ORWELL, 04.03.2010, FFUS, Stuttgart
Meine Güte, was soll ich nur schreiben? Kann man etwas schreiben über ein Konzert mit Musik, die man bedingungslos verehrt, gemacht von den liebenswürdigsten Leuten, mit denen man auch noch befreundet ist?
Cathrin und ich sind ja letzten Herbst bis nach Saarbrücken gefahren, um ein Konzert von Orwell zu sehen, und sind seither dieser Band verfallen. Dass sie nun hier, heute Abend in Stuttgart spielen, wirkt immer noch ein wenig surreal, wie ein Traum. Da sei an dieser Stelle ganz herzlich Jerome und Jacques von Orwell gedankt, die das möglich gemacht haben.
Wem die Platten noch nicht Beweis genug sind, dass Orwell womöglich die meist unterschätzte und am wenigsten gewürdigte kontemporäre Popband ist, der darf sich heute abend live davon überzeugen. Das mag jetzt sehr überzogen klingen, aber mir fällt wirklich keine andere aktuelle Band ein, die es schafft so wundervolle Ozeane aus Harmonien und Melodien zu kreieren, ohne dabei jemals zu seicht, zu banal zu werden, und dabei gleichzeitig so kommerziell missachtet zu werden. Vielleicht auch ein kleines Problem in Sachen Vermarktung, denn für reinen Sunshine- oder Baroque-Pop klingen sie zu erwachsen und ernst, für Indie nicht schrammelig genug und zu leicht usw. Scheiss Schubladen, das sind nix anderes als Popmeisterwerke, die wir seit Jahren präsentiert bekommen, egal wie man sie stilistisch einordnen möchte. Man kann nur hoffen, dass das schon zu Teilen aufgenommene neue Album möglichst bald ein Label findet, ansonsten gründe ich eins („Gig-Blog-Records“, Lucas zahlt).
Mastermind Jerome Didelot hat diesmal den Vibraphonisten und Percussionisten Jacques Tellitocci (u.a. aktiv bei TH8 und Holden) dabei. Die beiden Obersympathen kommen von einem Abstecher aus Bremen, wo sie in Arnd Zeiglers Radioshow und in der Schwankhalle aufgetreten sind.
Um den oft orchestralen Sound zumindest in manchen Songs reproduzieren zu können, bedient sich Jerome eines kleinen Geräts zum Erzeugen von Loops. Die Gefahr, dass einem vor allzu sparsamer Instrumentierung auf die Dauer langweilig werden könnte, ist damit gebannt. Wäre aber sowieso nicht passiert, denn Orwell haben Songs solcher Güte auf Lager, dass es für Dutzende Bands reichen würde.
Heute Abend präsentieren sie einen Querschnitt ihres Schaffens mit Songs v.a. aus ihren Alben Le Genie Humain und Archipel. Aber auch 2 neue Tracks werden gespielt. Faszinierend wie In Your Playground und Tout Entier durch die neuen Livearrangements keinesfalls verlieren, sondern ganz neue Facetten bieten. Das Vibraphon steigt unterdessen bei mir im Laufe des Konzerts zum Lieblingsinstrument auf. Was für ein Sound, wie in warmen Honig baden oder sowas. Mitblogger Lucas ist unterdessen fasziniert von Jacques, der mit 2 Klöppeln pro Hand rumhantiert, und äußert den etwas schwer nachzuvollziehenden Wunsch, er möge doch vielleicht sogar mit 3 Klöppeln pro Hand spielen (man muss nicht jeden Gedankengang nachvollziehen).
Die Songs, wie die bombastischen Le Genie Humain und Archipel erfüllen den Waggon mit Wohlklang, begeistern und verzaubern uns. Auf den Boden holen uns immer wieder die extrem humorvollen Ansagen von Jerome, der in Jacques seinen kongenialen Komikpartner auf der Bühne hat.
Der ganze Abend ist so wunderbar, dass ich mir am Ende wünsche, dass es einfach ewig so weitergehen soll. Wer braucht schon Essen, Arbeit, Haushalt und den ganzen anderen Quatsch, wenn das Leben auch so aussehen kann?
Irgendwann endet aber alles, auch der allerbeste Abend, und zwar mit drei Coverversionen, u.a. Cars & Girls der Prefab Sprout und Make It Easy On Yourself der Walker Brothers. Mein Eindruck ist, dass Orwell sich viele neue Freunde an diesem Abend gemacht haben.
Ihren Hurts Bericht fing Cathrin mit „Immer großartig: Konzerte, die genauso wundervoll werden, wie man sie sich vorher zurechtträumt“ an. Dem hab ich nichts mehr hinzuzufügen, außer: Thank you Jerome and Jacques for existing, Stuttgart loves you, we’ll see you very soon!
Schmoudi! Super Fotos! Lino steht da mit geschlossenen Augen und träumt…
Süß!
So Lino, ich muss gleich heulen. Danke.
Und die Bilder sind der Hammer. SCHMOUD!!! GEHTS EIGENTLICH NOCH???
Ich glaub der Lino pennt. Der hat fasst bei jedem Bild die Augen zu…
Und Cathrin, näxtes Mal vorher die Haare kämmen. Sind ja total verstrubbelt auf dem Foto.
Ich fühle mich von Walter und Schmoudi als Frau absolut nicht ernstgenommen.
So geht’s mir auch.
Und mir erst…
In warmem Honig baden? Och nö Lino, so wird das nie was mit dem Heten-Image…
das ist eher spätrömisch dekadent, sprich, vom Top-Homo dieses unseren Landes verachtet, ergo Top-Hetero. q.e.d.
Supertolle Orwell-Album-Review heute in THE TIMES :)
YEAH!!!!!!!
https://entertainment.timesonline.co.uk/tol/arts_and_entertainment/music/cd_reviews/article7091844.ece