AMY MACDONALD, LP, 19.09.2021, Schlossplatz, Jazz Open, Stuttgart

Jazz Morley, 19.09.2021, Schlossplatz, Jazz Open, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Es ist nicht mein erstes Konzert nach langer Zeit, aber das erste Mal, dass ich für den Gig-Blog unterwegs bin. Und so freue ich mich sehr auf einen gemeinsamen Abend mit dem Kollegen Xtof, der mich an einem deutlich laueren Sommerabend bei der Klinke im Merlin fragte, ob ich denn Lust habe, über eine Sängerin bei den Jazz Open zu schreiben, deren Hit es auf eine erstaunliche Zahl Klickzahl von 837 Mio. auf Youtube bringe. Ich kannte sowohl die Sängerin LP (Laura Pergolizzi) als auch ihren Hit „Lost On You“ aus dem Jahr 2015 nicht und sagte zu. Als wir die Zusage erhielten, schloss das einen Auftritt der Schottin Amy MacDonald mit ein – nun gut, „endlich wieder Konzerte“ überwog dann doch die aufkommende Skepsis.

AMY MACDONALD, 19.09.2021, Schlossplatz, Jazz Open, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Am Schlossplatz angekommen, stellte ich fest, dass es noch einen dritten Act an diesem Abend gab – Jazz Morley. Vielleicht war der Gedanke bei der Einladung der, etwas mehr Jazz im ansonsten sehr poppigen Programm zu haben. Ich verwerfe diesen Kalauer eigentlich zunächst, nur um ihn am Ende doch wieder einzubauen (Transparenz ist uns wichtig!). Mehr kann ich nämlich über ihren Auftritt kaum schreiben, da sich aufgrund meines Nichtwissens über diesen Act und der damit verbundene frühe Start der vorletzte Song ihres Sets sich mit den Melodien des Leierkastens (Qué Será) vor dem Alten Schloss vermischt. Die letzte Ballade bekomme ich dann noch mit und es purzelt mir ein wenig schmeichelhafter Mariah-Carey-Vergleich in meinen Aufschrieb, den ich allerdings bei dieser vagen Andeutung belasse.

AMY MACDONALD, 19.09.2021, Schlossplatz, Jazz Open, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

Das Publikum ist am Sonntagabend zahlreicher vertreten als noch am Freitag bei Sophie Hunger und Lianne La Havas und ich schreibe, dies ist dann auch nicht sonderlich verwunderlich, als ich die ersten vier Songs von Amy MacDonald im vorderen Stehplatzbereich verfolge: „The Hudson“ klingt im Auftakt wie „Losing My Religion“ von REM, auf der mittleren Leinwand ist ein Schwarz-Weiß-Video des Hudson-River zu sehen und auf diesem Grad an Überraschungen bleibt dann auch der Rest der musikalischen Darbietung. Der dritte Song ist dann schon einer der Hits („Mr. Rock & Roll“) aus der Zeit, die aus heutiger Perspektive so unbeschwert wirkt – der Soundtrack von 2010, jetzt „Eins gehört gehört“. Dementsprechend wird die Radio-Version gespielt – kein Schnörkel zu viel, nichts, was man nicht vom Song kennt. Da drängt sich der Vergleich zum Freitag auf, zum Auftritt von Sophie Hunger. Er war gespickt von technischen und spielerischen Überraschungen sowie von Varianz in den Arrangements der Songs, die ich schon so oft live gehört hatte. Bei Amy MacDonald kenne ich nur zwei der Songs, habe aber nach Song Nummer Vier nicht das Gefühl, dass ich noch einen überraschenden Moment erleben werde und irgendwie werde ich bis zum Schluss (den wir auf der eigens errichteten Pressetribüne beobachten) das Gefühl nicht los, dass die fünf Begleitmusiker vielleicht dasselbe denken – denn das ist schon alles sehr in das bekannte Format gepresst. Beim letzten Song dürfen die beiden Gitarristen dann noch jeweils acht Takte solieren – Schlussakkord, Jubel, Pause.

LP, 19.09.2021, Schlossplatz, Jazz Open, Stuttgart

Foto: X-tof Hoyer

LP ist dann eine andere Kategorie – und das nicht nur, weil der Sound klassischerweise beim Hauptact nun endlich druckvoll ist. Die Künstlerin mit der markanten Stimme hat eine ungleich höhere Bühnenpräsenz. Und obwohl sie einen Mitmusiker weniger versammelt, ist deutlich mehr Leben und auch musikalische Vielfalt auf der Bühne. Etwas ärgere ich mich ja, dass ich diesen Vergleich nicht exklusiv habe, sondern sie heute auch im Bericht der StZ gelesen habe: Während ich LP beobachte und beeindruckt bin von ihrer stimmlichen Bandbreite (sie studierte Opern-Gesang, was sie ab und an einsetzt) und ihrer Energie und Ausstrahlung, denke ich, dass sie eine gute Alternative zu Adam Lambert wäre und den Songs von Queen sicherlich eine interessante Färbung geben könnte. Der Abend und die Jazz-Open enden dann schließlich und folgerichtig mit „Lost On You“ und der einfachen aber schönen Erkenntnis, dass das Publikum es feiert, wieder Live-Konzerte genießen zu können – und da ist es dann auch ein bisschen egal, welche.

LP

Amy MacDonald

Jazz Morley

 

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