ICELAND AIRWAVES, DAY 5, 17.10.2010, Reykjavik, Island
Es ist fast geschafft. Der letzte Tag des Iceland Airwaves wird ruhiger angegangen. Weniger Shows in den regulären Venues, weniger Liebhaber-Konzerte in den kleinen Off-Locations. Zeit also für sonntägliches Entertainment: Flohmarkt in einer Halle am Hafen (doch keinen Island-Pulli gekauft, weil die wirklich so kratzig sind, wie sie aussehen), ins Kino, wo der Film „Backyard“ gezeigt wird, und es übrigens nur salziges Popcorn (!) gibt. Backyard zeigt, wie bei Lóa und Arni im Hinterhof Bands ein paar Songs aufnehmen. Klingt unspektakulär, ist aber toll. FM Belfast, Seabar, Múm, Borko, Retro Stefson und Reykjavik! wurden von Arni (selbst bei FM Belfast) eingeladen, Nachbesprechung findet im örtlichen Hallenbad statt, und alle Nachbarn werden mit kopierten Briefen informiert und natürlich auch eingeladen. Bei diesem Film wird klar, dass die isländischen Bands – auch wenn sie ganz unterschiedliche Musik machen – zusammen arbeiten, weil sie ähnlich ticken.
In der kleinen Kneipe Hemmi & Valdi spielt Svavar Knútur, der auch Sänger bei Hraun ist. „Thank God it’s over“, sagt Svavar und meint damit das Iceland Airwaves. Recht hat er. Sein kleines Konzert ist aber eine Regenerierung von allen Strapazen. Er ist der geborene Entertainer, schafft es, dass alle mitsingen und wahrscheinlich all ihren Freunden von diesem Konzert erzählen werden. Auch wenn sie schwer beschreibbar sind. Das sind Momente, wie man sie wahrscheinlich nur hier in 101 Reykjavik erleben kann. Svavar erzählt sehr witzige Geschichten, davon, dass Dänemark ein sehr langweiliges Land ist und dass man nie an einem Singer-Songwriter-Workshop teilnehmen sollte. Beziehungsweise nichts glauben sollte von dem, was einem da erzählt wird. Das Konzert von dem sympathischen Jack-Black-Lookalike ist das Beste, was einem an einem Sonntagabend passieren kann.
Sudden Weather Change spielen in einer kleinen Kneipe, deren Tür leicht zu übersehen ist. Junge Isländer, die viel Gitarrenmusik gehört haben und eine regelrechte Gitarrenwand aufbauen, um sie sogleich wieder einstürzen zu lassen. Der Name ist natürlich perfekt für eine isländische Band, auch wenn wir vom Weather Change hier nur windig-regnerisch bis stürmisch-nieselregnerisch was mitbekommen haben. Immerhin erkennt man die Touristen daran, dass nur sie Regenschirme haben.
Traditionell wurde der letzte Abend im Nasa von GusGus bestritten. Heuer sind FM Belfast an der Reihe. Aber erst einmal sorgt dieser Dan Deacon für kollektives Ausrasten. Wie schon auf dem Haldern dieses Jahr ist Mister Deacon wirklich ein Phänomen. Einer, der es in kürzester Zeit schafft, alle mitzureißen. Vielleicht liegt es daran, dass er nicht auf sondern vor der Bühne, also mittendrin im Publikum steht. Dass seine Musik ein kruder Elektropunk-Spaß ist.
Der Weg für die Abschlussparty mit FM Belfast ist geebnet. Die Vier haben sich aber noch viele Freunde aus anderen Bands eingeladen und feiern mit ihnen ein riesiges Fest. Natürlich gibt’s ihren Hit „Underwear“, der nicht nur in Reykjavik dazu inspiriert hat, genau das zu tun, was in dem Song angekündigt wird: „Running Down The Streets In Our Underwear.“ Das ist ein letztes Aufbäumen, eine gute Abschlussparty.
Aber ganz ehrlich: Alle sind durch. Die Indiereisegruppe, die mit uns um 4.30 Uhr in der Früh wieder im Bus gen Flughafen sitzen wird. Die Grapevine-Redaktion will in die „Rehab“. Nach so einem Urlaub auf dem Airwaves braucht man erst einmal Urlaub. Zum Glück ist man so beseelt und geschafft, dass man keine Energie mehr hat, sich darüber aufzuregen, welche tollen Bands man verpasst hat.
We also reviewed the other days:
Svavar Knútur
Dan Deacon
FM Belfast
Danke Anja und Schmoudi für die tolle Berichterstattung und die schönen Fotos, hat mich für das nicht vor Ort sein können Entschädigt!
Wie gehts euch, wieder vom Festivalstress erholt und nächstes Jahr gehts wieder auf Airwaves, oder :)?
Aber sehr gerne doch. Jetzt muss erstmal das Pfeifen im Ohr weg gehen, und der Zeitrhythmus wieder eingestellt werden.
Bis zum nächsten Jahr! ;)
Schööööööööööööööööööön.
FM Belfast spielt übrigens beim Popnotpopfestival in Stuttgart am 13. November. Das ist vielleicht ein kleines Trostpflästerchen für uns alle, die nicht so reiselustig sind und Angst vor Island haben.
Unbedingt nächstes Jahr wieder! Am Tag 5 aber sind die Kräfte ein wenig erlahmt…sehr bequem, im Hemmi & Valdi hängenzubleiben, mit Einheimischen zu plaudern und als allerletzten interessanten Act die isländischen Indierocker Andvari zu entdecken.
Thank God its over! ;)
Wir konnten uns vom Hemmi & Valdi doch noch trennen. Schweren Herzens. Schöne Texte auf dem Polarblog, Eva-Maria. Jetzt auch neu in unserer Linkliste.