Kurzbericht: S1 FESTIVAL, 20.10.2023, Komma, Esslingen
Vorbemerkung. Unumstößliche Regeln beim Gig-Blog: Kein Konzertbericht ohne anständige Akkreditierung, immer zu zweit anrücken, damit Text und Bild den harten Gig-Blog-Qualitätskriterien genügen. Blöd nur, wenn kein Team zusammenkommt und den Blogger vor Ort spontaner Mitteilungsdrang überkommt. Dann müssen auch mal verwackelte Handy-Pix und ein knapper Text reichen. Allemal besser als kein Bericht, oder?
Exakt so geschehen gestern Abend beim ersten Tag des S1 Festivals im Komma. Mit Neugierde angerückt, vorher kurz auf Spotify durch die Bands geskippt und im Vertrauen auf die gewohnte Komma-Qualität spontan vor Ort. Gut gefüllter Laden. Junges, modisch spannendes Publikum. Die übliche Konzertblase nicht vertreten. Cosey Müller aus Berlin eröffnet mit Elektrobeats und Gitarre. Synthwave mit leichtem Retro-Touch und klarem Tanzbefehl. Sound und Licht vom Feinsten. Komma halt.
Zweiter Act: BRACCO, Elektro-Duo aus Paris. Auf dem legendären Frustration-Label Born Bad Records, allein deshalb die Anreise wert. Unfassbar intensive (Kunst-)Performance zwischen Industrial, EBM und brachialem Noise. Sänger Bapstiste entledigt sich fast komplett seiner Klamotten und zerstört systematisch eine Gitarre. Wow, und wir dachten, wir hätten schon alles gesehen!
(Sorry, hier kein Bild von Nils Keppel. Leider vergessen zu fotografieren. Spontanbericht halt.)
Headliner Nils Keppel betritt die Bühne und das Publikum verdichtet sich merklich. Keine Frage: große Anziehungskraft, Ähnlichkeit mit dem jungen Blixa, nur in sympathisch. Topaktuelle NNDW, Retro-Gefühle bei uns Alten, Euphorie beim Jugendhauspublikum. Hits wie „222“ werden lauthals mitgesungen. Dann das Bekenntnis, dass er wegen Levin Goes Lightly – hier im Komma gesehen – überhaupt nur mit der Musik anfing. Große Liebe dafür. Band hochmotiviert, Stimmung ausgelassen. Ein Fest.
Alles heute musikalisch mit Eighties-Touch und doch die Zukunft gesehen. Die von Nils Keppel als äußerst talentierten Performer. Wird ziemlich sicher richtig groß. Und die des Kommas. Ein Jugendhaus im besten Wortsinn, von Jugendlichen gestaltet und musikalisch wegweisend. Großer Respekt für das hervorragende Booking und das bestens organisierte Event!