TRISTAN BRUSCH, SAN SILVAN, 15.01.2024, Theaterhaus, Stuttgart

Tristan Brusch | Foto: Patrick Grossien
Foto: Patrick Grossien

„Lass mich los“ heisst San Silvans Solo-Debüt-EP vom letzten Oktober. „Am Wahn“ nennt Tristan Brusch seine Tournee, benannt nach seinem vorletzten Album. Heute Abend im Theaterhaus in der Halle 2 wird verliebt, verlassen, verflucht, verletzt, verzehrt, verehrt. Lassen wir die Künstler mit ihren Texten sprechen.

Um mein Herz aufzubrechen, bring die Brechstange, bring die Brechstange

San Silvan | Foto: Patrick Grossien
Foto: Patrick Grossien

Noch haben nicht alle Gäste Platz genommen, da fängt der Schweizer Silvan Kuntz überpünktlich mit seiner eigenartigen Liebeslyrik an zu spielen. Zunächst mit der roten Gitarre, die er zwischendurch einfach mal umstimmt, dann mit der schwarzen Gitarre, der er einen erstaunlich schönen Texas-Blues abringt.

Mein Knochenmark ist kein Airbnb für meine Angst

San Silvan tritt so bescheiden auf, dabei sind seine Gitarrenkompositionen bewegend, anregend, einfach sehr gut. Das hat anscheinend auch Sophie Hunger überzeugt, die nicht nur am Songwriting beteiligt war, sondern die EP auch mitproduzierte, die er zur Aufführung bringt.

Früher war ich Jäger und Sammler
Ein Mann der Tag für Tag
auf den Straßen auf der Jagd
Heute tropft es fettig vom Tellerrand
Aus der Küche riecht es angebrannt

Tristan Brusch | Foto: Patrick Grossien
Foto: Patrick Grossien

Langsam, getragen, traurig, beginnt Tristan Brusch den Abend mit diesen Worten. Er ist allein auf der Bühne mit seiner Akustikgitarre, neben ihm sitzt eine E-Gitarre, hinter ihm sitzt ein E-Klavier und er bemerkt zufrieden, dass er das Sitzkonzert durchgesetzt bekommen hat. Singen und Schunkeln dürfe man aber dennoch. Und er hebt hervor, dass er es sehr besonders findet, dass heute Abend so viele hier seien (ausverkauft, um genau zu sein) und sich all den Worten aussetzen, die er singe, schließlich wollen die ja alle was von einem, man hätte ja auch viel bequemer auf dem Sofa liegen bleiben können und Netflix schauen. Brusch gebiert mit seinen und seiner Musik eine Chimäre aus Pop, Chanson, Schlager und Kunstlied. Lauschen wir doch einfach seinen Worten, er erzählt uns so viel über sich, über die Welt und über die Liebe.

Gelsenkirchen
’88
Auf den Wellen ihrer Wehen
Bin ich in diese Welt geritten

Das Leben ist so schön
’95
In Tübingen
Ich kann den Schulweg ganz alleine gehen
Das Leben ist so schön

Auf meinem Nachttisch liegt ein Goldstift,
Mit dem mal ich meine Zukunft golden an.

Ich bin ganz ruhig, meine Miete ist nicht gezahlt.
Ich bin, was ich bin.
Mama sagt: „“Is‘ nicht so schlimm““
Mama sagt: „“Is‘ nicht so schlimm““

Oh Lord
Gib mir nur ein Lied das ich singen kann
Gib mir ein Lied das ich schreien kann
Gib mir ein Lied das ich schweigen

Ich bin eine Parade, die durch deine Straßen zieht
Ich bin ein hohes Fis, das durch deine Ohren fiept

Das Publikum wartet, es will was erleben
Sie haben alles schon gesehen
Unsere Liebe rührt niemand zu Tränen
Entlockt ihnen höchstens noch ein Gähnen

Die Erwartung an den Hauptact, schraubt sich in die Höhe
Doch wegen des Publikums schlägt mein Herz hinter ’nem Käfig

Manchmal muss ich richtig überlegen
Welchem Mensch‘ ich welche Lüge erzählt hab‘

Oh, Lord
Zeig mir einen Mensch dem ich verzeihen kann
Zeig mir einen Mensch der mir verzeihen kann
Zeig mir einen Menschen der mir zeigen kann
Wo lang die Welt sich dreht

Und ich sage dir
Ich bin diese eine verbotene Tür
Es duftet nach Zuckerwatte, Rauch, verschüttetem Bier
Wenn du dich traust, verschütt ich mich dir

Mirage

Oh mon amour, oh mon amour
Wenn du dich traust, verschütt ich mich dir
Oh mon amour, oh mon amour
Wenn du dich traust avec plaisir

Einen der die Haltung wahrt
Als ob er noch auf was wartet
Sich selbst für später spart
Einen der die Türen aufreisst
Und Galaxien zusammenschweißt
Sich von sich selbst befreit

Wer nix gibt
Wird beneidet
Weil er nicht leidet
Wie’s aussieht

Von Zeit zu Zeit
Krieg ich ne Slideshow
Stock Music Klavier Melodei

Vor Dir liegt das Leben
Egal wer du bist
Egal wer du wirst

Vor meinem Fenster
Kann ich Bäume sehen
In mir drinnen da
Kann ich die Chemo spüren

Jetzt bin ich schwächer
Als das blasseste Rosa
Und es wird endlich
Endlich Zeit das ich loslass

Wenn die Liebe uns verlässt
Dann Halten wir uns fest
Dann Halten wir uns fest
Am Rest
Wenn die Liebe uns verlässt
Dann Halten wir uns fest
Dann Halten wir uns fest
Am Rest
Wenn die Liebe uns verlässt
Dann Halten wir uns fest
Dann Halten wir uns fest
Am Rest
Wenn die Liebe uns verlässt
Dann Halten wir uns fest
Dann Halten wir uns fest
Am Rest
Wenn die Liebe uns verlässt
Dann Halten wir uns fest
Dann Halten wir uns fest
Am Rest
Wenn die Liebe uns verlässt
Dann Halten wir uns fest
Dann Halten wir uns fest
Am Rest

… singt Tristan zum Schluss so lange, bis der Saal mitsingt … Und der eine oder die andere weint.

„Am Wahn“, der Mann, und wir mit ihm.

Tristan Brusch | Foto: Patrick Grossien
Foto: Patrick Grossien

Set-List

20.15
Baggersee
Mirage
Einer Liebt Immer Mehr
Der Abschaum
Gold
Seifenblasen platzen nie
Wahnsinn mich zu lieben
Am Herz vorbei
Ein Wort
Wieder eine Nacht
Neujahrsschnee / Zuckerwatte / Fisch
(Medley)
Oh Lord
Ein Loch in die Natur
Monster
Am Rest

Encore:
Für Theo
Das Leben ist so schön

Tristan Brusch

San Silvan

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