SHE MAKES WAR, 11.05.2015, Ebene 0, Stuttgart
Manchmal im Leben bekommt man doch eine zweite Chance. Als Laura Kidd aka She Makes War im Oktober ihren ersten Stuttgart-Gig in Claudias Wohnzimmer gab, haben wir es irgendwie verschusselt, darüber zu berichten. Eigentlich unverzeihlich, war es doch eines der besonders intensiven Wohnzimmerkonzerte. Aber ohne Fotograf keine Fotos. Und ohne Fotos kein Bericht. Oberste Gig-Blog-Regel.
Laura hat es in Stuttgart wohl so gut gefallen, dass sie es auf ihrer nächsten Tour gleich wieder auf den Plan nahm. Und diesmal lassen wir es uns nicht nehmen und rücken komplett an. Zumal das IndieWohnzimmer aus diesem Anlass mal wieder eines seiner seltenen Auswärtsspiele macht. In der Ebene 0 hat man eine Location gefunden, die auch für uns alte Gig-Blogger etwas Neues ist. Ein schmuckloser Raum in der Erdgeschoss-Ebene des Züblin-Parkhauses. Davor eine gnadenlos hell ausgeleuchtete Außenfläche mit rudimentären Sitzgelegenheiten und Blick auf den Straßenstrich. Ja, Stuttgart hat gewiss lauschigere Ecken zu bieten. Aber nur wenig urbanere.
Montagabend. Und dann noch einer der wenigen warmen Abende dieses Frühlings. Trotzdem haben sich knapp vierzig Musikbegeisterte eingefunden, die die laue Abendluft mit der Kühle des Veranstaltungsraumes tauschen. Ein guter Teil davon aus dem Wohnzimmer-Umfeld, aber auch ein paar neue Gesichter sind dabei. Die tatsächliche Kühle verfliegt schnell, wenn sich so viele Menschen in dem kleinen Raum versammeln. Und Lauras Charme, dem wir schon beim letzten Gig erlegen sind, tut sein übriges.
Aus Bristol kommt die Musikerin, ihr Reisegepäck besteht aus einer E-Gitarre, einer Ukulele und einer Loopmaschine. Aus diesen wenigen Zutaten und mit ihrer hellen Stimme baut sie Pop-Miniaturen zusammen, die mit einfachen Melodien daherkommen, sich aber irgendwie im Ohr festsetzen. Ganz besonders dann, wenn Laura mit der Loop-Maschine schichtweise einen ganzen Hintergrund-Chor und Begleitinstrumente hochzieht. Der Grundton ist meist melancholisch. Gescheiterte Beziehungen sind gerne mal das Thema, wie in „Minefields“ oder „Slow Puncture“.
Die andere Seite der Laura Kidd sind die lauten, zornigen, grunchigen Gitarren-Titel. Die Setlist ist in der schummrigen Beleuchtung nicht zu sehen und so muss sich Laura immer wieder hinunterbeugen um den nächsten Titel zu finden. Als ihr auffällt, dass dies wie eine Verbeugung aussieht, beeilt sie sich klarzustellen, dass sie sich niemals verbeuge. Ja, She Makes War und Warriorgrrl, so ihr Name in diversen Social Media Kanälen, ist sicher auch Programm. Der Abend in der Ebene 0 verläuft allerdings ganz harmonisch und friedvoll. Das Publikum lauscht andächtig, der Sound ist – trotz gnadenloser Beton- und Glasflächen – erstaunlich gut und Laura witzelt sich durch die Ansagen.
Natürlich spielt sie auch meine Lieblingstitel „Scared To Capsize“ und das hypnotische „Delete“. Und mit „I Am“ wird sogar noch ein spontaner Wunsch aus dem Publikum erfüllt. Allerdings nicht ohne vorher – bei abgeschaltetem Verstärker – schnell die Akkordfolge des selten gespielten Titels einzuüben. Ein kleines, feines Konzert an ungewohntem Ort. Und eigentlich kann so ein Montagabend auch ganz schön sein.
Prima!