FLORIAN KÖNIG, 24.02.2015, Bix, Stuttgart

Florian König

Foto: Michael Haußmann

Das Gute kann so nah sein und trotzdem verpasst bzw. ignoriert man es oft. So auch die Bachelorprüfungen der Studenten der Musikhochschule dienstags im Bix. Zumindest gilt das für mich. Aber nicht so heute. Und da bin ich nicht der Einzige: Das Bix ist bis zum Bersten gefüllt.

Florian König

Foto: Michael Haußmann

Flo König studiert, bzw. nach heute Abend dann studierte, an der Musikhochschule Pop Schlagzeug. Seinem Tourkalender nach aber höchstens im Nebenfach. Denn viele Teenies werden zumindest sein Gesicht als Schlagzeuger von Cro kennen. Außerdem trommelt bzw. trommelte er bei Bewegung Tut Gut, Yeah und Ena Wild. Da braucht man schon ein gutes Zeitmanagement, um gleichzeitig im Hörsaal zu sitzen.

Wenn er dann mal zum Studieren gekommen ist, hat er sich viel mit programmierten und synthetischen Beats beschäftigt. Und für sich Wege gesucht diese mit dem akustischen Schlagzeug zu vereinbaren. Wie er das macht, erklärt er zum Beispiel in einer Doku über elektronische Beats im Wechsel mit Oli Rubow und Martin Gretschmann von The Notwist.

Um die Ästhetik von elektronischen Beats geht es auch heute. Das Thema der Bachelorarbeit ist “Mensch Maschine Perpetuum Mobile”. Das Eröffnungstück stellt im musikalischen Sinne eine solche Maschine dar.

Auf der Bühne steht ein Laufband mit dazugehörigem Läufer. Mit einem Microcontroller wird dessen Herzfrequenz beim Laufen abgenommen und die Signale werden als Metronomsignal an die Schlagzeuger und die Lichtinstallation geschickt. Das Publikum hört den Beat und darf gleichzeitig die Schnelligkeit des Laufbands verändern. So schließt sich dann der kontinuierliche Mensch Maschine Kreislauf.

Bei diesem Kreislauf werden die Rollen ad absurdum geführt, denn die Schlagzeuger werden zu Maschinen, gefangen im selbst erschaffenem Perpetuum Mobile. Außerdem bedarf es einer Maschine um den ureignesten Beat des Menschen, seinen Herzschlag, zu visualisieren. Insgesamt keine sehr leichte Kost, und mit Populärmusik hat das ganze recht wenig bis gar nichts mehr zu tun. Aber mit dem Wissen um die Intention Königs ein spannendes Stück, das der Musik seine Originalität und Reproduzierbarkeit vorhält.

Im weiteren Verlauf wird die Darbietung wieder ‘klassischer’ und Florian König steht mit verschiedenen Mitmusikern seiner vielzähligen Projekte auf der Bühne. Dabei sticht der Sänger der Backing-Band Nicki Fehr (Kamera, ebenfalls eine Band aus dem Dunstkreis von Flo König) mit seinem hypnotisierenden Gesang besonders heraus. Allerdings schafft es heute niemand die Hauptperson hinter den Trommeln zu überschatten.

Florian König

Foto: Michael Haußmann

König ergreift immer wieder das Wort bedankt sich brav bei Professoren und Unterstützern und gibt zumindest Einblicke in das was dort auf der Bühne im Unsichtbaren passiert. Die meisten Stücke sind Cover von Liedern, die sogenannte Schlafzimmerproduzenten geschrieben haben. Die allerdings haben für ihre Arbeit viel Zeit, die auf der Bühne nicht vorhanden ist. Denn die Band spielt ohne jeglichen Einsatz von Computern, verwendet nur kurze Samples. Alle anderen Effekte werden mit Magneten, Pedal Steel, Fußorgel und weiteren großteils analogen Geräten erzeugt. Somit wird es schon mal hektisch bei abrupten Breaks.

Der interessanteste und hörbarste Effekt ist sicher der ‘side chain’-Effekt. Bei Bassdrumschlägen werden alle anderen Geräusche kurz leiser. Somit entsteht das typische pumpen des Beats wie man ihn laut Flo König von ‘Elektrohasen’ kennt. Auch wenn der Effekt gut dosiert eingesetzt wird, klingen große Teile des Set wie organische Clubmusik gespielt von einer Band.

Auf jeden Fall ein geniales Konzert das zum Nachdenken anregt, und vielleicht den Ein oder Anderen beim nächsten Konzert etwas genauer hinschauen und hören lässt, woher die Töne und Geräusche eigentlich kommen. Ein kurzweiliger Abend, der Flo König zum Bachelor of Pop Schlagzeug macht.

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