LOS SANTOS, 08.10.2020, Laboratorium, Stuttgart
„Cowboys & Cosmonauts“ heißt das neue Album der Stuttgarter Allstar-Familien-Kapelle Los Santos, das heute im Laboratorium präsentiert wird. Was im ersten Moment nach einer seltsamen Themen-Kombi klingen mag, ist bei Los Santos eine völlige logische Verbindung. Und nach einer gut zweistündigen musikalischen Rundreise in jeden Winkel ihrer Retro-Science-Fiction-Welt wird uns die sympathische Kombo dies auch bewiesen haben.
Nach einer halbjährigen Pause ist dies das erste Konzert im Lab unter Corona-Bedingungen und es ist – das wäre es sicher auch bei voller Kapazität – ausverkauft. Der Saal ist bestens gelüftet (zweimal wird dafür sogar das Konzert unterbrochen), die Leiterin selbst macht alle nochmal mit den Regularien vertraut, die Hygieneauflagen werden streng beachtet und es fühlt sich wirklich gut (und sicher) an, endlich mal wieder in diesem Traditionsladen zu sitzen. (Auch wenn es mangels Durchsatz aktuell kein Guinness gibt)
Wobei das mit dem Sitzen so eine Sache ist. So eng umrissen die Themenwelt von Los Santos sein mag, so breit gefächert ist das musikalische Spektrum. Und viele der präsentierten Stile sind nun einmal Tanzmusik. Dass das Publikum bei Rock’n’Roll, Cha-Cha, Tango, Ska oder Cumbia am Stuhl festgetackert bleibt, das haben wir im Laboratorium zwar manchmal auch schon vor Corona erlebt. Jetzt, wo Tanzen aber behördlich verboten ist, wird es manche doch deutlich im Tanzbein jucken. Dennoch halten sich alle strikt an den Sitzzwang. Die selbsternannten Space Rangers erfüllen ihre ordnungshütende Funktion eben nicht nur im „Alpha-Quadranten“, sondern auch hier vor Ort.
Das Album ist der inzwischen dritte Tonträger mit Songs, die um das Genre Space-Western kreisen. Wieder findet sich darauf eine Mischung aus thematisch passenden (oder passend gemachten) Coverversionen sowie eigenen Songs in Englisch und Spanisch. Dargebracht werden sie mit der ganzen Intensität einer Gruppe von Vollblutmusikern, die Spaß an einem der seltenen Live-Auftritte haben. Stefan Hiss bedient – virtuos wie immer – sein Akkordeon und eine Philicorda-Vintage-Orgel. Gerne auch mal beides gleichzeitig. (Die Orgel mit ihrem markanten Retro-Sound soll überhaupt der Auslöser für die musikalische Beschäftigung mit dem Sound von Sixties-Science-Fiction gewesen sein).
Joscha Brettschneider, den wir sonst als eher subtil agierenden Gitarristen bei seiner Americana-Folk-Band BRTHR kennen, hat sichtlich Spaß an der stilistischen Vielfalt und den schnellen, rockigen Titeln. Beim Einsatz der Bariton-Gitarre im dritten Set erfreut er mit einem ganz speziellen Retro-Sound, der wunderbar zu „Raumpatrouille“ und „Ghostriders in the Sky“ passt. Lucia Schlör – Schauspielerin, Sängerin und Tausendsassa – bekommt in jedem Set ihren eigenen Auftritt und harmoniert dank souveränder Bühnenpräsenz, Witz und Charme aufs Feinste mit dem wort- und stimmgewaltigen Hiss. Bernd Öhlenschläger an den Drums ist das einzige Nicht-Familienmitglied, trommelt sich aber so souverän und präzis durch den wilden Stilmix, dass angeblich schon eine Adoption erwägt werde.
Und was hat es nun mit den Cowboys und Kosmonauten auf sich? Ganz klar: die großen, universellen Themen. Gut gegen Böse, Liebe und Leidenschaft, Sehnsucht, Fernweh und Abenteuer, wo finden diese mit ganz besonderer Intensität statt? Natürlich nur im Wilden Westen und im Weltall. Und heute Abend auf der Bühne des Laboratorium!
Setlist:
Tiny Space Man
Rumba in a Rocket
Zombies from outer Space
Space Girl
Space Rangers
Bang Bang
Beyond the Milky Way
Monkey Business
Vaquero sideral
Perfidia
Am I in Live
Diesel Smoke, Dangerous Curves
Interstellar Love
That’s why I wear black
Inspiración
Moon Twist
Raumpatrouille
Ghostriders in the Sky
Canción del Cosmonauta
Los Marcianos
Buscando mi Amor
Atomic Girl
Who do you love?
Ruby Carol
Deja que salga la Luna
El Canoero
Rag Mop