MAIFELD DERBY, Tag 3, 17.06.2018, Maimarkt, Mannheim

MAIFELD DERBY, Tag 3, 17.6.2018, Maimarkt, Mannheim

Black Rebel Motorcycle Club – Foto: Michael Haußmann

Nach den ersten beiden Tagen verspricht der Zeitplan am Sonntag einige Verheißungen im liebgewonnenen Parcours d‘Amour und die Liegestühle im direkt daneben liegenden Presse- und Friendsbereich erscheinen deutlich verlockender als noch am Freitag und am Samstag. Die letzten Biere wollen natürlich auch noch probiert werden und die ersten Bilder werden von unserem unermüdlichen Festival-Fotografen Micha auch schon bearbeitet. Zugegeben, solch ein dreitägiges Festival zehrt ganz schön. Daher haben wir uns an Tag 3 auch nochmals mehr auf ein paar Künstlerinnen und Künstler beschränkt als die Tage zuvor. Dafür wird es noch ein kleines Extra geben, doch dazu später mehr.

MAIFELD DERBY, Tag 3, 17.6.2018, Maimarkt, Mannheim

Golden Dawn Arkestra – Foto: Michael Haußmann

Kurz fragten wir uns in der Nacht, ob es denn wirklich sein muss, bereits um 12.30 Uhr vor der Fackelbühne aufzuschlagen, um dem Golden Dawn Arkestra unsere Aufwartung zu machen. Wie sich schon beim Aufzug der Kapelle zeigte, lohnte es sich auf jeden Fall. Quer über den noch spärlich besuchten Bühnen-Vorbereich zogen sie trötend, tambourin- und weihrauchschwingend auf die Bühne und brannten ein Feuerwerk an Soul, Funk und Disco ab, das vor der Bühne niemanden ruhig stehen blieb. Die Tanzbeine wurden eifrig geschwungen, auch auf der Bühne. Schon allein die Vielfalt an Kostümen ist ein Erlebnis und erfordert ein hohes Maß an Geschick beim Spielen der Instrumente. Ihren Auftrag, aus dem Universum zu uns zu kommen und Liebe zu verteilen, kann ich als absolut geglückt bezeichnen.

MAIFELD DERBY, Tag 3, 17.6.2018, Maimarkt, Mannheim

Kat Frankie – Foto: Michael Haußmann

Mein zweiter Pflichttermin war Kat Frankie im Palastzelt. Die gebürtige Australierin und Wahl-Berlinerin stand schon längere Zeit auf meinem Zettel, doch leider war bisher nichts aus einem Konzertbesuch geworden. Letztlich auf sie aufmerksam wurde ich durch den, wie ich finde, sehr gelungenen Titelsong zur TV-Sendung „Schulz & Böhmermann“, den sie zusammen mit Konstantin Gropper (Get Well Soon) aufnahm. Von Beginn an fasziniert mich die vierköpfige Band. Sehr straight und ohne Schnörkel begleiten sie Kat Frankie und setzen ihre wunderbare Stimme immer in den richtigen Rahmen. Etwas irritierend ist zu Beginn des Sets der Sound. Erst als Frankie ihre eigene Stimme im Monitorsound lauter verlangt und daraufhin das Publikum geistesgegenwärtig dies ebenfalls für den Sound vor der Bühne verlangt, wird es diesbezüglich besser. Trotzdem scheint eine gewisse Hemmung auf der Bühne vorzuherrschen. Vielleicht täuscht dies auch, aber langsam geht der Fuß von der Bremse. Ein bis dato von uns allen noch nie zuvor erlebter Ausfall der kompletten Anlage für drei Sekunden ist der Schlüsselmoment dieses Konzerts. Die Zurückhaltung weicht einer zuvor immer nur zu erahnenden Energie, welche Band und Frankie für die letzten Songs auf die Bühne zaubern und ein überaus glückliches Publikum zurücklässt.

Ein kurzer Einschub zu diesem Publikum an sich: Es scheint das Glück und die Folge eines mit Hingabe organisierten Festivals wie dem Maifeld Derby und einem fast durchgängig mutigen Line Up zu sein, hier durchgehend auf ein Publikum anzutreffen, die Interesse an Musik haben. Interessant, dass man das extra erwähnen muss, allerdings ist es ja durchaus des Öfteren bei uns oder auch letztens bei den Kollegen von KesselTV ein Thema: Unaufmerksamkeit, laute Gespräche, exzessives Handy-Filmen. An allen drei Tagen ist das Publikum durch die Bank aufmerksam, interessiert und äußerst begeisterungsfähig – toll!

MAIFELD DERBY, Tag 3, 17.6.2018, Maimarkt, Mannheim

Ätna – Foto: Michael Haußmann

Ich weiß nicht genau, was ich zur nächsten Band sagen soll: Ätna. Neben der wenigen Recherche zu diesem Bericht läuft ihre im letzten Jahr erschienene EP „Ätna“ es bestätigt sich eindeutig, dass dieses in Dresden ansässige Duo meine persönliche Entdeckung des Festivals ist. Einträchtig in Reihe drei sitzen gig-blog & friends vor der Bühne im Reitstadion. Zwanzig Minuten später sitze ich als einziger der Gruppe immer noch dort, gefesselt, fasziniert und begeistert von Sängerin Inéz Schäfer und Schlagzeuger Demian Kappenstein, die ein furioses und virtuoses Konzert geben. Was mich so begeistert sind mehrere Dinge: Die Ausstrahlung von Inéz Schäfer: hoch konzentriert, scheinbar fast abwesend, aber eher in sich ruhend sitzt sie vor einem Stage-Piano und einigen elektronischen Kästchen und Apparaten. Ihre Stimme: Sehr vielseitig mit einem mich einnehmenden Ausdruck. Diesen Ausdruck zu beschreiben, fällt mir wahnsinnig schwer: Stärke, Gefühl, suchend, experimentierfreudig, erhaben Weiter begeistert mich das Spiel von Schlagzeuger Demian Kappenstein – viel Jazz, facettenreich, ebenfalls experimentierfreudig. So kommt z.B. eine Sprungfeder zum Einsatz, die auf der Snaredrum steht oder es wird der Sound zweier russischen Stehaufpuppen genutzt. Beide zusammen bilden eine perfekt aufeinander eingehende Symbiose und lassen damit ihren oft dynamisch treibenden Elektro-Jazz-R’n’B-Sound entstehen, dem außerdem eine nicht näher zu bestimmende „östliche“ Komponente beiwohnt (und damit meine ich nicht Dresden). Zudem komme ich in den Genuss des schönsten und emotionalsten Songs des Wochenendes: „Remission“, das ganz schnell den Gedanken an Enya vergessen lässt und mich emotional ergreift. Am 20. Juli ist dieses wunderbare Duo im Rahmen der Jazz-Open im Stadtpalais zu erleben – hingehen und vielleicht eines der aktuell spannendsten nationalen Projekte genießen.

Bevor das Festival mit den Eels zu Ende geht, gibt es noch einen bis dato mir unbekannten Künstler zu erleben: Tamino. Der Auftritt des 20-jährigen Belgiers, der eine vor allem über eine eindrucksvolle Stimme verfügt sowie ein Interview, das ich mit ihm führen konnte, ist uns allerdings einen eigenen Beitrag wert.

MAIFELD DERBY, Tag 3, 17.6.2018, Maimarkt, Mannheim

Foto: Michael Haußmann

Eels schlossen also am Sonntagabend im Palastzelt dieses gelungene Festival gebührend ab. Viel kann ich ehrlich gesagt gar nicht schreiben zu diesem letzten der zahlreichen Auftritte, die wir an den drei Tagen verfolgt haben. Sänger Mark Oliver Everett und seine Band waren ziemlich gut drauf und in unterhaltsamer Spiellaune. Also wurde das Handy für die Notizen weggesteckt, die Kamera ausgemacht, die letzten Maifeld-Dollar für ein letztes Bier ausgegeben und die wenige übrige Energie für, von glücklicher Erschöpfung geprägte, Dance-Moves verbraucht. Ein letzter Tanz im Zirkuszelt – danke Maifeld Derby und bis nächstes Jahr.

Golden Dawn Arkestra

Kat Frankie

Ätna

Black Rebel Motorcycle Club

Eels

Ein Gedanke zu „MAIFELD DERBY, Tag 3, 17.06.2018, Maimarkt, Mannheim

  • 23. Juni 2018 um 12:19 Uhr
    Permalink

    Von mir auch noch mal Hut ab für die Berichterstattung. Ich finde es sehr spannend zu sehen, was für ein unterschiedliches Festivalerlebnis wird dann doch hatten, obwohl wir ja auch immer mal wieder zusammen unterwegs waren.

    Und ich bin sehr gespannt auf den letzten Teil… :)

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