BIPOLAR FEMININ, 31.01.2024, Manufaktur, Schorndorf

Sängerin und Gitarristin Leni Ulrich überrascht es immer noch ein bisschen, dass außerhalb ihrer Heimat Österreich die Konzerte auf ihrer derzeitigen Tour gut besucht sind. Gut ist: Bipolar Feminin sind eine junge Band. Sie machen nicht nur Musik für junge Menschen. Sofern es sowas gibt, sondern für alle. „Ein fragiles System” heißt ihr erstes Album. Das lässt aufhorchen, worum genau es geht. Jetzt bin ich selbst etwas reingestolpert in das Konzert und auch in den Kosmos der Band und lausche den Texten und der Tonalität zum ersten Mal.

Erstmal geht es um “Arne”. 90s-Indie Gitarrensound, etwas schrammelig dazu, flirrt durch die Luft. Der Sound lässt erahnen, an welchen Arne der Song gerichtet ist: Tocotronic Schlagzeuger Arne Zank. Da gibt es „Sie reden so laut“, wenn Lautsein und Nichtreflektieren ineinander übergehen. Ist nicht immer die beste Kombination. „Süß lächelnd“ fängt eigentlich erstmal ruhig, treibend an.

Es kann nur bittersüß sein, wenn es um Mansplaining geht. Denn kraftvoll und mit voller Wucht singt Leni Ulrich. Woher kommt denn diese Wut? Vielleicht braucht es diese Überhöhung. Denn dass im besungenen, fragilen System Missstände herrschen, nervt. Die Stimmung im Publikum ist in jedem Fall ausgelassen, es ist angenehm, sich von der energiegeladenen Spielfreude mitreißen zu lassen. Und die Zwischenansagen von Leni Ulrich haben dann wieder etwas beruhigendes.

Was erfreut ist der Umstand, dass es das vierte Konzert im Stehen ist. Nach einer Verletzung unterstützt eine orthopädische Schiene das Bein von Leni Ulrich. Was noch ins Auge fällt bei Bipolar Feminin, sind Band und auch Team. Zu dem Quartett gehören noch Jakob Brejcha (Gitarre), Samuel Reisenbichler (Schlagzeug) und Max Ulrich (Bass).  Zum Ende des Konzertes umarmen sie sich noch gegenseitig mit freundschaftlicher Geste. Eine neue Generation ist am Start. Bei weiteren Auftritten dürfen sich die Säle noch weiter füllen. Denn Bipolar Feminin haben Schwung und lassen weiterhin auf Diversität und Vielfalt hoffen im Musikbusiness. 

BIPOLAR FEMININ