ABBATH, BAEST, 07.09.2018, MS Connexion Complex, Mannheim

Skandinavien ist bekanntlich der Ursprung von rohem, oft monotonem und eiskaltem Black Metal. Mayhem, Gorgoroth oder Tåake sind dabei als exzellente Fallbeispiele zu benennen, sowohl im musikalischen Schaffen als auch deren einhergehende Skandale wie Kirchenbrände, Morde und Selbstmorde, für die norwegische Bands vor allem in den neunziger Jahren für viel Aufsehen sorgten und berüchtigt waren.

Weitere Vertreter Norwegens, IMMORTAL, erschufen mit den Alben „Pure Holocaust“ und „Battles In The North“ gleich zwei Meilensteine des skandinavischen Black Metal. Allerdings ist der Ruf der Band in der Szene eher zwiegespalten und nicht selten wird ihnen die Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit (Trveness) abgesprochen. Schuld daran ist dabei maßgeblich der Mann, den wir heute in Kürze auf der Bühne sehen dürfen. Schon seit Jahren kein Teil mehr von Immortal und auf eigenen Pfaden unterwegs, wirkt er oft wie der betrunkene Onkel auf einer Party, für den sich die Verwandten schämen aber ohne den es ziemlich langweilig, oder wie schon erwähnt, monoton wäre. So selbstverständlich auch heute.

Ladies and Gentleman: ABBATH DOOM OCCULTA

ABBATH, BAEST 07.09.2018, MS Connexion Complex, Mannheim

Foto: Alex Ritz

Bevor wir allerdings in den Genuss kommen ABBATH! live und in Schwarz/Weiß sehen zu dürfen, haben erstmal Baest aus Aarhus/Dänemark die Aufgabe, die großzügig verteilten Schäfchen im MS Connexion gesammelt vor die Bühne zu treiben. Sichtlich viel Motivation und Lust haben die Jungs dabei, Mannheim in den Arsch zu treten und gewinnen schnell die Aufmerksamkeit des Publikums mit ihrem Trash beeinflussten Death Metal, der oft an Entombed oder auch Bloodbath erinnert. Man hat sich zwar selbst etwas den Platz genommen mit den zwei übergroßen Sidedrops, doch steigert das nur die Intensität und Spielfreude. „Crosswhore“ sollte man sich dabei einmal zu Gemüte führen, der das Konzept und den Sound der Band gut zusammenfasst. Was mich allerdings selbst immer wieder irritiert, ist der fröhliche und strahlende Schlagzeuger, dessen Ausstrahlung eher zu Nickelback passen würde während er auf sein Schlagzeug eindrischt und MG-Salven auf das Publikum ablässt.

ABBATH, BAEST 07.09.2018, MS Connexion Complex, Mannheim

Foto: Alex Ritz

Nach gut 45 Minuten beenden die Dänen mit dem brutalen „Ego Te Absolvo“ ihr Set und haben meiner Meinung nach voll überzeugt und meine Skepsis, ob sie als Opener für ABBATH! taugen, weggefegt.

Kurze Umbaupause, kein Schnickschnack auf der Bühne und die Lichter gehen aus.

Im dichten Nebel taucht die Silhouette ABBATHS! auf und selbst wenn das Scheinwerferlicht noch nicht auf ihn gerichtet ist, starten schon die immer wiederkehrenden, sehr unterhaltsamen Gesichtsentgleisungen. Nachdem auch seine Bandkollegen den Weg durch den Nebel gefunden haben packen sie mit „Count The Dead“ gleich einen der besten Songs vom Debütalbum „ABBATH“ aus. Der Gesang klingt extrem fies und um einiges besser, als ich ihn vor ca. 2 Jahren im Vorprogramm von Behemoth gesehen habe. Natürlich steht einem als Headliner mehr Bier zur Verfügung um die Stimmbänder zu schmieren.

ABBATH, BAEST 07.09.2018, MS Connexion Complex, Mannheim

Foto: Alex Ritz

ABBATH! ist über das gesamte Konzert gesehen einfach eine extrem erfrischende, nahbare und unterhaltsame Erscheinung, die den sonst so oft bitterernsten Black Metal immer wieder gern auf die Schippe nimmt. Es lassen sich dabei schon diverse Parallelen zu Steel Panther ziehen, die das Ganze auch mit einem sehr zwinkernden Auge angehen aber musikalisch absolut professionell abliefern. Der größte Unterschied hingegen ist jedoch, dass man bei ABBATH zu keiner Sekunde das Gefühl hat, er möchte etwas bewusst ins Lächerliche ziehen oder Überspitzen. Dieser Typ ist einfach lustig, betrinkt sich gern und hat jede Menge Spaß bei dem was er tut. Die Ansagen am heutigen Abend lassen sich zwar nur vage deuten doch das Publikum goutiert sie immer wieder mit viel Beifall. Ein Beispiel:

ABBATH: #sddfs#*SAafefFUCK*fghscmv*#tztht‘rMANNHEIM!PROST!!!

Die Setlist ist eine super Mischung aus Songs von ABBATHS! erster Soloplatte und Klassikern von Immortal. „Tyrants“ „One By One“ und „All Shall Fall“ sind dabei nur mal die bekanntesten Highlights. Hat man sich mit ABBATHS Background nicht beschäftigt, klingt das alles wie aus einem Guss. Das Soloprojekt „ABBATH“ erschafft ABBATH nicht neu, aber liefert live absolut tighten Black Metal mit etwas mehr Rock´n Roll Attitüde. Was natürlich unter gar keinen Umständen fehlen darf ist der „Crabwalk„. Sicherlich einer der größten privaten Erfolge ABBATHS!, diesen Tanz zu etablieren. Gleich mehrmals am Abend krebst ABBATH! von links nach rechts auf der Bühne umher, um sich seinen Applaus nach den Songs abzuholen.

ABBATH, BAEST 07.09.2018, MS Connexion Complex, Mannheim

Foto: Alex Ritz

Mit knapp 70 Minuten ist das heutige Konzert nicht gerade das längste von ABBATH, doch hat man sich danach einiges zu erzählen. „Hast du gesehen wie er sich mit dem Handtuch den Arsch abgewischt und das Mädchen in der ersten Reihe es gefangen hat?“ Auch ich wurde während dem fotografieren mit dem Mittelfinger und einem netten Grinsen von ABBATH! gegrüßt und später auch noch von ihm nachgeäfft, als ich neben der Bühne mit verschränkten Armen dastand und das Spektakel gedankenverloren genoss. Das letzte Stück des Abends Endless entlässt uns dann alle hinaus in die Nacht, zurück in die bitter ernste Welt des Monotonen, aber mit einem Lächeln auf den Lippen. Spaß und Bier machen eben alles schöner.

Was gibt uns dieser Abend mit?

  • Jeder möchte ABBATH zum Freund haben und sich mit ihm betrinken.
  • ABBATH sind besser als Immortal weil ABBATH! bei ABBATH spielt.
  • ABBATH! züngelt um einiges intensiver als Gene Simmons
  • Lernt den Crabwalk!

*Nachtrag: Nachdem die Band die Bühne verlassen hat, das Outro langsam ausklingt und die ersten Gäste den Saal verlassen, kommt ABBATH! nochmal mit dem Besen auf die Bühne und wischt einmal durch. Weiß er also doch was sich gehört, der betrunkene, peinliche Onkel.

Abbath

Baest

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