MONSIEUR MO RIO, 16.05.2010, Rocker33, Stuttgart

Monsieur Mo Rio

Foto: Steffen Schmid

Babbadabaah…der perfekte Ausklang der Aktionswoche (u.a. gab es im Verlauf dieser Tage schon Schallbladd, Rocket Freudental und Stereo Total zu sehen), die durch Unsere Stadt veranstaltet wurde: die wunderbaren Monsieur Mo Rio spielen eines ihrer viel zu seltenen Konzerte, heute im Innenhof des Rocker33.

Dem lieben Moritz müsste man eigentlich schon zu ewigem Dank verpflichtet sein, dass er in Stuttgart ein wunderbares Konzert-Biotop in seinem Waggon erschaffen hat, wo regelmäßig interessante Künstler auftreten, von lauten Noisecombos bis zu zarten Popbands (siehe Orwell im März). Aber damit nicht genug, schließlich ist auch sein eigenes musikalisches Projekt, Monsieur Mo Rio, von erhabener Güte.

Pünktlich um 21 Uhr legt das Quintett los. Die kleine Bühne ist sehr ansprechend beleuchtet, und die im Sand vor der Bühne platzierten Liegestühle passen auch bestens zum barocken Sunshinepop der hier geboten wird. Okay, 10 Grad mehr hätten es schon sein dürfen, aber dafür wärmt die Musik ganz wunderbar.
Monsieur Mo Rio spielen, trotz aller Komplexität und leicht jazzigen Harmonien, federlos leichten Retropop, irgendwo in der Sound-Schnittmenge analoger Schönheit von Künstlern wie The Zombies, Robert Wyatt oder auch den Beach Boys. Mir wird es ein ewiges Rätsel bleiben, warum diese Art von Musik so ein Nischendasein fristet. Wunderbare Harmonien tragen die schwerelosen Melodien. Diese Musik würde ein soviel größeres Publikum verdienen, denn es ist große Kunst, Popmusik so mühelos angenehm klingen zu lassen, genau austariert zwischen den beiden Polen „Seichtheit“ und „verkrampftem Muckertum“. Den Weg, den MGMT mit ihrem neuen Album einschlagen, gehen Monsieur Mo Rio schon seit Jahren, und haben dabei ein Niveau erreicht, das man bitte selber mal gehört haben muss, um dann ungläubig nochmal nachzufragen, warum das nicht mehr Leute hören. Leicht konsumierbar, dabei aber nicht im geringsten anspruchslos, ich wage zu behaupten, dass es in Deutschland nur ganz, ganz wenige Bands gibt, die sowas können.

Monsieur Mo Rio

Foto: Steffen Schmid

Heute Abend werden u.a. 5 Stücke vom hoffentlich bald erscheinendem neuen Album gespielt. Der Sound ist sehr gut, das Licht wirklich toll, und die abwechslungsreichen Stücke mit viel mehrstimmigem Gesang und Gegenstimmen der toll harmonierenden Band lassen die Zeit wie im Flug vergehen. Als nach 35 Minuten Moritz schon das Ende verkünden will, möchte man es gar nicht wahrhaben. Aber die Leute, die da sind, wollen verständlicherweise mehr hören. Bei manchen Konzerten, auch wenn sie einem musikalisch gefallen, ist es irgendwann auch gut, dass sie ein Ende haben. Hier hat man das Gefühl, das könnte man sich noch stundenlang weiter anhören, ohne Probleme. So kommen noch 5 oder 6 Zugaben (hab nicht mehr so richtig mitgezählt) hinzu, so dass wir am Ende eine Stunde lang dieses Konzert genießen durften.

In meinem Traum Line-Up eines immaginär von mir veranstalteten Popfestivals, werden Monsieur Mo Rio definitiv dabei sein.

Ein Gedanke zu „MONSIEUR MO RIO, 16.05.2010, Rocker33, Stuttgart

  • 21. Mai 2010 um 23:04 Uhr
    Permalink

    Und ich saß zeitgleich in der Porschearena.

    Bei mir war´s auch leicht konsumierbar, aber… musikalisch habe ich auf alle Fälle die falsche Wahl getroffen.

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