ICELAND AIRWAVES, Day 2, 14.10.2010, Reykjavik, Island
Reykjavik. Der zweite Tag des Festivals. Im Nordic House, das eine Mischung aus Bibliothek und VHS-Veranstaltungsraum auf isländisch mit guten Restaurant ist, finden wieder einmal Akustikshows statt. Mit anschließender Fragerunde. Die Stimmung dort ist sehr entspannt. Es gibt Kaffee und Suppe. Junge Mütter kommen mit ihren Kindern vorbei. Alle tragen sie die Islandpullis aus Wolle, manchmal auch kombiniert mit Sandalen. Der halbstündige Fußmarsch ins Nordic House geht vorbei an Blechhüttchen und Holzhäuschen. Alles ist so schön bunt hier.
Im Nordic House ist fast kein Durchkommen mehr in das Auditorium, weil hier Olafur Arnalds, der junge Shootingstar und Mulitinstrumentalist aufspielt. Der gig-blog hat bereits im Mai über sein Konzert in der Rosenau berichtet. Das ist der perfekte Soundtrack für einen Nachmittag. Die anschließende Questions-&-Answers-Runde mit Arnalds und Haukur S Magnusson, der Chefredakteur des Reykjavik Grapevine und Gitarrist von Reykjavik! (ist ein bisschen so, als würde SadSir – Prinz-Redakteur – Gitarre bei den Prinzen spielen), ist unterhaltsam und kurzweilig. Wir sind ja alle auch nicht zum Quatschen hier, sondern zum Musik hören.
Und was für welche. Moddi machen Musik, die wahrscheinlich in einer norwegischen Blockhütte am offenen Kamin komponiert wurde. Sehr verträumt, sehr ruhig, sehr schön. Die Musiker rund um den Sänger Moddi spielten ausschließlich auf gefundenen, kaputten oder geklauten (!) Instrumenten, was man diesen auch ansah.
Zurück in 101 Reykjavik, in der kleinen Innenstadt mit seiner bunten Haupteinkaufsstraße Laugavegur. Am Abend dann kommt gig-blogger Carsten mit Freunden an und auf dem Programm steht gleich mal die legendäre Hummersuppe im Saegreiffin, wo es auch Minkwhale ala Schaschlik gibt. Der Herr des Hauses wirbt mit dem Slogan: „Moby Dick on a stick“. Das lassen wir einfach mal so stehen und geben uns keiner pc-Diskussion hin. Viel lieber diskutieren wir über die Eigenarten der Isländer, die zwar kein Geld mehr haben dafür aber jede Menge heißes Wasser. Und weil’s davon so viel gibt, werden die Gehsteige der Laugavegur im Winter beheizt, an einem Strandabschnitt kann man sogar baden, weil hier heißes Wasser zugeführt wird.
Und die Isländer spielen in jungen Jahren in Bands, am besten gleich in mehreren. Die Mädchen von Pascal Pinon, die schon im vergangenen Jahr aufgetreten sind, sind immer noch sehr bezaubernd und erzählen mit todernsten Minen, dass ihr erster Song davon handele, wie man aus Versehen jemanden um die Ecke bringt. „It is a really nice song.“ Reykjaviks Girlgroup Number one eben. Sehr charmant.
Reykjavik! spielen im Nasa. Sie sind nicht nur wegen ihrem Bandnamen die Lokalmatadoren, sondern auch dem Publikumsgegröle nach. Das ist vor allem laut und wild. Viele Ansagen sind auf isländisch, eine aber auf englisch. „Thanks for all your money“, sagt Haukur S Magnusson. Gerne doch.
Das Kunstmuseum ist brechend voll. Voll von schönen Menschen. Die Mädchen tragen sehr hohe Schuhe und kurze Kleidchen. Perlenohrringe und roten Lippenstift. Die nordischen Jungs natürlich Islandpullis und zurückgegelte Haare. Efterklang kommen mit Verspätung auf die Bühne und entzücken mit Popsounds, die manchmal aber doch zu sehr nach A-ha klingen.
Das Idno, ein wunderschönes Gebäude am Tjörnin-See gelegen, ist der Ort der ruhigeren Töne. Hier spielt Lay Low mit einer ihrer Bands auf. An diesem langen Iceland-Airwaves-Wochenende spielt sie sechs Shows. Auf die Frage, in wievielen Bands sie eigentlich spiele, muss sie erst einmal lange überlegen. Eine Hand reicht ihr jedoch zum Durchzählen. Das Iceland Airwaves sei wie eine fünfte Jahreszeit. „A very special time like Christmas.“ Und während Lay Low entzückende Lieder spielt, wird die Schlange draußen immer länger. Seabear sind eine große Nummer hier – und eine ausgesprochen liebenswürdige Band. Das Kollektiv macht genau die Musik, die man sich im Land der Trolle, Elfen und Geysire so vorstellt. Mehr Klischee geht irgendwie nicht.
We also reviewed the other days:
Moddi
Pascal Pinon
Reykjavik!
Efterklang
Lay Low
Seabear
das „aber“ vor A-ha hab ich überlesen…;-)