CYPRESS HILL, 08.12.2018, Porsche-Arena, Stuttgart

Cypress Hill

Foto: Patrick Grossien

Schon auf dem Weg durch Cannstatt glaube ich, einen leichten Geruch von Gras zu vernehmen. In der Schlange bin ich mir dann ziemlich sicher. Kein Wunder, schließlich sind in der Porsche Arena niemand geringeres zu Gast als Cypress Hill, die sich die Legalisierung seit ihrem Debütalbum im Jahr 1991 auf die Fahne geschrieben haben. Im Publikum haben sich auch zahlreiche ältere Rap-Heads eingefunden.

Vor-Act ist der Karlsruher Rapper Haze, der sich, auch falls sein Künstlername dabei das einzige Kriterium gewesen sein sollte, als eine gute Wahl herausstellt. Spätestens das Instrumental von „Asche zu Asche bringt in die richtige Stimmung für Cypress Hill und das Publikum steigt gegen Ende von Haze’s Performance belohnend lautstark mit ein.

Es ist kurz nach 21 Uhr und die Crowd lässt verlauten, dass es für sie jetzt losgehen kann. DJ Mix Master Mike ist bereits an den Decks und schickt die ersten Bässe und Synths bis in die oberen Ränge der Arena. Vom Publikum beginnt süßlicher Rauch aufzusteigen. Dann fängt Mike an zu Scratchen. Die ersten fünf Minuten ist das geil, die darauffolgenden zehn aber immer weniger.

Cypress Hill

Foto: Patrick Grossien

Endlich erleuchtet grünes Licht die Bühne inklusive des Ganesha-Abbildes im Hintergrund, das auch das Albumcover zu „Elephants on Acid“ ziert. Cypress Hill betreten in Form von B-Real, Sen Dog und Perkussionist Eric Bobo die Stage mit dem Opener „Band of Gypsies“.

You’re lookin‘ at the last of a dyin‘ breed
Weeded up, please, speed it up
Sittin‘ in the Cali sun heated up

„Are you good?“ Scheint so, denn die Menge schreit zur Antwort. Der nächste Song kann also folgen. „When the shit goes down you better be –“ “READY” vervollständigt die Crowd. Bereit, das sind wir. Doch die Künstler haben es anscheinend ruhig angehen lassen, denn erst jetzt wird verkündet: „Lets do some gangster shit“. [Ein Typ neben mir brüllt „FINALLY!“.] B-Real ist aktiv am vordersten Rand der Bühne unterwegs. Das Palästina-Tuch auf dem Kopf sitzt und die Sonnenbrille wird natürlich niemals abgenommen. Der gesamte Körper, abgesehen von der das Mikro fest vor sein Gesicht haltenden Hand, ist zu den Raps in Bewegung. Sein nasaler Flow lässt stark vermuten, wessen Musik ein junger Quincy Hanley in South Los Angeles hörte, bevor er zu Schoolboy Q wurde. Sen Dogs Anwesenheit hingegen ist mir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht richtig aufgefallen. Er nickt nur mit dem Kopf und wippt leicht mit dem Oberkörper. Doch dann kommt sein Song „Latin Lingo“. Er tauscht vorübergehend seine Kopfbedeckung gegen einen weißen Anglerhut und weil B-Real Eric Bobo an den Drums unterstützt, hat Sen Dog auf einmal Platz zum Tanzen.

Cypress Hill

Foto: Patrick Grossien

Nachdem das Thema Gewalt zu Beginn der Show ausführlich abgehandelt wurde, folgen nun eine Reihe an Songs über den zweiten Inhaltsbereich der Gruppe, den ausführlich zelebrierten Konsum von Marihuana. Das Ganze ufert letztendlich aus in den neu erschienenen Song „Crazy“.

Up all night on this road
Feels like my head is gonna explode
Vision all fucked up, man, I’m gone
Dead in the middle of the twilight zone
Losin‘ my mind, so high, no lie

Leider sind die schweren, rollenden Instrumentals des neuen Albums während des gesamten Auftrittes nur schwer herauszuhören. Stattdessen dominiert die Stimme von B-Real, die sich mit den Scratches von Mix Master Mike und den Percussions aufschaukelt. Letztere spielt Eric Bobo mit seinen Händen, er kann aber auch mitten im Song zu Drumsticks wechseln. Cypress Hill haben nach über einem Vierteljahrhundert gemeinsamer Diskographie einiges an Hits aufzufahren und das tun sie auch. „How Can I Just Kill a Man“ braucht keine weitere Aufforderung, um die Crowd zum Springen zu bringen. Das darauf folgende „Insane in the Brain“ ist ein solcher Hit, dass jede dritte hoch und runter gehenden Hand ihre Bewegung einstellt und stattdessen meint zum Handy greifen zu müssen, um diesen Moment festzuhalten. Mit der Zeit wird die Show immer anstrengender.

Cypress Hill

Foto: Patrick Grossien

Ein kurzes Elefanten-Trompeten leitet „Illusions“ ein und damit auch das Ende des Auftritts. Die Drums klingen klar und hart, B-Real rappt präzise und die Produktionen des nicht anwesenden Cypress Hill-Mitgliedes DJ Muggs kommen ausnahmsweise richtig zur Geltung. Den Abschluss macht, passend zum Albumtitel, das instrumentale „LSD“. Cypress Hill sind bereits von der Bühne verschwunden. Von den Ruhepausen, die sich die Gruppe auf dem Album unter anderem durch textfreie Interludes schafft, haben wir live leider zu wenige bekommen. Die Elefanten scheinen manchmal mehr auf Kokain als auf Acid zu sein. Sie trampeln unaufhaltbar alles nieder, inklusive der Chance auf das Konzert, welches mit dieser Platte möglich gewesen wäre.

Cypress Hill

Foto: Patrick Grossien

Cypress Hill

Haze

Ein Gedanke zu „CYPRESS HILL, 08.12.2018, Porsche-Arena, Stuttgart

  • 11. Dezember 2018 um 20:32 Uhr
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    Herzlichen Glückwunsch zum ersten Artikel, Christoph!

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