THEM CROOKED VULTURES, 06.12.2009, Zenith, München

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Foto: Rob Inderrieden | www.indymunich.com

Irgendwann im Frühjahr hatte ich über das britische Rock-a-Rolla Mag erfahren, dass Josh Homme (JHo) derzeit an einem Top-Secret-Projekt irgendwo in Kalifornien arbeiten würde. Ich bin damals davon ausgegangen, dass es sich um die längst überfällige Fortsetzung seines Projekts „The Desert Sessions“ handeln würde. Falsch gedacht. Es hat sich erst vor einigen Wochen bis zu mir durchgesprochen, dass es ein komplett neues Ding von JHo gibt; weitere Beteiligte angeblich: Dave Grohl und John Paul Jones. Anfangs hielt ich das für einen Witz, wurde aber schnell eines Besseren belehrt und kaum ein paar Mal geschlafen, liegt das Album vor und ich sehe die Band live.

Der Begriff „Supergroup“ fällt überall, wo es um Them Crooked Vultures (TCV) geht, und das muss er wohl auch, wenn man sich anschaut, wer sich hier zusammen gefunden hat. JHo ist wohl der umtriebigste der Truppe, Queens Of The Stone Age -Kopf, Eagles Of Death Metal -Drummer und wahrscheinlich auch der eigentliche Macher, sowie Produzent von zuletzt z.B. Arctic Monkeys undundund. Dave Grohl muss eigentlich nicht mehr vorgestellt werden, zwei Begriffe sollten genügen: Nirvana-Drummer und Foo Fighters -Sänger. Wobei er mir im hinteren Teil einer Bühne wesentlich lieber ist als im vorderen. Er hat mit Homme bereits eine fruchtbare Zusammenarbeit hinter sich, ist er doch auf dem ziemlich genialen QOTSA-Album „Songs For The Deaf“ ebenso als Drummer beteiligt gewesen.

Bleibt noch der dritte Geier vorzustellen, sein Name: John Paul Jones. Sagt einigen wahrscheinlich auf Anhieb nichts, während des Konzerts gab es Sprechchöre für den Engländer, und bei der Vorstellungsrunde genügte nur ein Handzeichen JHo’s auf ihn, und das Publikum hat ihn frenetisch gefeifert. Das liegt an der Tatsache, dass er den Bass bereits in einer doch etwas älteren Rock-Band gespielt hat, namentlich Led Zeppelin, den Link spare ich ein. Für mich zweifellos die kühlste Sau von „Zep“, nicht nur wegen dem aktuellen Projekt. Während Zeppelin-Gitarrist Jimmy Page Böcke schießt wie beispielsweise den Auftritt mit Dummbatz Fred Durst bei nichtssagenden Awards, ist Jones als  Produzent z.B. von den Butthole Surfers tätig, das Ergebnis sieht dann so aus: Independend Worm Saloon.

Zum titellosen Album von TCV gibt es zu sagen, dass es entgegen den Unkenrufen im Netz meinen sehr hohen Erwartungen absolut entspricht, und ich habe mich noch gar nicht voll reingehört. Es wird mit jedem Mal besser. Da JHo sämtliche Titel singt wird man natürlich ständig an QOTSA erinnert, es würde als ein solches Album aber nicht durchgehen. Es ist wesentlich dreckiger und macht mehr gute Laune als QOTSA, zum Glück aber weniger „Tongue in Cheek“ als Eagles Of Death Metal. Die goldene Mitte also, die Hitdichte ist enorm, und so mancher wird uns noch lange begleiten, ich befürchte schon Schlimmstes (Werbung). Aufgenommen und gemixt hat Reglergott Alan Moulder, für das Artwork war Alleskönner Liam Lynch zuständig. Bei diesem Team kann es einfach nicht in die Hose gehen.

Den Unken sei also von dieser Stelle aus gesagt: Bleibt wo ihr hingehört – am Grund von Pfützen!

Zur Show:

Opener waren Sweethead – ja, ganz ok, sowas hat die Welt jetzt nicht unbedingt gebraucht.

TCV werden schon beim Betreten der Bühne im ordentlich gefüllten Zenith gefeiert, als wäre die Band nach jahrelanger Trennung endlich wieder auf Tour, und das Debüt riecht bei allen, die es besitzen, noch nach neu. Wahnsinn. Begonnen wird mit dem ersten Titel des Albums „No One Loves Me & Neither Do I“. Die 13 Stücke vom Album werden wohl alle gekommen sein, mitzählen fällt aus (Nerd-Job), „New Fang“, „Elephants“ und „Reptiles“ sind so Hits, die ich oben bereits erwähnt hatte. Einfach alles richtig gemacht. Besonders gut gefällt mir auf Platte – wie auch live – das psychedelisch vor sich hinwabernde „Interlude With Ludes“. Jones greift zum Umhängekeyboard, das Licht wird runtergefahren, JHo beginnt lasziv zu tanzen, etwas verstörend, ich schaue mir lieber die übrige Band an. Die Stimmung auf der Bühne wie im Publikum ist wirklich unglaublich gut. Ich glaube, es war das Auftaktkonzert (zumindest in Deutschland), und alle haben Bock, Bock, Bock.

Es gibt immer wieder Kommunikation mit dem Publikum, JHo macht es sichtlich Spaß, er bedankt sich artig auf Deutsch und betitelt seinen Drummer in gleicher Sprache zwischendurch als „Schmutzfink“.

Zum Mittelpunkt wird immer wieder Jones, der auch mal an der Orgel sitzt und so gar nicht wirkt wie ein Mann im Rentneralter. Gitarre spielt er übrigens auch mal sehr speziell, er greift den Hals des Instruments nicht von unten, sondern von oben, allerdings nicht bei allen Stücken  – habe ich jetzt auch noch nie gesehen.

Es wird immer wieder rumimprovisiert, so dass doch deutlich mehr Zeit vergeht, als das Album Minuten aufweist, für eine Zugabe reicht das Material aber dann doch nicht. Das Konzert geht in die Top 5 meiner Rock&Roll-Erlebnisse ein, und allen Lesern empfehle ich nochmal „Them Crooked Vultures – s/t“.

7 Gedanken zu „THEM CROOKED VULTURES, 06.12.2009, Zenith, München

  • 8. Dezember 2009 um 08:48 Uhr
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    noch neidischer als auf das Konzert, bin ich auf die Tatsache, dass Du es vor mir geschafft hast Fred Durst in einem Artikel zu beleidigen. Shit!

  • 8. Dezember 2009 um 09:38 Uhr
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    Was glaubst Du, wie lange ich auf diese Gelegenheit gewartet habe? Die Möglichkeit F.D. zu beleidigen, war einer, wenn nicht der Grund für mich überhaupt Texte in Netz zu stellen. Wir könnten einen Sport daraus machen, wie schon bei Smudo, immer wieder F.D., gerne auch mal ohne direkten Zusammenhang, zu beschimpfen. Was sagst Du?

  • 8. Dezember 2009 um 12:34 Uhr
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    Mensch Mensch Mensch, ich bin ja schon neidisch.
    Josh Homme ist die doch irgendwie die geilste Sau auf Erden (Verzeihung).

  • 8. Dezember 2009 um 14:18 Uhr
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    Dieses Fachwissen macht mich fertig.

  • 8. Dezember 2009 um 19:02 Uhr
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    Toxic, auch ich muss mich dem allgemeinen Neid anschliessen, wollte eigentlich fragen, ob Du mich mitnimmst, aber 50 Öcken für ein Ticket haben mich aus Prinzip davon abgehalten. Aber Platte gehört mit zum geilsten Stoff, was dieses Jahr rauskam (btw. Danke Karl-Heinz, falls Du zufällig mitliest). Aanewäg, subbr Tegschd!

  • 8. Dezember 2009 um 20:19 Uhr
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    @Ali: 1. Mein Ticket hat glaube ich 44 Taler gekostet, 2. Schön, dass mal jemand enthusiastisch genug ist, und wohl beim Erscheinen der Doppel-LP sofort zugelangt hat, damit wären wir dann 2.
    @Lino: Meine Liste der Top 10 oder 5 Alben muß nochmal überarbeitet werden, sofern das noch möglich ist.
    @Bertram: Auch an Dich Lob für den DK-Bericht, Du bist ja bestimmt auch keiner der das zu Hause hört, von dem her – Respekt für den Text. Verkaufen die eigentlich DK(Runen)-Shirts am Merch?

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