OLLI SCHULZ & BAND, 26.03.2015, LKA, Stuttgart
Ich komme einfach zu spät, alles ist gelaufen, Olli Schulz singt das letzte Lied, um ihn herum stehen ein paar Leute. Kleines Wirrwarr eines Traumes, den ich paar Tage vor dem Konzert hatte. Natürlich, die Realität an diesem Abend kommt anders. Voll ist es bereits vor dem LKA, ein durchgemischtes Publikum unterschiedlichsten Alters ist gekommen. Ich wundere mich über den blechernden dumpfen Elektrosound der draußen zu hören ist. Gibt es eine Vorband? Es ist GottseiDank nur der Sound aus dem benachbarten Fitnessstudio, der nach draußen scheppert, im Inneren empfangen uns die warmen Klänge von „Biscaya“.
Neben seinem Liedermacher-Pop – Musikertum ist Olli Schulz seit längerer Zeit omnipräsent in den Medienkanälen, hier mal „Schulz in the Box“, „Circus Halligalli“ oder in der Radiosendung „Sanft & Sorgfältig“ die er gemeinsam mit Jan Böhmermann moderiert. Anfang des Jahres erschien das Album „Feelings aus der Asche“. Es läuft derzeit gut für ihn, er kann sich nicht beklagen, wird er auch noch während des Konzertes bestätigen.
Einen großen Applaus gibt es erstmal für Olli Schulz und das Bandquintett, als sie die Bühne betreten. Er erinnert sich an einen Auftritt in den Wagenhallen vor einigen Jahren, da war es so kalt, dass die überschaubare Besucherzahl froh war, als endlich die letzten Songs gespielt wurden. Heute ist sehr sehr voll und bereits sehr warm im LKA. Die vielen Fotografen im Graben werden kurz gefragt, für wen sie fotografieren. Einer behauptet doch glatt, dass er für das „Stuttgarter Olli Schulz Magazin“ fotografiere. War das etwa die Stimme von Fotograf M.?
Die Akustikgitarre wird von Olli Schulz umgeschlungen, das Set startet mit „Dirty Old Man“ und „Ich dachte, Du bist es“ ruhig an, bei „Passt schon“ wird mit Hip Hop Tempo angezogen. Große Rockstarposen werden weggelassen, die kann Olli Schulz selber nicht leiden. Bei „Was sagt man bloß zu diesem Jungen“ aus „Olli Schulz und der Hund Marie“- Zeiten wird noch 20er Jahre Swing aufs Parkett gelegt. Gute Stimmung im Publikum, es ist vom ersten Moment an angeknipst und dabei.
Vor den Songs gibt es lange Anekdoten, Olli Schulz hat wahnsinnig viel zu erzählen. Die Erzählungen dauern manchmal länger als die Songs selbst. Anekdoten, wie die Lieder entstanden sind, über die Premiere eines Saunabesuches („Saunaaufguss in Lankwitz“) wenn sich zwei Menschen kennenlernen, es mächtig funkt, aber der große Knall dann doch nicht kommt („Der kleine Bär“). Gewitzt entertainern, das kann er halt, und es ist schön, einfach mal die Pink-Elephant Fanbrille aufzuhaben. Seine Musik ist nicht zu verträumt-introvertiert, sondern transportiert auf eine Art beschwingt vertraute Situationen des Lebens, bei denen sich jeder ein kleines Stückchen wiederfindet.
Einen Dauerfilmer aus den ersten Reihen trifft es noch, er bekommt von Olli Schulz das Smartphone abgenommen. Auch das kann passieren. Die Band agiert im Hintergrund, zu jedem Bandmitglied gibt es noch einen Steckbrief als sie vorgestellt wird. Mit dabei u.a. am Bass Musikbeau Gisbert zu Knyphausen, an der Gitarre die wunderbare Kat Frankie. In den zweistimmigen Passagen mit Olli Schulz gibt sie durch ihren Gesang noch einen Tupfen oben drauf. Zwischendurch diktiert er die Headline für die anwesende Presse, es fällt das Wort „Sexrock-Gott Olli Schulz“. „Wenn die Sonne wieder scheint“ gibt es dann noch als allerallerletzte Zugabe. So richtig gehen möchte keiner. Vielleicht doch Olli Schulz, der sieht schon etwas abgespannt aus. Aber er hat auch satte zwei Stunden alles gegeben, und die sind vergangen wie ein Wimpernschlag.