THE SWORD, WHITE DAZE, 07.09.2015, Universum, Stuttgart

The Sword

Foto: Steffen Schmid

Herbstbeginn. Zumindest meteorologisch. Es gibt ja durchaus in Ordnung gehende Leute, die das mögen. Mir hat dieser Umschwung zeitlebens noch nie behagt. Ein bisschen als würde man vom Auenland nach Mordor müssen, bzw. von der BRD in die DDR (kleiner, innerdeutscher Spaß), bzw. von Italien in die BRD („Geh halt wieder zurück, wenn’s dir nicht passt!“ – „Würd ja gern, besorg mir ’ne Arbeit.“). Depression, Gichtanfall und Rheuma winken einem schon freudig zu, ich erwidere das nicht und schaue lieber auf den Boden, ob nicht wenigsten paar Pilze wachsen. Aber von den eukaryotischen Lebewesen abgesehen, hat die Pegida unter den Jahreszeiten doch noch was zu bieten: den Konzertherbst, den reichhaltigen. Heute Abend mit den Texanern The Sword zum Auftakt.

Viel zu dick angezogen aufgrund Scheisskälte komme ich gegen 20 Uhr im Universum an. Ordentlich gefüllt, aber wohl nicht ausverkauft, ich vermute der nicht allzu schlappe Eintrittspreis. Schön warm isses, und White Daze spielen schon. Und deren Musik strahlt auch Wärme aus, weil analog und retro.

Und nicht nur der Sound ist angenehm temperiert, sondern auch die Band ist eine sehr gute. Toller Sänger, Schweine-Hammond, leicht bluesige Riffs, teils mit sehr kompetenter Wah Wah Verfärbung, das hört sich alles sehr gekonnt an. Kompaktes Zusammenspiel, da wackelt nix, die klingen noch mehr nach den 70er als ihre Vorbilder Deep Purple, Rainbow, Hendrix (ok, der war vorher tot) es damals taten. Ebenfalls das sehr dynamische Spiel sei gelobt, und virtuosen Gitarren-Orgel-Duelle verleihe ich innerlich eh immer meine Lord-Blackmore-Medaille am Band. Die sind gut, die mag ich, die kann man mal wieder hören.

Bis 20:30 Uhr ca. geht der Auftritt, und wird durchaus wohlwollend gewürdigt vom Publikum. Letzteres übrigens zu ca. 98% aus Männern bestehend. Vaihinger Studenten und CSU-Ortsgruppen wissen was ich meine. Ok, eine Band die The Sword heißt, ist zumindest namensgebungstechnisch nicht gleich auf den ersten Blick eine sehr feminine. Egal, ist ja eh Herbst. Aber die lange Umbaupause von fast 45 Minuten, in der man 98% Männer anstieren muss, nervt dann schon ein wenig.

The Sword

Foto: Steffen Schmid

Mit einem überraschend poppigen Synthie-Disco-Stück als Intro kommen dann The Sword auf die Bühne. Da ich nur das Album „Warp Riders“ kenne, erwarte ich nun einen ziemlich brachialen Einstieg, so metallischen Stoner-Classic-Rock mit viel Lautstärke. Aber nö, moderat isses, Lautstärke und Gitarre nicht am Anschlag hart und verzerrt, sondern dezent. Darüber singt der Sänger mit seiner klaren Stimme, und es gibt sogar einen leichten Spacerock Part.

The Sword

Foto: Steffen Schmid

Überhaupt ist das ganze Konzert für übliche Stoner-Classic-Rock-Proto-Doom Standards, wenn man es denn dazu zähle möchte, sehr abwechslungsreich und geradezu differenziert im Stil. Zweistimmige Gitarren, Melodien, Spacerock-Parts mit etwas Synthies, dazu gute Songs nicht allzu schlichten Aufbaus, das alles muss man positiv hervorheben. Eine gewisse Unterkühltheit der Darbietung, zumindest in der ersten Hälfte des Sets, meine ich dann aber auch ab und an zu bemerken. Vor allem das aus dem neuen Album stammende „Ghost Eye“ will mich nicht so recht überzeugen. Das kann aber auch an mir liegen, wegen Herbst.

The Sword

Foto: Steffen Schmid

Aber die Songqualität und die saubere Spielfertigkeit sind über jeden Zweifel erhaben. Und gegen Ende, vor allem mit den Zugaben, die aus der „Warp Riders“ stammen dürften, lassen sie dann doch noch mal richtig die Gäule durchgehen. Das muntere Kopfgewackel im Publikum ist da nur die logische Reaktion. „Passt scho’“ würde der Hamburger abschließend sagen.

The Sword

Foto: Steffen Schmid

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