MOTORAMA, KARIES, XTR HUMAN, AIVERY, 09.04.2016, Komma, Esslingen
Spätestens seit der Ausstrahlung des Arte Tracks Beitrag sollte es sich über weite Teile herumgesprochen haben, welch ein Konzert-Biotop das Komma Esslingen ist. Groß ist die Vorfreude auf Motorama. Das erste Konzert, das die Band aus Rostov on Don vor drei Jahren im Komma gegeben hat, ist noch in bester Erinnerung. Zudem ist es immer spannend zu beobachten, wie sich eine Band im Laufe der Zeit entwickelt hat. Der Konzertabend präsentiert sich als Überraschungspäckchen, neben Motorama werden noch drei weitere Bands spielen (sorry liebes Booking, war erst nur auf Motorama fixiert).
Teile der gig-blog Crew und weitere Konzertkomplizen treten in bester Ausflugssttimmung Wegbier-los den Weg nach Esslingen an. Im kleinen Saal des Kommas ist es bereits voll und laut, das Publikum ist angenehm durchmischt. Dafür sorgen „Aivery“ aus Wien. Wie die Überschrift in einem Bento Artikel lautete: „Musik aus Österreich kann so viel mehr als Wanda“. Genau dies ist hier anzutreffen, was in der Nischen/Off Szene passiert, ist immer gut im Auge zu haben. Wir sind eine „Nicht-All-Boy-Band“ stellt Sängerin und Bassistin Franziska Schwarz die Band vor. Kompaktes und kraftvolles Spiel von Punk zu Noise und wieder zurück. „Asshole“ brüllt Gitarristin Jasmin Maria Rilke ins Mikro, begleitet vom sehr enthusiastischen und begeisterten Spiel ihrer Bandkolleginnen. Gesang und Spiel klingen ähnlich roh und kraftvoll wie die Riot Grrrl Bands „Heavens To Betsy“ und Sleater-Kinney. Kurz gibt es noch eine Verwechslung zwischen den Worten Flur (deutsch) und Gang wie man im österreichischen sagt, denn dort befindet sich der Merchandising-Stand auf den charmant hingewiesen wird. Die Band ist zum ersten Mal in Esslingen und würden sich freuen wiederzukommen. Das sollten sie auch, denn Entdeckung Nummer Eins des Abends sind Aivery in jedem Fall.
Langes Beine in den Bauch stehen, bis die nächste Band endlich anfängt gibt es hier nicht. Der Konzertabend ist straff durchgetaktet und bestens organisiert. Es geht gleich weiter mit XTR Human, die im großen Saal schon parat stehen. In der Kleidung des Trios und den Klängen geht es deutlich dunkler zu. Die Stimme von Sänger und Gitarrist Johannes Strabel trifft sich klanglich in der Mitte zwischen Joy Divisions Ian Curtis und EA 80 Sänger Junge. Mit gut sitzenden Posen haut die Band mit viel Hall und Tempo ihre Songs nach vorne. Bei „In Circles“ kommen zu den Dark-Wave Elementen noch schnellere Rock’n’Rock Tempobeats dazu, schon gibt es auch Tanz im Publikum.
Für Karies (Stuttgart/Berlin), die im Anschluss an XTR Human dann im kleinen Saal spielen, ist es heute zugleich ein EP-Prerelease Konzert. In der Band gibt es ein neues Gesicht. Für Kevin Kuhn (Die Nerven/und viele andere Bands) sitzt bereits die nächste Generation am Schlagzeug: Philip Knoth, der jüngere Bruder von Julian Knoth (Die Nerven), der sich ungezähmt das Set über in einen Geschwindigskeitsrausch spielt. Der kleine Saal ist voll, Karies brauchen das Publikum nicht weiter nach vorne zu bitten, es kommt von alleine, um bis dicht vor der kleinen, flachen Bühne zu stehen. Die Medienpräsenz in der erster Reihe ist sehr hoch, diverse Film-und Fotokameras werden gezückt. Von der ersten Sekunde an liefert Karies einen akustischen Trip aus Wucht und Entladung. Mit zwei Gitarren wechseln die Melodieführungen mit einem Bass, der der Beschleunigung den Schluckauf lehrt. Post-Punk mit Noise-Tupfern geben sich kraftvoll die Hand. „Alles ist in Ordnung“ singt Gitarrist Benjamin Schröter. Das war hier mehr als in Ordnung und (leider) auch schon die Zugabe. Aber die Bands sind hier auch sehr fair gegenüber den nachspielenden Bands, damit der Zeitplan eingehalten wird.
Gleich ein fliegender Wechsel in den großen Saal, Motorama stehen an. Heute sehe ich sie zum dritten Mal. Diese Erinnerung an das Konzert vor drei Jahren und die damit verbundene Erwartung wird mir am heutigen Abend latent zum Verhängnis. Die Band ist als Quartett unterwegs, die Bassistin, die viele Herzen hat höher schlagen lassen, ist in Babypause, wie berichtet wurde. Sänger und Gitarrist Vlad Parshin wechselt mit sich Maxim Polivano mit Bass und Gitarre ab. Neben der Besetzung sind auch die Instrumente kleiner geworden. Es wird auf einem Shorty Bass und einer Travel E-Gitarre gespielt. Die Frische des Don, die die Band mittransportiert hat, scheint für diesen Abend verflogen zu sein. Frisch scheint es Sänger und Keyboarder zu gehen, die Outdoor Jacken bleiben beim Spielen erstmal angezogen. Der Keyboarder Alexander Norets spielt mit einer Hand, die andere Hand ist lässig in der Jackentasche. Ein gutes Zeichen, dass sich Vlad Parshin warmgespielt hat, Jacke und Brille werden ausgezogen. Leider ertappe ich mich dabei ungerecht zu werden, und stelle Vergleiche mit den letzten beiden Konzerten der Band an. Dabei zeigt sich im Saal Tanz und Bewegung. Die Band spielt zum überwiegenden Teil Songs ihres aktuellen Albums „Poverty“. Mit der Gitarre rudert Vlad energisch hin und her, mit der tiefen sonoren Stimme, die vielerorts die Assoziation an Ian Curtis hervorruft. „To The South“ stimmt mich dann doch versöhnlich.
Motorama sind sicher nicht ein letztes Mal in Esslingen. Heute ist der Funke für mich nicht übergesprungen, da können aber all die anderen Tanzenden und Begeisterten nichts dafür.
Wir machen uns auf die Rückreise. Diese lässt noch mal ein richtiges Teeniefeeling aufkommen. Aufeinander warten, wieder jemanden suchen, der jemand anderen sucht. Es wird niemand zurückgelassen, wir schaffen es rechtzeitig zur S-Bahn.
Völlig zu recht erscheinen hier Karies als Aufmacher. War die beste Band des Abends. Völlig zu unrecht gibt’s hier keine Bilder von Aivery, der schönsten Band des Abends. Wo waren Sie da, Herr Fotograf?
Sry, ich hatte nur 3 Filme dabei!
Sehr schön: „der Beschleunigung den Schluckauf lehrt“
Vier Bands, drei Filme – kein einziges Foto von Aivery. Hut ab!
Also Hut ab! für die Ausrede, es konnte kein Foto von denen geschossen werden, weil die Anzahl der FILME nicht gereicht hat.
@Holger: Lies doch mal den Artikel. Da steht, dass Aivery sich als „„Nicht-All-Boy-Band““ angekündigt haben. Versuch dich doch mal – nur für eine Sekunde – in deren Haut zu versetzen und wiederhol dann, dass es die schönste Band des Abends war. Ich unterstelle dir , dass du das Äußere meinst:
Denkst du im Ernst, die Band oder irgendwen interessiert es auch nur im Geringsten, was der hunderfünfzigtausendste männliche Holger mal wieder über das AUSSEHEN der Band zu sagen hat?
Meine Fresse. Nutzt doch mal eure Gehirne und seid nicht so unerträglich männlich.
Toll!
Entschuldigt meine Besserwisserei, aber Motorama waren bereits zum vierten Mal in Esslingen…
Oh! Es ging ja nur ums Komma, da erst zum dritten Mal, sorry!
„Schönste Band“?
„Nur drei Filme“?
Männer geht’s noch? :-D
Waren auf den drei Filmen nicht auch ein paar Fotos für Aivery frei?
Wie ist das zu verstehen?
10 Kommentare und kein einziger beschäftigt sich mit XTR Human, samma gehts noch????!?
Ok, ich korrigiere mich: Karies war die beste UND schönste Band.
Oooch, ich finde, das mit Aivery als schönste Band hätteste ruhig so stehen lassen können…
Wow. MÄNNLICH! GEIL!
Typisches Verhalten, oder? Man(n)fühlt sich ertappt und macht sich über die Kritik lustig.
Ja. Musste ich zwischen Holz hacken und Fußball gucken noch kurz loswerden… :-D
Volker, hahahahahaha witzig.
hihihi <– ich wollte unbedingt auch was intelligentes zur Diskussion beitragen.
Ich fand den Sänger von Aivery am besten.