CLUTCH, VALIENT THORR, LIONIZE, 04.12.2016, LKA Longhorn, Stuttgart
Seit Monaten freue ich mich auf das Konzert von Clutch und auch auf Fotograf Michael H., den ich nicht mehr gesehen habe, seit das Thermometer 37 Grad angezeigt hat. Als mir Fotograf X-tof entgegenkommt, ahne ich, dass Micha der Erkältungswelle erlegen ist. Natürlich freu ich mich immer auch über X-tof, gleichzeitig bedaure ich beide. Den einen, weil krank. Den anderen, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass das heute seine Mukke ist.
Zwei Vorgruppen gibt es, ich hatte auf keine gehofft, obwohl ich sonst nichts dagegen habe. Mir ist heute nur nicht danach und ich bin außerdem beunruhigt, dass Clutch deshalb viel zu kurz spielen werden, was sich später bewahrheiten wird – zumindest von meiner Warte betrachtet. Von Lionize habe ich noch nie gehört, sie legen los und schon mit dem ersten Song erspielen sie sich meine Begeisterung. Die sind ein adäquater Support für Clutch. Mein Freund Jo meint, dass er und Lionize den Proberaum teilen und dass der Sänger auch bei der zweiten Vorgruppe, Valient Thorr, dabei ist. Ach was?! So eine Band probt in den Heiligenwiesen-Proberäumen?! Ich bohre nach und frage, ob die schon bisschen bekannt sind. Wird bejaht und ich kann nicht fassen, dass ich von denen noch nichts mitgekriegt habe. Als ich weitergrabe, stellt sich alles als ein Missverständnis heraus. Guten Morgen, Frau Deppendorf! Lionize teilen den Proberaum mit Clutch und der Sänger von Valient Thorr war der Verkäufer am Merch-Stand. Okay, das macht mehr Sinn. So was passiert, wenn man bei Konzerten quatscht, also Klappe halten jetzt!
Nach dem wirklich tollen Einstieg betreten Valient Thorr die Bühne. Nach drei Takten krame ich nach dem Tütchen mit den Ohrstöpseln, obwohl ich fast ganz hinten stehe. Inzwischen ist auch der Rest unserer Posse eingetroffen und man ärgert sich, Lionize verpasst zu haben. Ich ärgere mich, dass Valient Thorr meine Stimmung, die Lionize so prima aufgebaut haben, nach unten ziehen. Puh, gar nicht meins, voll durcheinander und krachig. Nur kurz blitzt eine Math-Core-Anleihe auf, aber dieser magische Moment ist sehr kurz. Dafür hat der Bassist ganz tolle Haare und der Sänger irgendwann einen freien Oberkörper.
Endlich geht es mit Clutch weiter und inzwischen haben wir uns auch munter ins Publikum nahe der Bühne geschoben. Ich bin zwar froh, dass Clutch im LKA spielen und nicht in der Schleyerhalle, gleichzeitig wundert es mich aber auch. Ich behaupte, dass diese Band auch Leuten gefallen könnte, die mit Rockmusik eher nichts anfangen können. Für mich sind sie mit Abstand die beste Rockband derzeit und vielleicht sogar aller Zeiten. Sie laufen unter Stoner-Rock, aber das allein wird ihnen m.E. nicht gerecht, ist mir aber auch nicht wichtig, in welcher Schublade sie stecken. Der Sänger Neil Fallon ist irre vielseitig und energiegeladen, seine Präsenz ist enorm. Die Band ist zwar da, aber fällt neben ihm nicht wirklich auf. Nur scheinbar zurückhaltend tragen sie ihn kraftvoll spielend durch die Songs, von denen mich wirklich kein einziger anödet. Entschuldigt, Ohren, die Stöpsel müssen jetzt raus. Glücklicherweise ist es nicht total voll und ich habe genug Platz zum Tanzen – tanzend im Regen auf einer Wiese habe ich Clutch seinerzeit für mich entdeckt. Klingt romantisch, war es auch. Um mich rum wird ebenfalls wild gezappelt, Headbanger seh ich eigentlich keine. Ich gebe zu, ich kann die Titel der Stücke nicht benennen, Clutch wird angestellt und durchgehört, kein Titel wird von mir je übersprungen oder gezielt eingelegt. Als Teenie hab ich immer mit dem Cover hingesetzt und es studiert, während ich ein Album durchgehört habe, aber das langweilt mich inzwischen. Und von dieser Band gefällt mir einfach alles. Alles!
Das Publikum ist heute eher älter, so ab 40 aufwärts schätze ich. Textsicher sind die meisten und manchmal höre ich meinen Nachbarn besser als Fallon. Inzwischen klebe ich auch am Boden fest, was mich wundert, weil die flächendeckende Bierpfütze nicht halb angetrocknet, sondern mindestens einen Zentimeter hoch ist und sich gerade an meinem Hosenbein hochsaugt. Nicht drüber nachdenken! Das Konzert neigt sich nun leider seinem Ende zu, jetzt kommt doch noch ein Crowdsurfer an meinem Kopf vorbei, habe ich heute schon vermisst, nachdem die neulich bei Wolfmother fließbandmäßig nach vorne geschoben wurden (siehe Bericht).
Wir schieben uns langsam gen Ausgang und es folgt noch ein großer Moment für den Sänger von Valient Thorr. Er hat sich auf die Bar gestellt und verkündet mit heiserer Stimme, dass der Bau der North-Dakota-Pipeline gestoppt ist. Jubel! Es war längst mal Zeit für gute Nachrichten aus der Welt.
Um meine Songtitel-Unkenntnis hier zu vertuschen, dränge ich meinen Freund Matse, mir noch den Titel des ersten Songs und der Zugaben zu nennen, aber es stellt sich heraus, dass er auch immer nur durchhört, ohne die Titel zu lesen. Obwohl er der größte Clutch-Fan von uns ist, kann er mir also auch nicht weiterhelfen. Er hatte lediglich damit gerechnet, dass sie mit „Psychic Warefare“ starten. Ich bitte Matse noch um ein Statement zu Clutch bzw. dem Abend und er sagt: „Die Wahrheit hat Humor“. Darüber geh ich jetzt nachdenken.
Servus,
also soweit ich mich erinnern kann war das erste Lied Gravel Road und das letzte müsste n Medley aus Electric Worry/One Eye Dollar gewesen sein.
Kann man sich auch Online angucken.
LG Florian
Hey Florian, danke! Matse hat noch nachgeliefert, Spacegrass sei die erste Zugabe gewesen?!
Liebstgrüß von Frau Katze