HUGO RACE & THE TRUE SPIRIT, 26.05.2016, Laboratorium, Stuttgart

HUGO RACE & THE TRUE SPIRIT, 26.05.2016, Laboratorium, Stuttgart

Foto: Michael Haußmann

Der Australier Hugo Justin Race, wie er laut Wikipedia wohl tatsächlich heißt, sitzt auf einem Barhocker an seinem Merchstand, unterschreibt Platten, CDs, Bücher und plaudert ein bisschen mit seinen Bewunderern. Er ist ein attraktiver, schlanker Typ, der am Vortag seinen 53. Geburtstag gefeiert hat. Es sei eine nette Autoparty auf dem Weg von Belgien durch Frankreich Richtung Stuttgart gewesen, mit extra lauter Musik und anständig was zu rauchen erzählt er auf persönliche Nachfrage.

Tourleben eines Musikers wie man sich’s halt so vorstellt. Er ist bereits seit den späten 70ern im Geschäft. Seine bekannteste Referenz ist die Tatsache dass er Gründungsmitglied von Nick Caves Bad Seeds war. Das ist allerdings auch schon ganz schön lange her und er war wohl nie untätig seit dem. Aktuell ist er mit einer seiner Bands, The True Spirit, unterwegs.

HUGO RACE & THE TRUE SPIRIT, 26.05.2016, Laboratorium, Stuttgart

Foto: Michael Haußmann

Ganz ohne Vorband wurde im Lab erfreulich pünktlich angefangen. Sind halt alle auch nicht mehr die Jüngsten dort. Ich selbst kann meine Labbesuche fast noch an einer Hand abzählen und ein bisschen verstaubt finde ich’s ja schon.

Come on. It’s the Lab. It’s a little bit like in the 50ies.

meint Herr Race, der schon seit vielen Jahren Stammgast ist und dem Ort einen gewissen Charme zuspricht. Für meinen Geschmack könnte etwas mehr Bewegung in die Knochen der überwiegend bereits in Würde ergrauten Menschen kommen. Manche Köpfe nicken, ganz vereinzelt wird mitgewippt oder sogar ein kleines bisschen getanzt. Man schaut aber auch in so manch statische, fast versteinert wirkende Gesichter. Könnten natürlich auch leicht entrückt sein, was bei den häufig etwas psychedelischen Klängen von Hugo Race & The True Spirit sicherlich passieren dürfte.

HUGO RACE & THE TRUE SPIRIT, 26.05.2016, Laboratorium, Stuttgart

Foto: Michael Haußmann

Ohne Frage haben die Tischchen, Stühle und Nischen und das Sitzen der meisten Gäste auch ihr Gutes. Man sieht stehend dahinter weitegehend topp nach vorne und die Nähe zur Bühne von allen Ecken des Raumes erzeugt einen reizvollen Sog. Man ist irgendwie mittendrin. Der Sound ist bluesig düster, herrlich basslastig. Manchmal ist der Bass geradezu melodieführend. Viele der Songs starten noch recht verhalten und werden dann durchweg dichter und mitreißender. Die vier Herren scheinen sich immer wieder ganz in ihrer Musik zu verlieren. Nicht selten schließt Brett Poliness an den Drums die Augen. Die meisten Aufgaben hat Multiinstrumentalist Michelangelo Russo, von dem unser Fotograf vermutet, dass er mit Glatze zwischen langen graumelierten Locken und Rauschebart noch immer den Hippiesand aus Goa in den Stiefeln haben müsse. Der Mann trompetet, singt, hat ein etwa 2-oktaviges Keyboard, viele Knöpfe, gezählte elf Mundharmonikas vor sich und das alles kommt auf unterschiedlichste Art und Weise zum Einsatz. „Sparks Will Fly“ höre ich bei einem der Lieder raus. Im Hintergrund zirpt es wie tausende Grillen. So könnte sich das Outback anfühlen.

HUGO RACE & THE TRUE SPIRIT, 26.05.2016, Laboratorium, Stuttgart

Foto: Michael Haußmann

Das Set gliedert sich in zwei etwa gleichlange Teile. In der unerwarteten Pause wird der Getränkeumsatz nochmal angekurbelt und wir entdecken Stuttgarter Musikprominenz. Eleni und Daniel von Sea + Air geben sich als Labelkollegen die Ehre. Wir schwelgen kurz gemeinsam in Orange-Blossom-Festival-Erinnerungen, wo wir die beiden ebenfalls von weitem gesehen hatten.

Der Wiedereinstieg nach der Unterbrechung gelingt nahtlos, obwohl es nachvollziehbar schwierig sein kann, den Spannungsbogen wieder aufzunehmen. Hugo Race startet mit einem seiner ruhigeren Songs, bei dem seine absolut markante dunkle Stimme viel stärker zum Tragen kommt. Es ist nicht ganz Mark Lanegan, auch nicht ganz so charismatisch wie ein Nick Cave, aber in diesem traulichen Ambiente kommt das ganz wunderbar.

HUGO RACE & THE TRUE SPIRIT, 26.05.2016, Laboratorium, Stuttgart

Foto: Michael Haußmann

Zugaben gibt es auch noch. Als erstes LSD Is Dead, das richtig funky und mit Trompete anfängt und sich über geschätzte acht Minuten steigert, wieder abfällt , immer mit dem herrlich aufdringlichen Bass im Vordergrund und wilden Improvisationen von Hugo Race an der Gitarre im eindrucksvollen Zusammenspiel.

Ich habe statt Album übrigens das nagelneue autobiografische Werk „Road Series“ des Mannes von Down Under mitgenommen. Ich soll Herrn Race dann mal Bescheid geben, wie ich es so fand. Es wäre ziemlich anders als andere Musikergeschichten meint er und verabschiedet sich sehr schmeichelhaft mit Küsschen links Küsschen rechts. Ich bin gespannt und werde berichten.

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