MASHA QRELLA, 23.09.2021, Merlin, Stuttgart
Die Taktung der auf gig-blog erscheinenden Artikel nimmt wieder Fahrt auf.
Guter Einstand nach langer Konzertpause: Auf Masha Qrella bin ich Mitte der Nuller Jahre wegen ihrer früheren Band Contriva aufmerksam geworden und wollte die Berliner Musikerin immer mal live sehen. “Woanders” ist das erste deutschsprachige Album der Sängerin, die heute als Trio mit Mitmusikern Robert Kretschmar am Schlagzeug und Andreas Bonkowski Synthie/Percussion auf der Bühne steht.
Wer nicht im Bilde war, erfährt es während des Konzertes “Die Texte sind übrigens von Thomas Brasch” sagt Masha Qrella. Und Thomas Brasch (1945-2001) Autor und Filmemacher wollte auch “Woanders” sein. Einst Bürger der DDR, “dem Riesenknast”, wie er es bezeichnet hat, ist 1976 ausgereist und hat sich für ein Weiterleben im Westen entschieden. Das ist die Kurzversion einer deutsch-deutschen Biographie.
Ein treibender Elektro-Sound breitet sich von der Bühne aus, ganz ohne Umschweife wird begonnen zu spielen. Auch erstmal ganz ohne Gitarre, denn dazu gibt es das melodiöse Bassspiel von Masha Qrella, das das ganze viel druckvoller macht.
Im Publikum umgeschaut, entsteht der Eindruck es ist wie immer. Einige Leute tanzen, einige bewegen sich eher. Nebeneffekt des Masketragens in Innenräumen: Die Maske scheint eine Plauderbremse zu sein, mir kommt es vor, es wird weniger zwischendurch unterhalten.
So lässt sich auch den Zeilen der Texte Thomas Braschs besser lauschen, die eine Sehnsucht und Melancholie durchzieht. “Ich tausche ein offenes Meer für meinen letzten Gedanken/Ich will sehr still und sehr ins Blaue schwanken” singt Masha Qrella mit ruhiger, unaufgeregter Stimme, bevor der Song angetrieben wird durch das Schlagzeugspiel von Robert Kretschmar und den Synthies von Andreas Bonkowski wieder Fahrt aufnimmt.
Die Songs entpuppen sich wie kleine Hörspiele, in dem jeder einen eigenen Klangkosmos hat. Wenn es um die Frage geht, wovon Menschen und Maschinen nach einem Arbeitsalltag träumen, erklingt von den Synthies das monotone Hämmern der Maschinen, welches einige Leute im Publikum zum Tanzen einlädt. Es gleitet auch nicht ins Schwere ab, dafür fangen die Melodien die Texte auf, mal leicht chansonartig und dann wieder mit groovenden Elektro/Technosounds.
Ein guter Einstieg. Es geht doch nichts über Livekonzerte!
Masha Qrella