DAVID HASSELHOFF, 21.04.2018, MHP-Arena, Ludwigsburg

David Hasselhoff

Foto: Alexander Ritz

Hasselhoff! Hasselhoff! Hasselhoff! Der Schlachtruf des Abends hallt mir noch immer in den Ohren nach. Hasselhoff! Hasselhoff! Hasselhoff! Ich war Zeuge einer wahrlich großen Nacht. Ich habe ihn live auf der Bühne gesehen: the man, the machine, the Hoff! Unter dem Tourmotto „30 Years Looking for Freedom“ hat es the Hoff aka. Michael Knight aka. Mitch Buchannan also mal wieder ins Ländle verschlagen. 2010 hatte ich ihn mal im Hugendubel bei seiner Autogrammstunde gesehen. Nebenbei eine der wenigen Sachen, die ich in meinem Leben ernsthaft bereue: hätte ich mir damals nur seine Autobiografie gekauft, dann hätte ich jetzt ein Foto mit DAVID HASSELHOFF (nur Fans mit „Wellengang meines Lebens“ in der Hand haben ein Autogramm oder ein Foto mit ihm bekommen). Was war ich nur für ein Narr zu denken, dass es die 30 Euro nicht wert sei. Den Rest meines Lebens sollte ich mir jeden Morgen selbst ordentlich eine schallern, um mich daran zu erinnern, was wirklich zählt im Leben. Aber gut, Gott ist gerecht: ich darf the Hoff noch einmal sehen. Obwohl: ob ich dafür jetzt wirklich stolze 65 bis 95 Euro ausgegeben hätte, weiß ich vor dem Konzert nicht. Nach dem Konzert könnte ich mir für diesen Gedanken gleich nochmal eine schallern. Hasselhoff! Hasselhoff! Hasselhoff!

David Hasselhoff

Foto: Alexander Ritz

Mit Hoff ist es ein bisschen wie mit Jesus früher, so ganz am Anfang. Kommt nicht bei jedem gut an. Der ein oder andere findet es etwas befremdlich, dass ich zu the Hoff gehe. Von „Was, ist nicht dein Ernst?!“ über „Du verarschst mich doch“ bis zu „Also manchmal bist Du doch nicht ganz gesund im Kopf“ bekomme ich einiges zu hören von Freunden und Bekannten. Stolz und rebellisch weise ich dann darauf hin, dass ich da sehr wohl freiwillig hingehe, weniger stolz schiebe ich aber nach, dass ich ja auch nichts dafür bezahlen muss. Wie gesagt, bissle wie mit Jesus früher. Da hat sich sicher auch nicht jeder sofort gesagt: „Jawoll, Jesus find ich knorke. Mir doch egal was die Römer sagen.“ Heute aber verkünde ich mit Stolz, dass ich im Nachhinein auch ordentlich was auf den Tisch gelegt hätte für diesen Abend. Hasselhoff! Hasselhoff! Hasselhoff! Ach ja – eins noch: wer mir jetzt wieder mit Onehit-Wonder kommt, dem sage ich mit süffisantem Grinsen: „Do the Limbo Dance“, „Is everybody happy?“, „Crazy for you“, „Jump in my car“ oder „True Survivor“. Bäm! In your face! Motherfucker! 45 Gold- und Platinauszeichnungen. Alter! Und wer jetzt wieder mit dem unsäglichen Burger-Video kommt, sollte mal in sich gehen und an den allerpeinlichsten und würdelosesten Suffmoment seines Lebens denken. Na, auch glücklich, dass da keiner mit Handykamera dabei war?

David Hasselhoff

Foto: Alexander Ritz

Der Samstagabend könnte dann auch tatsächlich nicht traumhafter starten. Erstmal Bierchen in der Sonne mit Ellis, der allerbesten Ex-Mitbewohnerin der Welt, und sinnieren über das Leben. Und über the Hoff natürlich. Fun fact am Rande: vor 30 Jahren war sie noch als Kind mit ihrer Mama auf ihrem allerersten Konzert. Und jetzt ratet mal welches! Abgefahren, oder? Dann mal ab in die S-Bahn und auf nach Ludwigsburg. Dort angekommen finden wir erstmal den Rest unseres Gute Laune-Trios und wundern uns über das Publikum. Viel jünger als wir gedacht haben (so grob zwischen 30 und 45 würde ich sagen) und auch einige Leute am Start, denen man das auf den ersten Blick nicht zugetraut hätte und die man sonst eher bei Metal-Konzerten trifft. Aber die wissen halt auch was gut ist. Wir sehen Lockenkopf-Perücken, Brusthaartoupets und rote Rettungsbojen. Es wird gesungen und getanzt. Für uns gibt es erstmal noch ein Bierchen und dann ein Erinnerungsfoto mit einem von Hoffs treuesten Wegbegleitern. Ganz beiläufig steht er hinter dem Bierstand: K.I.T.T., der heiße schwarze Flitzer aus „Knight Rider“. Wow! Jetzt aber ab in die komplett bestuhlte Halle. Die ist, naja, nennen wir es mal nicht ganz ausverkauft. Ist aber ziemlich schnuppe, denn der Stimmung tut das keinen Abbruch. „Hasselhoff! Hasselhoff! Hasselhoff!“ skandieren wir immer wieder lautstark.

David Hasselhoff

Foto: Alexander Ritz

Und dann gegen 20.20 Uhr… das Licht geht aus, ein rotes Licht wabert immer wieder von links nach rechts und dann ertönt sie – die Night Rider-Titelmelodie. Die Halle tobt! Über die Leinwand flimmern Szenen der Kultserie. Dann die Baywatch-Titelmelodie und wieder passende Szenen auf der Leinwand. Und dann steht er da – wie ein Rockstar, wie Elvis, wie Jesus! Breitbeinig, mit dem Rücken zu uns, Kopf leicht zur Seite gesenkt. Als er sich umdreht ist ausflippen angesagt. Neben mir ruft Anita immer wieder: „Das ist so krass! Das ist so krass!“. Alles steht, Stühle im Innenraum hätte es echt nicht gebraucht. The Hoff startet mit einem kurzen Medley einiger seiner Hits. Als müsste man uns an sein Lebenswerk erinnern. Muss man aber nicht. Der Mann ist lebendige Geschichte, er ist unsere Jugend. Was haben wir ihn gefeiert als er mit K.I.T.T. und medusamäßig aus dem Hemd züngelndem Brusthaar Verbrecher gejagt hat oder als er einem Torpedo gleich durch die Wellen pflügte, um ertrinkende Models zu retten. Der Mann hat Pamela Anderson und Erika Eleniak in knappen Badeanzügen auf den Bildschirm gebracht (den Jüngeren unter Euch mag gesagt sein, dass das vor dem Internet war). Leute, der Mann hat die Mauer niedergesungen! Der muss aber gar nichts mehr beweisen.

David Hasselhoff

Foto: Alexander Ritz

The Hoff haut in den nächsten zweieinhalb Stunden (mit Pause) alles raus, was er hat. All seine Hits und ein paar Coverversionen wie „Sweet Caroline“ und „Country Roads“ obendrauf. Immer mit passendem Video im Hintergrund und immer mit diesem breiten One Million Dollar-Lächeln. Auch wenn der immerhin 65-Jährige ab und an etwas hüftsteif wirkt, steppt er die Treppe hoch und runter, macht Abstecher ins Publikum und tänzelt um seine Background-Sängerinnen herum, während die optisch auf Rock getrimmte Band den musikalischen Hintergrund liefert. Wir sind uns nicht zu schade, lautstark Textpassagen wie „Is everybody happy? Yeah! Yeah!“ oder „I’m gonna live until I die“ mit der Faust in der Luft mitzusingen und uns dabei Blasen an die Füße zu tanzen. Bei „Ouga Chaka Ouga Chaka“ aus „Hooked on a Feeling“ lachen wir uns zwar schlapp, aber nicht mal da schämen wir uns. Warum auch? Hoff schämt sich ja auch nicht. Wobei er sich über das Video dazu dann doch selbst lustig macht. „Worst video ever“ nennt er es. Man habe ihm sogar Geld dafür zahlen wollen, dass er das Video zurückzieht. Hasselhoff! Hasselhoff! Hasselhoff! The Hoff ist immer wieder sichtlich gerührt. Sein Vater habe ihm als Kind gesagt, dass er sich für den Namen sicher viel Scheiß anhören muss. Und jetzt saß er eben hinter der Bühne und hat gehört, wie wir seinen Namen skandieren. Wir sollen uns mal vorstellen wie geil das wäre, wenn wir morgens auf die Arbeit kommen und alle zum Beispiel „Steffi! Steffi! Steffi!“ brüllen würden. Sagt es, grinst und stachelt die Halle nochmal höchstpersönlich selbst an: „Hasselhoff! Hasselhoff! Hasselhoff!“.

David Hasselhoff

Foto: Alexander Ritz

Zu „Night Rocker“, über dessen Text er selbst lachen muss, holt er sogar mal eben noch die Luftgitarre aus dem Schrank. Wahnsinn. The Hoff rockt uns in Grund und Boden. Gibt uns Weisheiten wie „Have fun, life is short“ mit auf den Weg und lässt mal eben die Bombe platzen, dass „Knight Rider“ neu aufgelegt werden soll. Whaaatttttt? Ob mit oder ohne ihn, sagt er leider nicht dazu. Egal, da mach ich mir später Gedanken drüber. Ich bin viel zu beschäftigt mit Party. Riesengroße Bälle werden ins Publikum geworfen, es regnet Konfetti, Rauchkanonen, Hoff in der Menge, wir rennen runter und versuchen ihn zu berühren, klappt nicht, Security scheucht uns wieder hoch, wir tanzen weiter, trinken mehr Bier und grölen „We could be heroes just for one day“ (habe ich das geträumt oder hat the Hoff echt in LED-besetzter Jeansjacke David Bowie gecovert und im Hintergrund Bilder vom Mauerfall laufen lassen). Das ist so groß! Wir haben unseren Spaß. Ein weiser Mann hat mal gesagt, dass man das so machen soll, weil das Leben kurz ist. Und Scheiße ja, der Mann hat Recht. Als sich Hoff von uns verabschiedet, merkt man ihm an, dass er mächtig gerührt ist. „It’s still getting better“, sagte er während des Konzertes mal. Und man fühlt förmlich, dass er es ernst meint und er wirklich zu schätzen weiß, dass er fast drei Jahrzehnte nach seinem Zenit immer noch haufenweise Fans hat, die mit ihm feiern. Hasselhoff! Hasselhoff! Hasselhoff! Ach ja, und daheim sollen wir erstmal „Kung Fury“ schauen, den Trash-Movie, dem Hasselhoff den Titeltrack „True Survivor“ verpasst hat. Kung Fu, Dinosaurier, Nazis, knapp bekleidete Kriegerinnen… was kann da schon schief gehen.

David Hasselhoff

Foto: Alexander Ritz

Noch auf dem Heimweg strahlen wir um die Wette und haben unzählige Ohrwürmer, die uns im Kopf rumschwirren. „Das war wie ein Knoppers morgens um halb zehn in Deutschland“, sinniert Anita. „Das war Kindheit, das war Geschichte und das war Entertainment“. Da hat sie recht. Aber sowas von. Und ja ok, ganz vielleicht mag der Konzertbericht an mancher Stelle ein ganz klein wenig übertrieben sein. Aber ganz im Ernst, wir hatten wirklich sauviel Spaß. Und keiner von uns ist da hingegangen, um sich über einen Affen auf der Bühne lustig zu machen. Sicher ist auch keiner von uns wegen der geilen Musik hingegangen. Irgendwie gar nicht so leicht zu erklären. Am Ende ist es wohl eine Mischung aus Jugenderinnerungen und einem Teenie-Idol aus genau dieser Zeit, das sich selbst nicht zu ernst nimmt (meiner Meinung nach eine der besten Eigenschaften, die ein Mensch haben kann, weil sie viele weitere mit sich bringt), seine Fans wirklich zu schätzen weiß und es versteht Leute zum Lachen und zum Tanzen zu bringen. Oh what a night! Alter, don’t hassel the Hoff!

2 Gedanken zu „DAVID HASSELHOFF, 21.04.2018, MHP-Arena, Ludwigsburg

  • 28. April 2018 um 13:13 Uhr
    Permalink

    Sensationeller Bericht – spricht mir aus der Seele. Danke, dass du die Begeisterung mit deinen Lesern teilst.

  • 15. Mai 2018 um 19:17 Uhr
    Permalink

    Wirklich gut zu lesen der Bericht. Auch ich glaube das ich da Spaß gehabt hätte. Vielleicht mit dem einen oder anderen Bier mehr als vernünftig aber Spaß…
    :-)

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