AKUA NARU, 22.10.2018, clubCANN, Stuttgart

AKUA NARU, 22.10.2018, ClubCann, Stuttgart

Foto: Armin Kübler

Eine große Konzertwoche steht bevor. Fünf Gigs in sieben Tagen und schon der Montag bringt ein Highlight: Akua Naru bringt HipHop in den ClubCANN. „The Blackest Joy“, ihr viertes Album, hat die Künstlerin im Gepäck. Seit 2011 lebt die Amerikanerin mit westafrikanischen Wurzeln in Köln, wo sie auch dieses Album produziert hat. Naru, die zusammen mit ihrem Onkel bereits mit neun Jahren ihre selbstverfassten Gedichte vorgetragen haben soll, wird heute als eine der wichtigsten Vertreterinnen des weiblichen Conscious Rap bezeichnet. Zum Vergleich wird gerne Lauryn Hill herangezogen.

AKUA NARU, 22.10.2018, ClubCann, Stuttgart

Foto: Armin Kübler

Punkt halbneun betritt ihre Band die ordentlich eingenebelte Bühne im ClubCANN. Umgefähr zweihundert Zuschauer haben sich an diesem Montagabend eingefunden und werden mit einem ausgiebigen Instrumental-Intro auf das Konzert eingestimmt. Die Altersspanne im Publikum ist erstaunlich. Von Teenies bis Grauschöpfen ist alles dabei, eine bunte Truppe aller Ethnien.

AKUA NARU, 22.10.2018, ClubCann, Stuttgart

Foto: Armin Kübler

Als Akua Naru nach einigen Minuten (barfuß) die Bühne betritt, bittet sie erstmal gestenreich, man möge so nah wie möglich an die Bühnenkante kommen. Überhaupt wird dieser Abend dadurch geprägt sein, Distanzen abzubauen. Sie freut sich sichtlich, dass an einem Montag so viele zu ihr gefunden habe und sie verspricht, heute den HipHop zu feiern. Und das passiert dann mit einer unerwarteten Vehemenz. Während die Musik auf ihren Alben eher laidback präsentiert wird, drehen sie und ihre Band live mächtig auf. Mit den genre-typischen Hands-in-the-Air-Animationen wird das Publikum auf Betriebstemperatur gebracht. Das ist schon fast etwas übertrieben und ich befürchte, dass Band und Frontfrau hier überpacen könnten. Doch im Laufe des Abends stellt sich heraus, dass Akua Naru ein gutes Händchen für das Timing hat. (Außer bei ihren Witzen, wie sie selbstironisch feststellt. Dabei scheitern diese eher an der Sprachbarriere)

AKUA NARU, 22.10.2018, ClubCann, Stuttgart

Foto: Armin Kübler

Ihre poetisch-politischen Songs kreisen häufig um das Thema „Frauen“, seien es die ihrer Familie („My Mothers’s Daughter“) oder berühmte wie die Williams-Schwestern („Serena“). Ein Höhepunkt des Konzerts ist ihr Hit „Poetry: How Does It Feel?“, ein mächtiges Spoken-Word-Epos, das von einem beeindruckenden, komplett unkitschigen Saxophon-Solo gekrönt wird. Überhaupt: die Band ist auf allen Positionen hervorragend besetzt und die jeweiligen Soli vom Allerfeinsten. Das überschreitet die Grenzen zum Jazz mehr als nur einmal, und zwar deutlich.

AKUA NARU, 22.10.2018, ClubCann, Stuttgart

Foto: Armin Kübler

Aber Akua Naru hat noch weit mehr musikalische Pfeile im Köcher. Und jeder davon wird genutzt, das Publikum immer weiter in Bewegung zu versetzen. Sei es ein packender Seventies-Funk-Titel oder eine Crossover-Rocknummer im Stile der Red Hot Chili Peppers, die Band beherrscht alle Genres. Zweimal – und davon hätte ich mir noch mehr gewünscht – steht Gitarrist Amen Viana im Mittelpunkt mit seinen federleichten Westafrika-Gitarrensounds und einer tollen Stimme.

AKUA NARU, 22.10.2018, ClubCann, Stuttgart

Foto: Armin Kübler

Nach knapp zwei Stunden endet ein mitreißendes Konzert. Mit einer zweiten Zugabe in Form eines minutenlangen Drum-Solos, das sich – gespickt mit elektronischen – Effekten zu einer veritablen House-Nummer entwickelt. (Hier, wie das ganze Konzert über, besticht der ClubCANN übrigens mal wieder mit hervorragender Sound- und Lichttechnik) Akua Naru hat sich inzwischen an den Merch-Tisch begeben, wo sie bereits intensiv mit den zahlreichen Fans plaudert. Auch hier eine perfekte Mischung aus Professionalität und Charme.

AKUA NARU, 22.10.2018, ClubCann, Stuttgart

Foto: Armin Kübler

Noch ganz beschwingt malen wir uns auf dem Heimweg aus, wie es wäre, wenn Akua Naru mal auf den Jazzopen spielen würde. Wie sie den Schlossplatz in eine feiernde Kopfnicker-Gemeinde verwandeln könnte. Eigentlich eine feine Idee, bevor dort zum drölften Mal Jamie Cullum gebucht wird. (Ein Blick in die Gigblog-Annalen zeigt uns später, dass sie tatsächlich schonmal auf den Jazzopen war, damals allerdings noch als Gastsängerin bei Cody Chesnutt im Bix)

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