MARS NEEDS WOMEN, 11.09.2015, Goldmark’s, Stuttgart
“Mars Needs Women”. Das ist die verwirrende Botschaft, die im gleichnamigen B-Movie von 1967 in einem Armee-Labor aus rätselhaften Geräuschen from outer space herausgefiltert wird. Die Geräusche, die hier und jetzt aus dem Bass-Verstärker der Band „Mars Needs Women“ dringen, sind allerdings weit weniger rätselhaft: das Topteil des Fender Vintage Amps von 1962 macht nämlich gerade die Grätsche.
Wir sind im halbgefüllten Goldmark’s. Den Support Act Sonic Träsh aus “Heilbronx” mit kraftvollen aber auch etwas einfallslosen Punkrock haben wir bereits hinter uns. Und nun kämpfen auf der Bühne gerade drei Damen in silbernen Raumanzügen mit dem in Ehren ergrauten aber leider auch etwas zickigen Stück Elektrik. Schade, der Gig hat gerade begonnen in Fahrt zu kommen. Das Equipment passt wunderbar zum Sound der drei Hamburgerinnen.
Nicht nur der Film auch ihr musikalischer Fundus stammen nämlich deutlich aus den Sechzigern. Rock’n’Roll, Garage Sound, Motown Soul und eine Prise Surf, dazu ordentlich viel Wah-Wah und “Shoop Shoop”. Eine feine Retro-Mischung. Die drei Musikerinnen sind zwar deutlich jünger als die Gerätschaften, als Girlband geht das sympathische Trio aus Peta Devlin (Bass, Gesang), Barbara Hass (Gitarre) und Susie Reinhardt (Drums) aber auch nicht mehr durch.
Peta Devlin, die markante Frontfrau, orientiert sich optisch und frisurenmäßig an Dusty Springfield (wurde aber kürzlich auch mal für Marge Simson gehalten) und unterhält das Publikum mit kleinen Anekdoten, während Charlie, Mischer und Mädchen für alles, die Strippen neu zieht und die Fortsetzung des Gigs rettet.
Die drei lassen sich nicht aus dem Konzept bringen, gehen weiterhin routiniert zu Werke. Die Stimmung im Publikum ist wohlwollend, aber nicht euphorisch und der Abend gestaltet sich angenehm aber nicht mitreißend. Cover wie Rare Earth’s “Get Ready” (siehe Kommentare) sind natürlich eine sichere Bank, bei “One Way Street” erstehen die Vandellas wieder auf und der Beat von “In The Mood” bringt Bewegung ins Publikum. Kurzum: ein feiner Freitagabend-Gig um das Wochenende einzuleiten, aber keiner, von dem wir noch unseren Enkeln erzählen werden.
Als dann aber der Gitarren-Verstärker auch noch beginnt, seltsame Knacksgeräusche von sich zu geben, beginne ich langsam zu grübeln: ist das hier doch nicht alles nur eine lustige Motto-Party? Emfangen wir vielleicht gerade doch Signale von Außerirdischen?
Ich weiß, besserwisserische Kommentare sind doof – ich möchte aber in aller Bescheidenheit darauf hinweisen, daß das von Smokey Robinson geschriebene „Get Ready“ 1966 von The Temptations aufgenommen und veröffentlicht wurde, und erst 1970 die Version des Songs von Rare Earth erschien.
Danke für den Hinweis, Reverend! Ich liebe besserwisserische Kommentare und gebe am liebsten selbst welche ab. ;)
Dann bin ich froh, Holger – Besserwisser untereinander dürfen ja bekanntlich doofe Kommentare abgeben. ;-)
Und danke außerdem noch für Deinen Artikel!
Reverend Reichsstadt ist ein toller Name, btw.