BETTEROV, 14.02.2023, Im Wizemann, Stuttgart
Ist „Ausverkauft“ das Trending Topic 2023? Zu wünschen wäre es den Veranstalter:innen ja wahrlich. Kürzlich waren wir erst bei Les Yeux D’la Tête im pickepacke vollen Kulturquartier Proton, der clubCANN meldet für diverse Gigs „Sold Out“ oder „Hochverlegt“, auch im Merlin geht nichts mehr bei Fuffifufzich und im Wizemann ist der Gig von Betterov auch nicht der einzige, der ein volles Haus beschert. Die Vermutung, dass zumindest das junge Publikum wieder zu Konzerten strömt, könnte sich bewahrheiten. Wobei die Altersstruktur bei Betterov erstaunlich weit gespannt ist. Mit die jüngsten im Saal dürften Lena & Linus sein, das Songwriter-Duo, das den Abend für Betterov eröffnet. Bei der Textzeile „Damals, als wir 16 waren“ überlege ich jedenfalls, wie lange das wohl her sein mag. Umso erstaunlicher, dass sie bereits bei Four Music unter Vertrag sind und im Publikum sogar eine eigene kleine Fanbase haben. Respekt.
Noch erstaunlicher ist die Entwicklung von Betterov aka Manuel Bittorf, der 2020 seine erste EP veröffentlichte, 2021 in der Dieselstraße vor ein paar Dutzend Neugierigen spielte und jetzt – trotz der Corona-Bremse der letzten Jahre – mal ganz mühelos den Club im Wizemann mit gut 500 Leuten ausverkauft. Seine rundum überzeugende Performance rechtfertigt diesen Andrang jedenfalls. Sein Indierock ist eingängig, die Zugewandtheit zum Publikum wirkt authentisch, die Band agiert ebenso routiniert wie kraftvoll und die Dramaturgie des Abends ist rundum gelungen.
Seine Stärke sind die Texte, die ebenso lakonisch wie lyrisch sind, meist einen melancholischen Grundton haben, Einblicke in sein Seelenleben und manchmal vielleicht sogar in das Befinden einer ganzen Generation erlauben. Jedenfalls sind sie, dank des klaren Sounds, bestens verständlich und werden von den Fans meist mitgesungen. Als Betterov im Mittelteil des Programms seine Hits in einer Solo-Klavierfassung präsentiert, ist dies nicht nur schöner Break im gerade etwas einförmig geratenden Sound, es ist auch der Moment, in dem das gesamte Publikum bei „Dussmann“ seine Textsicherheit präsentieren kann. Betterov spielt nur ein paar Akkorde und singt einen Halbsatz, den Rest erledigt das Publikum im Alleingang. Der Song, ein Gedankenspiel um einen tödlichen Sturz im gleichnamigen Kulturkaufhaus, ist jedenfalls völlig zu Recht auf vielen Jahresbestenlisten gelandet mit Zeilen wie
Gott hat für das alles nur sieben Tage gebraucht
Und ich finde, genau so sieht’s hier auch aus.
Das Gesamtprogramm dauert gut 80 Minuten, Betterov spielt praktisch alle Songs, die er hat, und beschließt den Abend mit den Bandversionen der Hits aus dem Klavier-Intermezzo. Keine Frage: Hier haben wir einen Künstler gesehen, dessen Aufstieg gerade erst begonnen hat und der auch noch größere Locations ausverkaufen wird. Ich würde mich nicht wundern, wenn wir ihn im kommenden Festival-Sommer auf großen Bühnen sehen werden. Zum Beispiel auf dem Maifeld Derby, wo er glänzend hinpassen würde.
… ausverkauft is auch bei uns in Freiburg der Trend, ich bin gestern abend fast in Ohnmacht gefallen wir lang die Schlange an der Abendkasse im Slow Club war. Da sind mit Sicherheit nimmer alle reingekommen. ü40 Publikum btw.
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