EARTHLESS, PONTIAK, 06.08.2009, Elfer Club, Frankfurt
Los geht’s mit einer grotesken Biografielüge: Lang her sind die Zeiten, als ich pillenbeseelt jedes Wochenende im Omen durchgetanzt habe.
Wenn man schon gar keinen Bezug zu Frankfurt hat, dann denkt man sich eben einen aus, der was hermacht. So!
Ab in den Hessen-Moloch, Earthless ruft. Highlight der Hinfahrt ist Toxics Fluch, als das Navi uns nach Rödelheim leitet: „Verdammt, genau das wollte ich vermeiden!“ Moses P. und Schwester S.‘ gottloses Werk haben tiefe Spuren in empfindsamen Seelen hinterlassen.
Der Club Elfer befindet sich in einem Gebiet, das aussieht wie Ludwigsburg-Ossweil vor 20 Jahren. Im selben Gebäude ist noch die legendäre Batschkapp untergebracht, aus der man schon Agnostic Front rausrumpeln hört, während zeitgleich die Localheroes von Ephemeros bei uns den Abend beginnen. Donnerstagabend, Einlass 21 Uhr, 3 Bands. Heisst natürlich frei nehmen den nächsten Tag, ich möcht‘ ja nicht vor lauter Übermüdung meinem Herztransplantationspatienten fälschlicherweise eine Schweineleber einpflanzen.
Der Club versprüht Jugendhausatmosphäre und der Konzertraum samt den 40-50 Zuschauern (eine Frau glaub ich gesehen zu haben) gibt dem ganzen Abend einen Proberaumcharakter.
So richtig steigen wir in den Abend erst mit Pontiak ein. Bärtiges Trio aus Virginia. Gesichtspullis gehören zu dieser Musik dazu wie Humorlosigkeit zu Mario Barth. Ist einfach so. Sehen aus wie drei Brüder, die Dudes und stimmen uns mit ihrem psychedelischen Stonerrock gut auf Earthless ein. Im Gegensatz zu diesen wird hier aber auch ab und an gesungen. Mal harte Riffs, mal halliges Effektgewabere, viel Energie, der Vortrag gefällt sehr.
Isaiah Mitchell, Leadgitarrist von Earthless (und auch von The Freeks), verbringt die Zeit vor dem Auftritt mit Hansa-Pils, Tennis am Laptop und damit den anderen Bands zuzujubeln. Mag den Kerl ja eh schon seit seinem letztjährigen famosen Auftritt mit The Freeks in Stuttgart. Mit Fotograf Schmoudi kommt er wohl auch gut klar, stellt sich ihm mit Namen vor und freut sich auf unseren Blogbericht samt Fotos. Super!
Der Earthless-Auftritt ist schnell beschrieben. Als man das erste Mal klatschen kann, sind 45 Minuten vorbei und der Auftritt auch. Die Zeit dazwischen ist allerdings mit brachialer Intensität gefüllt. Die CD-Kritik sagt „jam-heavy, guitar-freakout“. Gitarrensoli sollte man also ab können. Allerdings handelt es sich hier nicht um Virtuosgewichse, das zeigen soll, was man denn so tolles alles gelernt hat. Psychedelicrocksoli sind Mindfucker, die dir den Rührer ins Hirn stecken und einfach Teil des Grundsounds sind. Dass Isaiah auch ein sauguter Gitarrenspieler ist, stört dabei aber nicht. Beeindruckend wie die Band nach all dem langen Gejamme immer wieder zueinanderfindet, um Tempi- und Riffwechsel einzuleiten. ‚Ne Dreiviertelstunde klingt ja jetzt nicht nach viel, aber wenn man sieht was die Jungs in dieser Zeit an Energie rein investieren (keine Ahnung wie das physisch möglich ist, was der Schlagzeuger da abliefert) und wie sehr einen diese auch selber mitnimmmt, dann passt das wunderbar so.
Ich freu mich schon auf das Wiedersehen mit Herrn Mitchell und The Freeks am 16. September in Stuttgart. Hoffentlich mit zahlreichen anderen Leuten.
Earthless
Respekt Lino, Du bister DER Schwerstarbeiter auf dieser Seite. Schöner Konzertbericht, war ein gelungener Abend, hinzufügen möchte ich noch, dass „Grüne Soße“ rockt, Schmoudi Du und ich unbedingt den „Nailer“ brauchen https://emericaskate.com/shoes/fall-2009/nailer-earthless/,
und das mit „Rötelheim“ üben wir nochmal.
Dein Kollege und RöDelheim-Hasser
Txc
Dann eben mit ‚d‘, hab’s korrigiert. Auch gut war die Aussage im Biergarten „Espresso gibt’s jetzt keinen, ist gerade zuviel los“.
Espresso, unzumutbar aufwändiges Getränk…
Großartig Lino! Ich bin mal wieder begeistert. Ich les echt lieber Deine Reviews als dass ich selber aufs Konzert gehe.
Aufpassen, dass Du nicht zu geil ablieferst, sonst geht bald niemand mehr auf Konzerte und Weinheim-Verhältnisse werden auch in Stuttgart Realität…fast verheilte Wunden brechen wieder auf…
tja, Lin…rate mal wer in Puncto Biographie, OMEN und Frankfurt seine Biographie NICHT fälschen muss. Und um den nachfolgenden witzigen Kommentar gleich zu entschärfen…nein, nicht pillenbeseelt. Langsam glaube ich Toxic hat allgemein was gegen deutsche Rapper. :-)
Schmissig, Dein Text, wie immer. Einfach gut zu lesen.
Und die Fotos wie immer großartig, fangen die optische Atmosphäre ein, wie sie kein Zuschauer sie zu sehen bekommt.