RANGLEKLODS, 13.05.2015, Schräglage, Stuttgart

RANGLEKLODS, 13.05.2015, Schräglage, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Das Freikonzert auf dem Pariser Platz hätten wir vermutlich in ganz schlechter Erinnerung, wenn es Rangleklods nicht gäbe. Eine unwirtliche Umgebung, ein musik-ignorantes Publikum und komplett entnervte Sea + Air hätten uns schon fast nach Hause gehen lassen, wenn da nicht noch das hochgelobte Elektro-Duo aus Kopenhagen auf dem Plan gestanden hätte. Wir sind geblieben und wir haben es nicht bereut. Mit einem knappen Set haben Esben Andersen und Pernille Smith-Sivertsen damals nicht nur den gesamten Platz in Bewegung versetzt – auch wir sind ordentlich steil gegangen – sie haben auch internationale Klasse in die etwas betuliche Veranstaltung gebracht und letztlich auch dieses Freikonzert zu einem erinnerungswürdigen Erlebnis gemacht. Klar, dass wir es uns nicht entgehen lassen, die beiden Dänen auf ihrer Club-Tour wieder zu besuchen. Zumal wir die Schräglage als Konzert-Location auch noch nicht unter die Lupen genommen haben.

RANGLEKLODS, 13.05.2015, Schräglage, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Aus der Helle des Frühlingsabends in den Keller absteigend, stehen wir erstmal im Dunkel. Der Raum ist komplett schwarz gestrichen, herber Betoncharme, Downlights setzen sparsame Lichtakzente. Schick. Was zu allererst auffällt: die Bühne ist – wie die des Laboratorium – von drei Seiten einsehbar, nach hinten stuft sich alles nach oben. Guter Blick ist von allen Plätzen garantiert. Niemand ist mehr als fünf Meter von der Band entfernt. Drei Bars signalisieren: hier wird auch eine größere Party-Crowd nicht Durst leiden. Zum Gig ist allerdings nur eine davon besetzt, denn der Laden ist zwar gut besucht, aber weit davon entfernt, voll zu sein. Vielleicht haben die frischen 21 Euro Eintritt doch den ein oder anderen abgehalten.

RANGLEKLODS, 13.05.2015, Schräglage, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Auf der Bühne ein simpler, aber sehr wirkungsvoller Bühnenaufbau: zwei weiße Leinwände mit LED-Flutern, vor den Musikern je eine weitere Lichtfläche, der Raum dezent eingenebelt. Davor: zwei Tische voll verwirrender Elektronik-Aufbauten, einem Keyboard, einem Drumpad und – analoger Anachronismus – ein Schellenring und ein Becken. Im Laufe des Gigs werden noch Nerd-Instrumente wie ein Blas-Synthesizer und Esbens selbstgebasteltes LED-Theremin zum Einsatz kommen.

RANGLEKLODS, 13.05.2015, Schräglage, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Das Duo beginnt sein Set um Dreiviertelzehn mit „Behaviour“ von der Debut-EP „Home“ und beweist aus dem Stand seine Qualitäten: eingängige, aber nicht zu simple Melodien und Rhythmen, Esben Andersens immer leicht melancholischer Gesang mit einer ordentlichen Portion Soul und – perfekter Kontrapunkt – Pernilles hohe, stark mit Effekten bearbeitete Stimme. Der Sound ist knackig, basslastig und – sehr angenehm – nicht übertrieben laut. Der solide Sub-Bass lässt ein wenig den Boden beben, aber leider auch ein paar Blechteile an der Lüftungsanlage klappern. Dies ist der einzige, kleine Makel am sonst perfekten Hörerlebnis.

„Schoolgirls“, eine der beiden Auskopplungen aus dem in Kürze kommenden Album Straitjacket, beginnt mit einem typischen Joy-Division/New-Order-Basslauf und baut sich dann zu einem Wechselgesang der beiden Künstler vor sphärischen Synthesizer-Sounds auf.
Überhaupt sind im Werk von Rangleklods immer wieder Hinweise auf das Beste aus der Geschichte der elektronischen Musik zu finden. Stichworte wie „Popcorn“, „Faithless“ fallen, aber auch „Jean Michel Jarre“. Die Elektronik der Achtziger ist sicher eine der wichtigsten Inspirationen, aber auch Breakbeats, Drum & Bass und Dubstep finden sich in den Songs.

RANGLEKLODS, 13.05.2015, Schräglage, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Die Stimmung ist gut, Esben beklatscht den Applaus des Publikums und verbeugt sich zwischen allen Songs. Band und Publikum haben Spaß miteinander. Nur einmal kommt der Gig kurz ins Stocken, als ein Programm-Absturz einen Song abrupt abbricht. Dies gibt dem schon fast zu perfekten Setting aber durchaus etwas sympathisches und wird von Esben mit ein paar lockeren Worten überspielt.

RANGLEKLODS, 13.05.2015, Schräglage, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Natürlich ist der Gig so aufgebaut, dass er sich die Hits für den Schluss vorbehält, und mit „Order“ vom Album „Beekeeper“, „Lost U“, der zweiten Auskopplung aus dem kommenden Album und dem Über-Hit „Young & Dumb“ spielen Rangleklods ein großartiges Finale, dem sie – ohne sich lang bitten zu lassen – noch die Zugabe „Riverbed“ anhängen.

Ein großartiger Gig von einer äußerst sympathischen Band. Intelligente Elektro-Mucke mit Seele in einer Location, die wir garantiert wieder gerne besuchen.

RANGLEKLODS, 13.05.2015, Schräglage, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Die Setlist:

Behaviour
Schoolgirls
Dry Me Out
Nerves
Control
Cough
Clouds
Happy In The Gutter
Tricks
Straitjacket
Order
Empty
Lost U
Young & Dumb

Riverbed

2 Gedanken zu „RANGLEKLODS, 13.05.2015, Schräglage, Stuttgart

  • 15. Mai 2015 um 07:05 Uhr
    Permalink

    wow! 21€ eintritt. für den preis hat man vor 25 jahren noch bands wie ac/dc in der schleyerhalle gesehen. das sind weltstars und nicht nur irgendwelche okayen bands in mittelmässigen clubs

  • 15. Mai 2015 um 09:57 Uhr
    Permalink

    Naja, nachdem ich bei ein paar Gelegenheiten mitbekommen habe, wie das mit den Kosten einer Veranstaltung so ist, und das viele Konzerte sich nicht rechnen, bin ich da etwas nachsichtiger geworden was die Eintrittspreise angeht.

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