen Stereoanlage auf Dauer vielleicht etwas eintönig, aber live funktioniert das Prinzip „immer voll auf die Nuss“ bestens.

Auch das Auge wird bestens bedient. Zwei Schlagzeugern beim Spielen zuzuschauen, fand ich schon immer faszinierend. Ninja nutzt den Auftritt als Aerobicstunde, während die anderen Bandmitglieder alles andere als stillstehen. Instrumente werden untereinander getauscht, plötzlich taucht ein Banjo auf und eine Mundharmonika ist das Leadinstrument im Song „Yosemite Theme“. Von der Musik bis zu den Musikern selbst – alles ist von einer großen Unruhe und Lebhaftigkeit gekennzeichnet. ADHS als künstlerische Ausdrucksform.

The Go Team

Foto: Steffen Schmid

Meine persönlichen Highlights von der musikalischen Seite her sind die poppigen Songs wie „Secretary Song“ oder das von der Schlagzeugerin Chi Fukami Taylor gesungene „Ready To Go Steady“. Von der optischen Seite her hingegen der Style von Basser Jamie Bell, der irgendwie aussieht wie eine Kreuzung aus britischem Fußballer und Popstar Anfang der 70er. Könnte problemlos in der BBC Serie „Life On Mars“ mitspielen.

„The Power Is On“ markiert vielleicht den energetischen Höhepunkt des Abends. Mehr geht beim besten Willen nicht. Drei Zugaben bekommen wir noch geboten und werden mit „Keys To The City“ um viertel vor zwölf wie eine ausgequetschte Zitrone in die Nacht entlassen. Beeindruckender Abend, muss man erst mal in Kur danach gehen.

The Go Team

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Retro Stefson

The Go! Team

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