CYPRESS HILL, 15.08.2023, Porsche Arena, Stuttgart

CYPRESS HILL, 15.08.2023, Porsche-Arena, Stuttgart
Foto: Ralph Pache

Die HipHop-Legenden Cypress Hill aus Los Angeles feiern den 30. Geburtstag ihres zweifellos wichtigsten und erfolgreichsten Albums „Black Sunday“ (das mit dem Crossover-Hit „Insane In The Brain“!) ausgerechnet in Stuttgart als einzigem Date in Deutschland. Als Veteran, der schon in den frühen 90ern im Ludwigsburger Forum dabei war, muss ich jetzt natürlich unbedingt auch in die Porsche Arena. Natürlich auch, weil ich Cypress Hill bis heute super finde, selbst das neue Album „Back In Black“ vom letzten Jahr gefällt mir überraschend gut.

Dennoch betrete ich die Stuttgarter Porsche Arena mit einer guten Portion Skepsis, denn mit HipHop live in großen Venues habe ich noch nie so richtig gute Erfahrungen gemacht: Public Enemy, Ice Cube, Gang Starr – für mich hat das auch in den goldenen 90ern nie so richtig funktioniert.

KEZ, 15.08.2023, Porsche-Arena, Stuttgart
Foto: Ralph Pache

Den Abend eröffnet Rapper KEZ, ein Gangsta aus Baden-Baden-Central mit kernigem Deutsch-Rap zu eher oldschooligen Beats. Vermutlich sind die wenigsten Gäste wegen ihm da, es gefällt mir aber gut, wie die erst halbvolle Halle erfreulich motiviert die genretypischen Spielchen mitmacht.

Dennoch verabschiede ich mich nach drei Songs mit einem Bier in die Freiluft-Raucherzone – mal sehen, wie sich die an diesem Abend ausgeprägt THC-freundliche Stimmung auswirkt. Smokers Delight mit Passivkiffen? Weit gefehlt – in Stuttgart regiert ganz klar Hofbräu Delight, bevorzugten im praktischen 6er-Tray zu 36 Euro.

KEZ, 15.08.2023, Porsche-Arena, Stuttgart
Foto: Ralph Pache

Das Publikum wollte ich mir diesmal genauer ansehen: Wie sich das 50-Jahre-HipHop-Jubiläum wohl in der Schwabenmetropole manifestiert? Ich würde ja gerne alle Klischees über herausgeputzte Halbhöhen-Pimps, Kehrwochen-Bitches (oh Gott, darf man das so schreiben?) und Speckgürtel-Gangster bemühen, es ist aber nur ein eher unauffälliges bis diskret cooles Publikum hauptsächlich zwischen 30 und 50 da.

Sehr viele in Cypress-Hill-Shirts (einer auch mit Pablo Escobar), einige stylishe Anglerhüte – dazwischen Langhaarige und ein Irokese, Gesichtstätowierte, Schwarzkittel, etliche Hippies, teils sogar barfuß. Und diese bunte Truppe feiert so enthusiastisch zusammen, wie ich es bei einem Großkonzert schon lange nicht mehr erlebt habe.

CYPRESS HILL, 15.08.2023, Porsche-Arena, Stuttgart
Foto: Ralph Pache

Das viertelstündige Intro des DJs (sorry, Namen nicht verstanden – aber Muggs ist es eher nicht) überrascht mit Jimi Hendrix und Metallica, und als die beiden rappenden Urmitglieder B-Real und Sen Dog die Bühne betreten, stehen die Zeichen auf maximaler Party.

Der Sound ist super, laut und wuchtig, tiefbassig und klar. Zusätzlichen Drive bringen Percussionist Eric Bobo (übrigens der Sohn von Latin-Held Willie Bobo) sowie zumindest zeitweise einen weiteren Drummer ins Spiel, was für noch mehr Durchschlagskraft sorgt.

Von Anfang an werden die Klassiker rausgehauen, schon sehr früh kommt auch „Insane In The Brain“, das Cypress Hill einst die Tore zum Mainstream geöffnet hat. Auch wenn ich seit rund zwanzig Jahren weitgehend raus aus dem HipHop-Geschehen bin, könnte ich zwei Drittel der Songs mühelos mitgröhlen (wie alle anderen): „How I Could Just Kill A Man“, „Hand On The Pump“, „I Aint Goin’ Out Like That“, „When The Shit Goes Down“, „Tequlia Sunrise“, „Illusions“…. Hach!

CYPRESS HILL, 15.08.2023, Porsche-Arena, Stuttgart
Foto: Ralph Pache

„The Highest Man in the World“ – so wird der kettenrauchende B-Real vom Kollegen Sen Dog gepriesen, zelebriert natürlich auch den obligatorischen „Dr. Greenthumb“ und auch sonst wird dem Gras nachhaltig gehuldigt. Das Publikum geht begeistert und textsicher mit, es gibt Crowdsurfing und Moshpit. Souverän fällt auch die kleine Latino-Runde von Sen Dog aus, der ja kubanische Wurzeln hat.

Bei einer derartigen Bombenstimmung machen selbst leicht abgeschmackte Mitmachspielchen Spaß – vor allem zum Showdown: Zur Feier von 50 Jahren HipHop werden alte Weggefährten gecovert und bei den ersten Tönen von House Of Pains „Jump Around“ (einst produziert von DJ Muggs) explodiert die Halle förmlich bis hoch auf die Tribünen.

Was für ein Spaß! Endlich mal HipHop im großen Rahmen, der auch für mich funktioniert (ich war hart am Kopfnicken). 30 Jahre „Black Sunday“ plus 50 Jahre Hiphop machen an diesem denkwürdigen Abend mindestens 80 Jahre Beats & Rhymes & Party der Extraklasse!

CYPRESS HILL, 15.08.2023, Porsche-Arena, Stuttgart
Foto: Ralph Pache

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