EAGLES OF DEATH METAL, 19.10.2009, LKA, Stuttgart

Eagles Of Death Metal

Foto: Steffen Schmid

Emanzipiert. Wenn wir mal ehrlich sind: Die ersten paar Lieder brachten die Eagles Of Death Metal nur an den Mann und die Frau, weil Josh Homme von den Queens Of The Stone Age am Schlagzeug sitzt. Das macht er mittlerweile nicht mehr sehr oft. Doch seinen Freund Jesse Hughes hat er ganz geschickt in die erste Reihe gerückt.

Da steht der nun, tänzelt rum wie Paul Stanley 1978, bolzt Charme, zupft sich den stattlichen Schnauzbart, schiebt sich die Sonnenbrille ins Haar wie das nur Mini Cooper-Fahrerinnen, Grafikdesigner oder Geschäftsführer im Toskana-Urlaub  können. Dann singt er herzerwärmend solch dusselige Zeilen wie

„I can be your daddy, be your rock n‘ rolla‘ / You can be my sugar, be my cherry cola“.

Der Typ neben mir trinkt keine Cola. Eigentlich trinkt er gar nicht. Er wirft seinen halb vollen Bierbecher nach vorne. Einfach so. Dann wackelt er mit dem Hintern wie nur Männer das tun, die noch nie James Brown haben tanzen sehen.

Am Schlagzeug wiederum sitzt jetzt Joey Castillo, hauptamtliche Queen of The Stone Age und früher mal bei Danzig, Wasted Youth und weißderteufelwonoch, der nicht nur trommelt, sondern auch mit Bravour circa vier Kilogramm Kaugummi kaut und Blasen macht wie ein Profi. Brian O’Connor spielt Bass, und das sieht manchmal sehr witzig aus, weil der Mann die Statur eines imposanten Bahnhofskneipiers hat und das Instrument da klein wie eine Ukulele aussieht, Dave Catching spielt Gitarre – wenn er sie nicht gerade in die Luft hält  – und keiner überarbeitet sich am Instrument.

Wozu auch? Das hier ist organisierter Spaß. Nicht so rustikal wie Fürze anzünden, Melodienrülpsen, Cannstatter Wasen oder Rorschach-Tests mit Erbrochenem – aber nix worüber man aufgeregt eine Postkarte nach Hause schreiben würde. Nicht mal die verdächtig vielen Träger von Turbojugend-Jacken im LKA werden das tun. Die haben schließlich schon Feuerwerksraketen gesehen, die zwischen Pobacken gezündet wurden.

So was machen die Eagles natürlich nicht. Sie machen Späßchen, spielen ab und an Lieder für die man die Rockband von Nebenan mit Bierflaschen, Autoreifen oder Bauzäunen bewerfen würde und verteilen ihre Hits wie „Cherry Cola“, „Wannabe in L.A.“, „I Only Want You“ und „I Want You So Hard (Boy’s Bad News)“ berechnend gut über die manchmal sehr zähen 70 Minuten. Zwischendrin schinden sie derart unverschämt Zeit, dass sie in der Bundesliga schon mehrmals vom Platz geflogen wären.

Hier im LKA nicht, da darf Hughes unbehelligt alleine auf der Bühne stehen und ein paar Gassenhauer zum Besten geben – während sich der Rest seiner Band ausruht. Ist aber auch schwer, dem Typ etwas Übel zu nehmen. Er grinst kurz und dann ist alles irgendwie in Ordnung. Wenn Hughes nicht lacht, dann sprüht er anderweitig Charme und reicht Komplimente an Lidl-Verkäuferinnen, Frauen im Allgemeinen, die anwesenden Jungs und bringt das Ranschmeissmannöver Nr. 1:  Er klärt über seine frisch erworbenen Deutschkenntnisse auf. „Ich bin stinksauer auf dich“ und irgendwas mit „Muschikatze“. Wer übrigens jemanden kennt, der das Wort „Muschikatze“  ab und an wirklich sagt – bitte melden.  Nur so.

Aber wie jeden guten Tresenwitz, sollte man auch den hier nicht zu ernst nehmen. Lachen, Abputzen und weiter. Anders machen’s die Eagles auch nicht. Hier eine Pointe für die größtenteils sehr freundlich gesonnen 500 Leute, da ein bisschen Altherrenrock, ein paar abgehangene KISS-Riffs und weiter geht’s zum nächsten BoogieWoogie-Spaßrock Liedchen.

Troy Van Leeuwen, ebenfalls Queen Of The Stone Age, spielte mit seiner Band Sweethead auch mit. Viel mitbekommen habe ich nicht. Rock und eine blonde Frau, die auf den Knien rumrutschte und irgendwie sprechsang und ächzte wie Kim Gordon back in the day.  Auch eine gute Ausgangslage für Spaß. This City, die andere Band vorneweg eher nicht: EmoSportPopcore mit Gesang, der ein bisschen so klingt wie das was man hört, wenn einer sagt „Du sorry hey, ich hab gerade ganz schlechten Empfang, ich fahr in einen Tunnel“. Egal, Abputzen und weiter.

8 Gedanken zu „EAGLES OF DEATH METAL, 19.10.2009, LKA, Stuttgart

  • 20. Oktober 2009 um 09:05 Uhr
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    Setzer, na endlich! Irgendwas hat doch gefehlt die ganzen letzten Monate.
    4 kg Kaugummi, grandios!

  • 20. Oktober 2009 um 09:40 Uhr
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    Super Text! Lino, jetzt musste nicht mehr allein stürmen.

  • 22. Oktober 2009 um 18:50 Uhr
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    die sache mit der muschikatze bezog sich auf einen sticker auf dem liquid kitty stand, warum er muschikatze bevorzugt liegt wahrscheinlich an seinen deutsch-kenntnissen, oi

  • 22. Oktober 2009 um 19:07 Uhr
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    Na das mit der Muschikatze ist doch klar, da hat ihm wohl einer „Pussycat“ wortwörtlich übersetzt.

    Bei „Komplimente an Lidl-Verkäuferinnen“ musste ich lachen, denn ich bin mir relativ sicher das kein Einziger außer den Beteiligten (ich und eine Freundin) verstanden hat, was Jess da eigentlich gelabert hat. Um Verkäuferinnen gings absolut nicht.

    Haben ihn beim Einkaufen im Lidl getroffen, 1 Stunde vorm Konzert. Und er hat uns gefragt wo’s denn Alufolie gibt, er klang schon ganz verzweifelt (oder auf Enzug) xD……lange Geschichte.
    Dann sind wir noch ganz spontan aufs Konzert gegangen… und haben ihn nochmal darauf aufmerksam gemacht. Den Gesichtsausdruck vergisst man nichtmehr. „Holy shit, you made me found tinfoil !!!….“ xD
    Montag war der Hammer!!!

  • 22. Oktober 2009 um 20:07 Uhr
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    Jesse im LIDL…das wäre das Foto des Jahres geworden. Hammersgeil!!

  • 23. Oktober 2009 um 17:42 Uhr
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    Ich habe die EODM schon mehrmals gesehen, und „Muschikatze“ schon in den verschiedensten Varianten vom „Devil“ gehört. „Ich bin Deine Muschikatze“, „Du bist meine kleine Muschikatze“, etc. Er muss den Begriff für ein ziemlich dickes Ass im Ärmel halten. Ich sage die Muschi stinkt allmählich.

    Aber die Sache mit der Alufolie: Traumhaft!

  • 25. Oktober 2009 um 19:15 Uhr
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    Kurz: Muschikatze in Alufolie und dann heiß machen

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