THOMAS FRÖSCHLE, Frosch mit Ohren, 29.02.2012, Renitenztheater, Stuttgart

Thomas Fröschle

Foto: Heike Pannen

Das Leben ist eine an sich und als solche urkomische Angelegenheit. Man kann es nicht wirklich ernst nehmen! Sollte jemand daran zweifeln, weil er sich in den täglichen Widrigkeiten bis über beide Ohren verstrickt hat, ich empfehle einen Abend mit Thomas Fröschle (aka TOPAS)! Bei seinem neuen Comedy Programm „Frosch mit Ohren„!

Es ist das zweite Comedy Programm von Fröschle (nach „TOPAS – Gerät außer Kontrolle“), der dem Stuttgarter Publikum seit Jahren als international renomierter Zauberkünstler eben unter dem Namen TOPAS bekannt ist. Natürlich darf an diesem Abend auch die Zauberei nicht fehlen. Vor allem aber greift Thomas Fröschle mit beiden Händen ins volle Leben und bringt dessen ganze gewollte und ungewollte Komik hervor. Regietechnisch unterstützt von Helge Thun und Andi Kraus („Eure Mütter„) im stilvollen Ambiente des Renitenztheaters.

Fröschle steht als Comedian immer mit einem Bein in der prallen Gülle des täglichen Seins. Ob beim Eisbad im Pool, der sich als Thermalbecken entpuppt. Auf asiatischen Toiletten mit „Unterboden-Waschanlage“, deren Gebrauchsanweisung keine Einstellung kennt, die auch nur annähernd „schmerzfrei“ wäre. Beim Pizzabestellen, wo die Erwartungshaltung immer größer als der tatsächliche Belag sein wird: „Wenn man großen Hunger hat, kann man auch das Alu mitessen. Das knistert so schön beim Ausscheiden und funkelt.“ In von „Channel-Terroristen“ bevölkerten Parfümerien, deren Besuch man erst mal atmungstechnisch überleben muss. In Geschenkartikelläden, in denen es eigentlich nur Dinge gibt, die man Menschen schenkt, wenn man sie sehr, sehr hasst.

Es sind Alltagserfahrungen, die Fröschle auf den Punkt bringt. Und wer jemals einen Schlüsseldienst in Anspruch nehmen musste, der wird seine Schilderung der Begegnung mit Kalle aus Aachen (Berufliche Qualifikation: fünf Jahre Stammheim) nie vergessen. Kalle, mit dem Kleiderbügel und dem Furzkissen. Kalle, der in 3 Minuten über 200€ verdient. Die Dinge sind so! So banal, so komisch, so aberwitzig!

Und zwischendurch erschafft Fröschle dann doch magische Momente: Er zaubert Geld hervor! Münzen ohne Ende. Scheinbar aus dem Nichts. Man sollte ihn dringend der EU-Euro-Rettungskommission empfehlen! Bei dem Thema rettet einen sowieso nur noch Humor.

Zu den Unwegsamkeiten des Lebens passt, dass an diesem Abend ein Gast (einer von denen, die witziger als das Bühnenpersonal sein wollen) versucht einen Zaubertrick zu sabotieren. Während Fröschle ein vom Publikum unterschriebenes Ei weg- und wieder herbeizaubern will, entdeckt der Gast seine kriminelle Energie und lässt das Requisit verschwinden. So was ist blöd. Aber bei Fröschle wird es zum Highlight des Abends. Er zaubert munter massenweise andere Eier hervor und am Ende darf der Gast das entscheidende Ei, dann aus seiner eigenen Tasche ziehen. Don’t mess with the artist!

Apropos Künstler: Thema Soundcheck. Wer öfters auf Konzerte geht, oder gar selbst einmal die Ehre hatte, auf der Bühne zu stehen, der kennt dieses Ritual. Da offenbaren sich Charaktere, wie Familien-Psychogramme unterm Weihnachtsbaum. Künstler und ihre Instrumente, das ist eine gar innige Beziehung. Und ein Schaulaufen der Eitelkeiten – einfach ohne Worte. Ich werde nie mehr ernst bleiben können bei einem Soundcheck.

Das Lied „Es liegt am Publikum“ spielt dann selbstironisch mit der eigenen Eitelkeit und dient zu einer netten Unterhaltung mit dem Saal. Spontan war Thomas Fröschle schon immer am besten und Selbstironie ist eine seiner größten Stärken. Zum Beispiel, wenn er über seine Kindheit redet. Thema Mannschaftsbildung auf dem Bolzplatz: „Ok. Wir nehmen den Fröschle, aber dann spielt ihr ohne Torwart!“ Danach nimmt man es ihm auch nicht übel, dass er sich intensiv und bitterböse mit der neuen Fernsehshow von Thomas Gottschalk befasst.

Was ist der neue Lieblingssatz von Gottschalk? „So, jetzt Werbepause! Nein? Okay…“ Der Mann führt Interviews, zum Schreien komisch. Leider ungewollt. Wie ein Praktikant. Und immer wieder der Satz „So, jetzt Werbepause! Nein? Okay…“ Dann noch mehr Gäste, immer hochkarätiger, aber völlig austauschbar. Ob Angela Merkel, Bud Spencer, oder Udo Lindenberg. Alles gleich trivial. „So, jetzt Werbepause! Ja? Okay!“ Eine gelungene Groteske.

Was an dem Abend schließlich auch nicht fehlen darf: ein Kartentrick. Fröschle hasst Kartentricks. Denn er hat ein neues Hobby: Laubsägearbeiten. Dann also heute: Kartentrick mit Kettenmotorsäge! Das musste einfach mal gemacht werden und verfehlt seine Wirkung nicht. Wie auch ein alter Klassiker von TOPAS als Zugabe: Howie. Eine ironische Liebeserklärung an Howard Carpendale, die einen von Ohrwürmern beschwingt nach Hause gehen lässt. Versöhnt mit dem Leben, dank der Gnade des Humors.

Frosch mit Ohren, Renitenztheater: 07. bis 10. März 2012

TOPAS - Thomas Fröschle

Foto: Heike Pannen

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