GRAVEYARD, 25.02.2024, Im Wizemann, Stuttgart

GRAVEYARD, 25.2.2024, Im Wizemann, Stuttgart
Foto: Joe Whirlypops Handy [Anm. d. Red.: Der Fotograf fiel kurzfristig aus]

Da ich die schwedische Vintage-Gitarrenrockband Graveyard vor etlichen Jahren mal live im legendären Stuttgarter 1210 erlebt hatte, habe ich auch diesmal die Hoffnung, so eine durch und durch klassische, milde psychedelische Hardrockband zu sehen, wie sie Cameron Crowe im noch immer sehenswerten „Almost Famous“ anno 2000 in Szene gesetzt hat. Im Kino war die fiktive Band Stillwater die archetypische 70er-Rockband, hart auf den Spuren von Led Zeppelin. Besetzt mit grundsympathischen, langhaarigen und bärtigen Späthippies, die kernig und kraftvoll in die Saiten greifen.

So ähnlich habe ich mir das auch an diesem Sonntagabend im Wizemann vorgestellt, wo der kleine Saal trotz – für meinen Geschmack – happiger Eintrittspreise mit rund 500 Menschen sehr gut gefüllt ist. Schon am gechillten Publikum lässt sich ablesen, was am Sound von Graveyard und ähnlich gelagerten (Stoner-)Bands so attraktiv ist. Denn grundsätzlich geht es um bluesbasierten Heavyrock und Rock’n’Roll mit milde spaciger Schlagseite – dafür aber ganz ohne peinliches Rumgepose und Macho-Attitüden wie bei den Kolleg*innen vom Heavy Metal-Fach.

Auch längere Soli oder exaltierte Showeinlagen gibt es bei Graveyard nicht. Vielmehr stehen hier vier reifere Schweden mit langen Haaren, Bärten und Straßenklamotten auf der Bühne und spielen einfach nur ihre Musik. Die ist wie gesagt recht geschichtsbewusst und bedient sich großzügig nicht nur bei Led Zeppelin und Black Sabbath, sondern auch bei Southern und Space Rock und immer wieder auch beim Blues.

Foto: Joe Whirlypops Handy [Anm. d. Red.: Der Fotograf fiel kurzfristig aus]

Soweit so gut – leider hat das Konzert dann aber doch nicht die bei mir erhoffte Wirkung. Statt bierselig-nostalgischem Matteschütteln (okay, meine Möglichkeiten sind begrenzt) bin ich zuallererst entnervt vom miesen Sound. Der ist im kleinen Wizemann nach meiner Erfahrung entweder sehr gut oder sehr schlecht, dazwischen gibt es nichts. Diesmal höre ich von Joakim Nilssons angemessen verwitterter Stimme nur untere und mittlere Frequenzen, auch vom Drummer ist fast nur die Bassdrum präsent. Der außerordentlich mächtige Bass ist wirklich fett, geht aber zulasten der beiden Gitarren, von denen man nur bei den Bluesnummern differenzierte Töne wahrnehmen kann.

Was dann eben diese altmodisch-behäbigen Downtempo-Bluesexkursionen noch zu den interessanteren Momenten macht – wobei sich eine gewisse Nähe zur gefürchteten Powerballade teils nicht leugnen lässt. Dass mich auch noch fast das gesamte Konzert über die aufdringliche Lichtshow mit ständigen Blendeffekten ins Publikum genervt hat – geschenkt.

Die 80 Konzertminuten werden für mich ein wenig zäh und ich vermute einfach mal, dass Graveyard in kleinerem Rahmen so gut wie eh und je gewesen wären – sagen wir mal im Goldmarks mit seinem zuverlässig sehr guten Sound hätte das ein zündender Konzertabend werden können. Wobei ich gerne anerkenne, dass es dem Großteil des Publikums aber doch richtig gut gefallen hat. Wahrscheinlich war es für viele eben das erste Graveyard-Konzert.

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