BERNADETTE LA HENGST, 18.04.2015, Merlin, Stuttgart

Bernadette La Hengst

Foto: X-tof Hoyer

Gut, dass es MusikerInnen gibt, die neben ihren Hauptbands noch Seiten- und Zwischenprojekte haben und/oder dann auch noch solo unterwegs sind. So erhöht sich die Chance, sie mal live zu erleben. Bei Bernadette La Hengst ist das so ein Fall. Zu spät kam das Mixtape bei mir an, auf dem Songs ihrer Band „Die Braut haut ins Auge“ waren. Die All-Female Band hat sich 2000 aufgelöst. Angesiedelt war sie im musikalischen Hafen der Hamburger Schule. Zu einem Konzertbesuch einer weiteren Band von ihr „Die Zukunft“ kam es für mich auch nie. Dafür habe ich die anderen Band-Mitglieder Guz und Knarf Rellöm bereits gesehen. Der Dreierpasch wird jetzt vollgemacht. Ich sehe heute die dritte Musikerin im Bunde: Bernadette La Hengst. Unterwegs ist sie auf einer Mini-Tour im süddeutschen Raum. Morgen steht sie in Doppelfunktion, erst als Podiumsgast, abends als Musikerin auf dem Care Kongress im Karlsruher Jubez auf der Bühne.

Sieht aus als hätten sich hier einige auf eine Lesung eingestellt.

begrüßt sie das Publikum im Merlin. In der Tat, die seitlich aufgestellten Stühle sind alle besetzt. Vielleicht ist es einfach die Erschöpfung vom Record Store Day. Für die ca. 40-50 Zuhörer gibt es erstmal ein kleines Warm-Up, jeder darf auf Kommando seinen Namen sagen. Ein gegenseitiges Kennenlernen, mit wem man es zu tun hat.
Den Startschuss geben die Songs „Integrier mich Baby“ und „Das träge Glück“ Mit Elektro-Pop Schwung sind sie eine Aufforderung zum Tanzen. Köpfe werden hin-und her bewegt, Lächeln in den Gesichtern ist zu sehen, der Hüftschwung kommt auch noch dazu. Auf der Bühne ist Bernadette La Hengst schon mit temperamentvoller Bühnenpräsenz schwungvoll bestens dabei.

Bernadette La Hengst

Foto: X-tof Hoyer

„Liebe ist ein Tauschgeschäft“– bildet den Übergang zum Schlager-Diskurs Blog. So tarnt sie politische Utopien, wie sie uns verrät. Dabei geht es nicht um materialistische Dinge, sondern um nicht-materialistisches, dass man tauschen kann. Zögern im Publikum auf die Frage, was wir an nicht-materialistischen Dingen zum Tausch anbieten können. Ein Herr aus dem Publikum möchte gerne die Stiefel von Bernadette La Hengst tauschen. Das war natürlich nicht gemeint. Mal ganz davon abgesehen, würde ein Herrenschuh zu dem blau-roten Kleid jetzt überhaupt nicht passen. Frau La Hengst hilft dem Publikum auf die Sprünge… Fähigkeiten, Talente, Geschichten, Telefonnummern, gäbe es da zum Beispiel. Ein Tauschgeschäft ganz unabhängig von der Größe, es reichen manchmal die kleinen Dinge und Gesten des Lebens um Netzwerke und Banden zu bilden.

Bernadette La Hengst

Foto: X-tof Hoyer

Bernadette La Hengst bezeichnet sich selbst als Disco-Agitations-Chanteuse, wie ich gelesen habe. Dieser Selbstaussage kann ich zustimmen. Ihre Songs haben nicht die klassische „Love is all you need“-Lyrik , sondern sind mit einem Widerhaken versehen, der einen aufhorchen lässt.

Mit Kraft in den Stimmbändern geht die Einladung zu Tanz und Bewegung weiter. Zusammen mit Schlagzeugerin Wanja Saatkamp, die auch ab und an zum Bass greift, können die beiden Damen die Spannung zum Publikum halten. Rockposen, Energie und Spielfreude, alles ist dabei.

Als die „Queen des Diskusschlagers“ hat Jan Freitag in „Der Zeit“ Bernadette La Hengst beschrieben. Heute Abend sind Wanja Saatkamp und sie zusammen die Queens der Zugaben. Ganze sieben Zugaben werden noch nachgelegt. Auch das, ein Tauschgeschäft, geben und nehmen der gegenseitigen Energien, die bei den beiden Musikerinnen und dem Publikum vorhanden sind. Freude und gute Laune wurden in jedem Fall getauscht.

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