QEK JUNIOR, 06.01.2024, Kulturbunker Diakonissenplatz, Stuttgart

Ein gutes Neues allerseits! Geht es nur mir so, oder fühlt sich 2024 schon wieder so an wie die frühen 1980er mit ihrer No-Future-Perspektive? Die Weltlage ist mehr aus dem Lot denn je, innen- und außenpolitisch mehren sich die finsteren Aussichten. Das erste Konzert des Jahres mit düsterem Minimal-Synthwave in einem Bunker fühlt sich jedenfalls wie der passende Soundtrack dazu an.

Und man muss den Leuten von Transmission e.V. attestieren, dass sie mit ihrer Untergrund-Veranstaltungsreihe im Kulturbunker nicht nur den „Creatures of the Night“ einen Heimathafen geschaffen haben, sondern auch den Zeitgeist stimmungsvoll inszenieren.

Mit QEK Junior aus Koblenz – die mir ehrlich gesagt vor der Konzertankündigung gänzlich unbekannt waren und sich skurrilerweise nach einem Caravanmodell des „VEB Qualitäts- und Edelstahlkombinats“ benannt haben – hat die Transmission-Crew jedenfalls eine Band eingeladen, die die kalte und sterile Endzeit-Ästhetik der Achtziger genussvoll zelebriert. Das Duo Dominic Daub und Tobias Dupont, natürlich komplett in schwarz gewandet, produziert einen ebenso minimalen wie treibenden Elektro-Sound, der unter der kühlen Beleuchtung und vor der weiß gefliesten Wand mit streng schwarz-weißen Visuals genauso in einer Neon-Kellerbar in Kreuzberg anno 1981 hätte stattfinden können.

Im kalten Neonlicht fühle ich mich glücklich,
Im kalten Neonlicht taue ich richtig auf.

Auch wenn die Band ein paar Titel benötigt, um warm zu werden, bringen die zwingenden Beats langsam aber sicher doch Bewegung in das erfreulich zahlreich angerückte Publikum. Die Zwischenansagen sind knapp, ein Titel fügt sich an den anderen. Und trotz des genrebedingt schmalen musikalischen Spektrums, gestalten sich diese erfreulich abwechslungsreich. Mit musikalischen Verbeugungen werden die offensichtlichen Vorbilder angemessen gewürdigt: „Dicta Delgado“ oder auch „Deine Mudda hört die Krupps“ verweisen auf die geistigen Väter. Zitate und Querverweise sind ohnehin das Ding von QEK Junior. So wird mit dem Opener „Groß, Blond, Tuberkulös“ augenzwinkernd Falco zitiert.

Überhaupt ist es sehr erfrischend, dass Daub und Dupont die genre-immanente Ernsthaftigkeit mit feiner Selbstironie brechen. Schon das Einbetten des Sets in ein Schlagerintro und -outro (es grüßen Adamo und Heidi Brühl) lässt schmunzeln. Zudem endet gut einstündige Set mit einer schaurig-schrägen Coverversion des Sisters-Klassikers „Marian“ bevor „Wir wollen niemals auseinandergehen“ aus den Boxen schmalzt.

Das einzige irritierende Element im Setup ist für mich die sehr dominante Präsentation der Marke „QEK Junior“. Nicht nur, dass zwei große Rollups mit dem Bandlogo die Bühne flankieren, auch in den Projektionen erscheint es immer wieder. Dabei hinterlässt das Duo auch ohne diese Hilfsmittel einen ebenso bleibenden Eindruck wie das Duo No More, das wir an gleicher Stelle gesehen haben und das am 13. April zusammen mit PSYCHE wieder einen Halt im Kulturbunker machen wird. Und es würde mich nicht wundern, wenn wir irgendwann in der Zukunft auch QEK Junior hier wieder sehen werden.

Setlist

Groß, Blond, Tuberkulös
Kurz und schmerzlos
Schwarzes Gold
Nichts ist für die Ewigkeit
Kind der Achtziger
Deine Mudda hört die Krupps
Neue Ästhetik (kalt und steril)
Pervitin 2.1
Tick Tick Tick
Kleinstadt Avantgarde
1/0
Dicta Delgado
Yoshiwara
Kopfkino
Marian