NOIR DE SOUL, 09.12.2022, Merlin, Stuttgart

NOIR DE SOUL, 09.12.2022, Merlin, Stuttgart

Foto: Holger Vogt

Auf diese noch recht frische Band stießen mich verlässliche Auskenner, die bereits Auftritte von Noir De Soul in der Jazz-Kiste und im Tiny Window am Kulturkiosk erleben durften. Aus den wohlwollenden Schilderungen meinte ich herauszuhören, dass es sich um bei Noir De Soul um so eine Art zeitgemäße Stuttgart-Version von Jazzmatazz handele – also das Jazz-Projekt von Gang Starr-Rapper Guru, mit dem er seit 1993 insgesamt vier wegweisende Alben im Bereich HipHop/Jazz-Fusion initiierte.

NOIR DE SOUL, 09.12.2022, Merlin, Stuttgart

Foto: Holger Vogt

An deren smooth groovenden Sound fühle ich mich dann tatsächlich auch im Stuttgarter Merlin schnell erinnert. Als Stammgäste im Kulturverein im Stuttgarter Westen staunen wir zunächst nicht schlecht, wie voll der Laden ist – obwohl (mit einer Ausnahme) keinerlei uns bekannte Gesichter darunter sind. Auch wenn die Band bislang noch keinen Song veröffentlicht hat, scheinen sich ihre Qualitäten schnell herumzusprechen.

NOIR DE SOUL, 09.12.2022, Merlin, Stuttgart

Foto: Holger Vogt

Auch die Bühne ist gut gefüllt: Die fünfköpfige Stammbesetzung wird um den funky Gitarristen Henrique Mota erweitert, was den ohnehin vollen Sound noch crisper macht. Alle Musiker erweisen sich schnell als instrumentale Könner: Die tighte US-amerikanische Rhythm Section (Terrance Rhodes, Clarence Everett) spielt elastische Funk-Grooves mit beeindruckender Präzision und Lockerheit, Tastenmann Jerome Dupont sorgt mit flüssigen E-Piano-Läufen für den souljazzigen Feelgood-Vibe und Robert Giegling vernachlässigt seinen kleinen Moog-Synthie schnell zugunsten der sehr präsenten und angenehm lyrischen Trompete. Was mich wieder zu Jazzmatazz bringt, deren Trademark-Song „Loungin“ einst ja mit der Trompeten-Arbeit von Donald Byrd veredelt wurde.

NOIR DE SOUL, 09.12.2022, Merlin, Stuttgart

Foto: Holger Vogt

Im Mittelpunkt steht Rapper (und Sänger) Two Point Owe aus Südafrika mit Karamellstimme und smoothem Rhymeflow. Ein cool-sympathischer Entertainer ohne aufdringliches Bühnengebaren – okay, ein bisschen Mitsingen ist dann doch gefragt. Wobei die gut hundert Zuschauer*innen doch etwas schwer in die Gänge kommen, beim Konzert in der Kiste ist der Funke wohl eher übergesprungen. Der Sound im Merlin ist gewohnt perfekt, jedes Instrument ist kristallklar und transparent zu hören. Auch an die extrem druckvollen und voluminösen Drums gewöhnt man sich schnell, schließlich braucht HipHop den straighten (Dope-)Beat. Das Eingrooven dauert zwar ein bisschen, letztlich spielen Noir De Soul dann aber ein überwiegend entspannt groovendes Zwei-Stunden-Set. Vorbilder wie The Roots und Digable Planets schimmern immer wieder durch.

NOIR DE SOUL, 09.12.2022, Merlin, Stuttgart

Foto: Holger Vogt

Mein Eindruck: Hier kann man einer vielversprechenden Band in Echtzeit beim Wachsen zusehen. HipHop im jazzigen Bandformat ist vielleicht ein wenig aus der Zeit gefallen, auf der Bühne funktioniert das aber bis heute wie geschmiert. Bei den meisten HipHop-Auftritten, die ich erleben durfte, hat mich das puristische DJ/Rapper-Setting nie so richtig gepackt (auch nicht bei Gang Starr, Fugees oder Public Enemy). In bester Erinnerung bleiben dagegen Rapper mit handgespieltem Backing wie Soon E MC und vor allem die grandiosen Boo-Yaa Tribe, lang ist’s her, damals noch in der Röhre.

Noir de Soul werde ich bei nächster Gelegenheit wieder ansehen, während des Konzerts hatte das Gigblog-Team gar die kühne Vision von einem gemeinsamen Konzert mit den Stuttgarter Urgesteinen Good Men Gone Bad – aber wahrscheinlich kennen die sich generationsbedingt gar nicht.

NOIR DE SOUL, 09.12.2022, Merlin, Stuttgart

Foto: Holger Vogt

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