DUB TRIO, 11.10.2010, Schocken, Stuttgart

Konzertbericht: DUB TRIO am 11.10.2010 im Schocken, Stuttgart

Foto: Michael Weiß

Harte Zeiten gerade, nicht nur auf der Straße und im Schlosspark, auch auf dem gig-blog, im Sinne von harten Gitarren. Innerhalb nur weniger Tage Thrash– und Black-Metal Konzerte, heute Abend das etwas weniger verbreitete Subgenre Dub-Metal. So bizarres Zeug kann natürlich fast nur von Mike Pattons Label ipecac kommen. Ich war ja bisher diesem Label eher vorauseilend skeptisch gegenüber eingestellt, die Angst vor weiteren Fantomas ähnlichen Lärmorgien war einfach zu groß. Seit aber das fantastische Mondo Cane Album von Mike Patton partout nicht mehr aus meinem CD-Player raus will, sage ich: ipecac herrscht!

Dieser Meinung sind, zumindest am heutigem Montagabend, nicht allzu viele. Sehr übersichtlich die Zuschauerresonanz, erlesene Leute, Connaisseure eben. Diese bekommen dafür aber eine Musik geboten, wie man sie sonst wohl nirgendwo zu hören bekommt. Das Dub Trio klingt ungefähr so, wie das Resultat einer Frontalkollision von den Melvins mit Slayer und Sly & Robbie, bei der die Sänger ums Leben kamen. Gibt wahrscheinlich wenige Genres, die weniger zusammen passen würden als Metal und (Reggae-)Dub, aber die drei Brooklyn-Boys schaffen das Kunststück, diese Gegensätze zu einem extrem tighten und homogenen Sound zu formen.

Was nach einer etwas überspannten, intellektuellen Kopfgeburt klingt, entpuppt sich schon nach wenigen Minuten als ein teilweise mitreißendes Konzert. Die Band legt eine knallharte Präzision und Wucht an den Tag, dass man nur staunen kann. Die Riffs sind vom Allerfeinsten, ich tipp mal, dass sich 90 % aller Metalbands nach so was die Finger lecken würden. Genauso virtuos dann die dubigen Parts, als ob die Band schon seit 40 Jahren nix anderes als Reggae gespielt hätte.

Samples und Keyboards kommen auch zum Einsatz, sodass der Sound manchmal auch Richtung elektronischer Dub-Spielarten abdriftet. Sehr gekonnt, sehr geschmacksicher, null aufgesetzt! Für mich absolut beeindruckend: der Schlagzeuger. Nach dem zweiten Song muss er sich seines T-Shirts entledigen, und prügelt sich fortan oben ohne durch das restliche Set. Wirklich faszinierend, mit welcher Kraft und hohem technischen Können er sowohl den Metal-Schlagzeuger, als auch den Reggae-Drummer gibt. Hab selten was Besseres gesehen.

Mit stoischer Miene wird hier also über 75 Minuten lang Metal und Reggae dekonstruiert, und wieder neu zusammengebastelt. Und trotz dieses nach „auf dem Reißbrett entstanden“ klingenden Ansatz, ist es schlussendlich einfach nur eine fantastische Rockshow zum Mitgehen. Als Zugabe wird noch angekündigt, dass sie These Boots Are Made For Walking spielen. Mag sein, dass es das tatsächlich war. Aber ich hab’s aus dem Elektro-Ambient-Dub nicht rausgehört. Egal, tolle Band, absolute Live Empfehlung, nächstes Mal bitte mehr Leute!

…soll ich auch vom Rooney Konzert traumatisierten Fotografen ausrichten.

2 Gedanken zu „DUB TRIO, 11.10.2010, Schocken, Stuttgart

  • 14. Oktober 2010 um 08:39 Uhr
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    gelungenes konzert, gelungener abend, gelungener artikel! vor allem die sache mit der frontalkollision. mir waren dieselben bands zu thema eingefallen.
    wie schon vom autor erwaehnt: naechstes mal bitte mehr leute!

  • 14. Oktober 2010 um 08:42 Uhr
    Permalink

    @zwist: danke schön! sehr beruhigend wenn ich mit meinen Assoziationen mal nicht ganz daneben liege:-)

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