SLIM CESSNA’S AUTO CLUB, 04.06.2017, Goldmark’s, Stuttgart
Das Konzert von Slim Cessna war:
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Ein Herz genügt als Ausdruck dafür, was heute im Goldmark´s passiert ist. Ich fürchte aber, damit kommen Micha und ich nicht durch, also hier doch noch ein kleiner Bericht in gewohnter Form:
Der Konzert-Abend steht unter einem guten Stern: Lieblings-Club, Fotograf Micha, eine Band, die ich lediglich vom Hörensagen kenne. Ich kann heute gar keinen Song-Titel wissen oder gar Hintergründe zu Slim Cessna´s Auto Club. Total entspannt für mich. Ich habe nur gehört, dass sie bekennende Baptisten sind oder zumindest so tun.
Eine schöne Band ist das, 5 kernige Typen und eine geheimnisvolle dunkle Lap-Steel-Gitarristin. Sie sieht aus wie eine Mischung aus PJ Harvey und Barbara von Swim Bird Fly. Leider vergesse ich sie die meiste Zeit, was ich immer dann merke, wenn sie eine Gesangs-Einlage hat. Irgendwie hat sie einen blöden Platz auf der Bühne – von mir aus gesehen. Außerdem ziehen die beiden Sänger meine Aufmerksamkeit fast komplett ab. Ist wohl auch ihr Job.
Sänger Slim Cessna ist schon sehr slim, aber Sänger 2, der dem dem Totengräber aus Lucky Luke gleicht, lässt jeden dick aussehen. Man möchte ihm sofort eine Fett-Bemme schmieren. Die beiden singen nicht nur im Wechsel (bei Sänger 2 gibt es einen Gänsehaut-Lee-Hazlewood-Moment), sie haben auch ein paar sehr feine Choreos drauf und berühren sich gern und häufig, obwohl sie maximal verschwitzt sind. Slim kriegt von Sänger 2 sogar ein Küsschen auf die nasse Frisur, als er vor diesem kniet und den Stetson vom Kopf reißt. Berührungs-Ängste haben diese beiden nicht.
Am linken Bühnenrand steht einer mit Glatze und Rauschebart, der im Wechsel Banjo und eine doppelhalsige Gitarre spielt. Letztere ziert das Antlitz der Mutter Gottes, das sich, weil Holographie, immer wieder bärtig zeigt. Aus einer anderen Perspektive sieht man dann natürlich Jesus, immer mal mit weiblichen Zügen. Das lässt mich ja zweifeln, dass die Band tatsächlich so religiös ist, wie sie tut.
Über den Bassisten und den Drummer kann ich heute wenig sagen, die machen ihren Job und den machen sie gut. Der Drummer stellenweise sogar so gut, dass ich ihn trotz der wahnsinnigen Show der Sänger doch mal wahrnehme.
Ich schätze, dass 80% der Leute im Publikum behaupten würden, totale Atheisten zu sein. Heute aber singen sie hingebungsvoll die religiösen Texte mit und gehen gemeinsam mit Slim auf die Knie, wenn er zu uns herabsteigt (dabei auch mal ausrutscht und stürzt) und uns singend segnet. Ich kann Mitmach-Spiele bei Konzerten ja nicht leiden, aber der Magie dieses singenden Predigers (er könnte einer sein) kann ich mich dann doch nicht entziehen.
Sänger 2, der hin und wieder auch zum Banjo greift, steigt ebenfalls gerne ins Publikum. Einmal umarmt er innig eine inbrünstig mitsingende Frau aus der ersten Reihe und flüstert ihr was zu, dann geht er zu einem Typ und flüstert diesem ebenfalls was zu. Ob man das bei der Lautstärke überhaupt versteht? War vermutlich was wie „Jesus loves you“. Ich schaue ab diesem Zeitpunkt lieber weg, wenn einer der beiden in meine Nähe kommt. Ich bin vom eigenen Schweiß nass genug, ich will alles, nur nicht berührt werden.
Ich habe wirklich schon viele tolle Konzerte erlebt, aber das heute stellt alles in den Schatten. Ich weiß nicht, ob ich jemals so viel Spaß hatte. Die haben mich einfach weggeblasen, ich bin schwer verliebt! In alle 6! Am meisten in den Totengräber. Ich will nicht, dass sie jemals aufhören zu spielen und ich bedaure jeden, der heute nicht hier ist. Egal wie heiß und stickig es ist und wie durstig ich bin. Andererseits habe ich dann doch Angst, dass es sich rumspricht, wie genial die sind. Wenn ich nächstes Mal in eine große Location muss, werde ich es zwar aushalten, aber sehr schlecht.
Um noch eins draufzusetzen, bringen Slim Cessna´s Auto Club als Zugabe ein Stück, das ich kaum beschreiben kann: Keiner spielt mehr, es läuft reduzierte Instrumentalmusik vom Band, die bisschen wie „Vodoo Lady“ von Ween klingt, alle singen und tanzen einen vereinfachten Line Dance. Damit nicht genug. Slim Cessna singt zum Abschluss – ebenfalls zu Retortenmusik – Kris Kristoffersons „For the good times“ in einer herrlich kitschigen Version, die mich an „Honey“ von Bobby Goldsboro erinnert. Die anderen packen währenddessen zusammen und transportieren die Instrumente ab. Hat Slim schlau gemacht!
Als alles vorbei ist, folgt noch ein heiliger Moment: Fotograf Micha besorgt mir eine Vinyl und trifft am Merch-Stand auf Sänger 2. Dieser erhebt seinen Finger, streift eine Schweißperle von Michas Wange und schnippt sie in die Luft.
Hallelujah!
Tja, liebe Maren, jetzt hat es dich auch erwischt, wie mich vor 3 Jahren: https://www.gig-blog.net/2014/02/02/slim-cessnas-auto-club-01-02-2014-goldmarks-stuttgart/ Damit du deinen Angebeteten aber nicht länger „Sänger 2“ oder „Totengräber“ nennen musst, hier sein richtiger Name. Jay Munly heißt er, der Mann deiner Träume. ;)
Ich und mein Totengräber klingt doch gut! :-) Dennoch danke ***
Toller Bericht und Kompliment an den Photographen für die klasse Bilder, gibt die Stimmung auf dem Konzi sehr gut wieder. Mich hat es stellenweise an den Soundtrack zu „True Detective“ erinnert. Btw. wir hatten ja draußen noch ein wenig geplaudert und könntest Du mir bitte nochmal den Namen der russischen Band Deines nächsten Gigs verraten? Email hab ich angegeben:-)
You got Mail, Dom :-)