Vorschau: SOMMERFESTIVAL DER KULTUREN, 11.-16.07.2023, Markplatz, Stuttgart

Vorschau: SOMMERFESTIVAL DER KULTUREN, 11.-16.07.2023, Markplatz, Stuttgart

Foto: Ferdinando Iannone

Sechs Tage im Juli beweist der so oft gescholtene Marktplatz seine Partytauglichkeit. Und dies bereits seit 20 Jahren. Seit 2001 bringt das Sommerfestival der Kulturen Stars der internationalen Musik in das Herz der Stadt. Organisiert vom Forum der Kulturen und Dutzenden von Migranten-Kulturvereinen zieht es alljährlich ein riesiges und buntes Publikum an und ist Stuttgarts fröhlichstes und deutlichstes Statement gegen Rassismus und Ausgrenzung. Viele der Bands sind in ihren Herkunftsländern große Stars, hier aber eher unbekannt. Deshalb haben wir uns durchs gesamte Line-up gehört und stellen alle Acts vor. (Und eine Spotify-Playlist haben wir auch zusammengestellt.)

Dienstag, 11.07.: Äl Jawala, Roy Paci

Äl Jawala aus Freiburg gebührt die Ehre, das Festival zu eröffnen und mit ihren beiden Saxofonen und einem ganz eigenständigen Mix aus Beats und Melodien verschiedenster Regionen das Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen. In unserem Band-Q&A könnt ihr mehr über Steffi, Markus & Co. erfahren.

Der sizilianische Trompeter Roy Paci dürfte mit seiner wilden Mischung aus Reggae, Ska, Cumbia und vielem mehr die Party nahtlos fortsetzen. Der langjährige Begleiter von Manu Chao ist live jedenfalls mit allen Wassern gewaschen.

Mittwoch, 12.07.: Minyo Crusaders, Fulu Miziki

Wer nur einen Tag auf den Marktplatz kommen kann (obwohl wir uns kaum vorstellen können, was man besseres vorhaben könnte), sollte den Mittwoch in Betracht ziehen. Mit der japanischen Cumbia-Band Minyo Crusaders und Fulu Miziki, dem verrückten kongolesischen Kollektiv mit seinen Müll-Instrumenten und komplexen Rhythmen bietet es zwei absolute Highlights.

Wie gut Fulu Miziki sind, davon konnten wir uns erst kürzlich auf dem Maifeld Derby überzeugen. Auf dem vollgestopften Marktplatz dürfte ihre punkige Rhythmus-Show aber nochmal ganz anders zünden.

Donnerstag, 13.07.: ShazaLaKazoo, Doctor Krápula

ShazaLaKazoo aus Belgrad interpretieren serbische Folklore mit einer Mischung aus traditionellen Instrumenten und modernen Elektrobeats. „Folkstep“ oder „Babuschka Trap“ nennt die Band diese wilde Melange mit einem Augenzwinkern. Und es wäre sehr verwunderlich, wenn nicht auch hier zahlreiche Tanzbeine bewegt würden.

Große Stars in ihrer Heimat sind die Kolumbianer Doctor Krápula. Erst neulich haben wir sie bei einer mitreißenden Ska-, Punk- und Cumbia-Party im Jugendhaus Degerloch gesehen. Die erstaunlich große und extrem feierwütige kolumbianische Community hat diesen Gig zu einem echten Abriss gemacht und wir sind sicher, dass die wieder alle vollzählig anrücken und den Marktplatz in einen Hexenkessel verwandeln werden.

Freitag, 14.07.: Deva, Seyyah, Dobet Gnahoré

Der Freitag beginnt etwas ruhiger mit der jungen Budapester Songwriterin Deva, die harmonisch-schwebende Gesangsparts ungarischer Volksweisen mit eingängigen, elektronisch angehauchten Pop-Melodien verbindet.

Zu den Traditionen des Sommerfestivals gehört es, dass das Deutsch-Türkische Forum Stuttgart am Freitag eine türkische Band präsentiert. Dieses Jahr ist die acht-köpfige Istanbuler Kombo Seyyah, die eine leicht angejazzte Anatolien-Balkan-Fusion auf die Bühne bringt

Zum Abschluss des Freitagsprogramms steht die Ivorerin Dobet Gnahoré auf der Bühne. Die Grammy-Gewinnerin mit der markanten Stimme verbindet Afropop mit R&B und klassischen Singer-Songwriter-Stücken. Das dürfte ein sehr stimmungsvoller Ausklang werden.

Samstag, 15.07.: NeuRuTics, Memoire, Limanja, Noir de Soul, Yonii

Der Samstag ist zum 20. Jubiläum eine Hommage an die multikulturelle Landeshauptstadt. Fünf Bands aus der Region Stuttgart gestalten den Abend mit einer riesigen Bandbreite an Stilen. Den Anfang machen NeuRuTics, die Band um den Sankt Petersburger Vadim Averiyanov. Songs, die durchaus Wladimir Kaminers Russendisko entstammen könnten und garantiert für Bewegung sorgen werden.

Memoire heißt die Band um die Sängerin Fanta Mara aka Fanta Diebaté und Kandara Diebaté, der die Kora spielt, eine riesige afrikanische Harfenlaute. Zu Gehör bringen sie traditionelle westafrikanische Melodien, die mystische Geschichten umranken und mit komplexen Rhythmen begleitet werden.

Orientalische Rockmusik mit Funk-Bass und Saz, psychedelisch, oder auch treibend. Limanja schaffen eine Melange, die sowohl Rockfans als auch Freunde türkischer Musik begeistern dürfte.

Als letztes Jahr wie aus dem Nichts Noir de Soul auf den Bühnen erschienen, rieben wir uns verwundert die Augen (und Ohren). Diese so international klingende HipHop/Jazz-Fusion sollte in unserem Städtle entstanden sein? Was die Kombo um den Rapper Two Point Owe und den Jazz-Trompeter Robert Giegling fabriziert, wird Fans von Jazzmatazz sofort gefallen.

Den Slot des Samstags-Headliners bekommt verdientermaßen Yonii, einer der profiliertesten Rapper der Region. Yasin El Harrouk, der bereits von Capital Bra und Sido gefeaturet wurde, ist auch als Schauspieler bekannt – vom Schauspiel in Stuttgart bis um Tatort haben ihn seine Rollen bereits geführt.

Sonntag, 16.07.: Opal Ocean, Chico César

Progressive Flamenco-Rock aus Australien. Wie bitte? Die „Weltmusik“ schafft es immer wieder, unerwartete Kombinationen hervorzubringen. Opal Ocean, zwei Straßenmusiker aus Melbourne, haben es mit dieser mitreißenden Mischung jedenfalls zu weltweitem Ruhm gebracht und werden das Konzertprogramm des letzten Festivaltags eröffnen. Unglaubliche Coverversionen, Witz und pure Virtuosität – Nadav Tabak und Alex Champ werden garantiert alle mitreißen.

Das Grande Finale gehört keinem geringeren als Chico César, dem Grammy-Gewinner und brasilianischen Superstar. Mit seiner fröhlichen Mischung aus karibischer, afrikanischer und brasilianischer Musik wird er den Marktplatz noch einmal in eine große Party verwandeln. Seine heiteren Songs sind durchaus politisch und er bezieht Stellung gegen Ungerechtigkeit und Rassismus und für den Schutz von Minderheiten. Ein würdiger Abschluss für ein Festival, dass sich bereits seit 20 Jahren für exakt diese Werte einsetzt.

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