PEACHES, 06.10.2009, Manufaktur, Schorndorf

Peaches

Foto: Steffen Schmid

Sehr schön, Peaches in der Manufaktur – da wollen wir dabei sein. Bei ihrem letzten Auftritt in Schorndorf beeindruckte Frau Merill Nisker neben ihrer kraftvollen Show unter anderem mit einem Zwei-Meter-Phallus. Was wird uns heute Abend erwarten?

„I Feel Cream“ heisst die aktuelle Show zur Platte, und Peaches geht erst mal in Kampfstellung zum Publikum mit A-Team-Intro, Wrestling-Masken und einem übergroßen Ballonseide-Jäckchen. Schön irritierend. Ihre dreiköpfige Band „Sweet Machine“ aus Berlin flankiert ihren Angriff mit ordentlichen Beats, die selbstverständlich von einem Schlagzeuger UND einem Beatmaschinisten erzeugt werden, sowie mit einer Stromgitarre, die von einer der langhaarigen Dame bedient wird, die sicherheitshalber in schwarzer Strapse in den Ring geht. Man muss dazusagen: Sie kann’s tragen. Und Peaches geht in Vorleistung, mit ihrem treibenden Sprechgesang, wechselnden schrillen Outfits, Ausflügen ins und aufs Publikum, auf die Bar und ihrem Quasi-Strip auf dem Bistrotisch neben mir electroclasht sie Schorndorf. Für „Shake yer dicks“ wirft sie sich eine rote Kapuze mit Goldrand über und zieht über ihre Arme lange Handschuhe mit langen Haaren – sie selbst wird zum Phallus. Was für ein Start.
Mit dem anschließenden Song vom aktuellen Album zeigt sich unsere Protagonistin von ihrer verletzlichen Seite: In Hausfrauenmanier trägt sie einen braun-gelb-geblümten Bademantel mit einem weißen Handtuch um den Kopf und haucht verträumt „I don’t wanna lose you“. Oder ist das alles Ironie?  Musikalisch jedenfalls wird deutlich, dass die neue Platte mehr hergibt als die Schublade Electroclash. Das Titelstück „I Feel Cream“ erinnert an eine dancefloor-taugliche Róisín Murphy, „Billionaire“ ist HipHop mit der Sprechgesang-Duettistin Shunda K, die für die Performance des Songs auf ein Betttuch projiziert wird. Das ist letztlich Pop. Aber es gibt ja noch den ein oder anderen älteren Track, z.B. skandiert Schorndorf „Fuck The Pain Away“. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die Texte sich mit dem Thema zwischenmenschlicher Horizontale beschäftigen.

Eine verdammt abwechslungsreiche Show mit vielen visuellen Gimmicks, Klamotten und Effekten wie LEDs zwischen den Oberschenkeln findet nach drei Zugaben dort musikalisch ihr Ende, wo die Rampensau eigentlich herkommt: im Punk. Peaches peitscht zum Schluss ihre Fans mit den Worten: „Shirts come off, shirts come off“ – und sie gehorchen.
Sie verabschiedet sich mit den Worten: „Thank you from the bottom of my ass“. Dazu passt der Satz aus ihrem Interview „Die Befreiung“ im Umagazine: „(…) Deswegen bin ich auch so froh, dass mein Image größer ist als meine Musik.“ Da hat sie recht!

PS: Wo wurde bei Peaches der Sender für ihren In-Ear-Monitor platziert? Klar, zwischen her tits.

PPS: Und noch was. Beim letzten Konzert spielte die Vorgruppe „Planning to rock“, ich verpasste sie erfolgreich, was mich bis heute wurmt, denn das Album „Have it all“ ist schön schräg wunderbar. Das wollte ich an dieser Stelle geäußert wissen.

7 Gedanken zu „PEACHES, 06.10.2009, Manufaktur, Schorndorf

  • 7. Oktober 2009 um 08:50 Uhr
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    zu recht wurde auf der brandneuen gig blog facebook dependance das motto ausgegeben: wer sich als junge fühlt geht zu peaches, wer sich als mädchen fühlt geht zu rocko.

  • 7. Oktober 2009 um 08:58 Uhr
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    Interessante These, Cathrin.

    Auch wenn es an Wiederholung grenzt: die Fotos, die Fotos, die Fotos… toll!

  • 7. Oktober 2009 um 09:03 Uhr
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    @Cat: geht das schon wieder los, aber ok, diesmal war auch der Walter mit dabei im gay-boat!

  • 7. Oktober 2009 um 12:30 Uhr
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    hehe ich wäre zu Peaches, war aber noch krank!

  • 8. Oktober 2009 um 15:43 Uhr
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    Insiderwissen Pt. I: Die zwei anonymisierten Tänzerinnen bei „Talk to me“ wurden vor der Show vom Roadie aus der 1. Reihe direkt gecasted und engagiert.

    Insiderwissen Pt. II: Iggy Pop war am 06.10.09 leider verhindert, das Double bei „Kick it“ hat den Job aber sehr ordentlich erledigt.

  • 9. Oktober 2009 um 22:55 Uhr
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    Schön war übrigens auch, dass Madame kurz mal alle Bierflaschen vom Bistrotischchen gekickt hat. Wurde aber gleich weg gekehrt. Sind halt Schwaben! Auch bei noch so coolen Konzerten.

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