SVAVAR KNÚTUR, 16 Uhr, 29.04.2015, Café Galao, Stuttgart
In Island ist eh alles viel cooler als hier, da gehören „family concerts“ quasi zum guten Ton. Hier in Deutschland sei das wohl nicht so üblich, fragt mich Svavar. Da habe er sich gedacht, er probiere es mal aus. Und so kommt es, dass in der Tour-Ankündigung fürs Galao in Stuttgart zwei Uhrzeiten angegeben sind: 16 und 20 Uhr. Zum Glück ist man ja gut vernetzt und so ist nach kurzen Zeilen via facebook gleich klar: tatsächlich, mittags um 16 Uhr ein Konzert für alle diejenigen, die sich auf das Langzeitprojekt Kinder eingelassen haben, für Muttis, Vatis, die abends nun wirklich zu müde zum Ausgehen sind, oder aber keinen Babysitter haben (weil die wahrscheinlich alle beim Abend-Gig unseres lieb gewonnenen Isländers sind) und, vom Künstler bestätigt, für die lieben Kleinen. Also, Wochen vorher schon steht Losfreuen auf dem Programm!
Nun isses ja so, dass ich aber schon hin- und hergerissen bin zwischen: erzähl ich lieber keinem davon (weil es sonst womöglich zu voll wird und wir draußen bleiben müssen – kommt mir zu egoistiosch vor) oder sollen möglichst viele eingeladen werden, damit’s so richtig rockt? Dafür entscheide ich mich. Nun, ein paar mehr hätten’s noch sein dürfen.
So laufen wir also ein, die Kinder (ich noch mehr) sind aufgeregt wie Bolle und freuen sich auf ihre Limo am Mittwochnachmittag, mal was ganz Verrücktes. Schnell sind die Plätze am Fenster von den Mamas mit Kinderwägen belegt (die werden auf dem Trottoir geparkt), die bisschen Älteren haben sich in die erste Reihe gewagt.
Und dann schlendert Svavar daher mit der Gitarre und seiner Ukulele und sichert sich gleich mal die Sympathien des Nachwuchses, indem er Plakate mit einer sehr schönen Zeichnung seiner älteren Tochter verteilt. Der weiß halt wie’s geht, Fans glücklich zu machen.
Zu Beginn des Konzerts merkt man ihm noch seine Schüchternheit, die er immer wieder gern propagiert, ein wenig an, auch die Kinder wissen noch nicht recht, wie sie den Troll da vorne finden sollen, der isländisch, englisch und auch sehr gut deutsch spricht und erst mal mit einem isländischen Kinderlied loslegt. So wird es denn auch eine bunte Mischung an eigenen Liedern, isländischem und deutschem („In Stiller Nacht“ von Brahms) Kulturgut. Lieder, die zu meiner großen geheimen Freude einen so hohen Wiedererkennungswert haben, dass meine Tochter (5) meint: „Mama, vielleicht ist das auch der, der die ganzen Lieder in Deinem Handy singt?“ Ja, genau, meine Liebe, der ist das.
Und so muss unser Troubadour zum Mitsingen nicht lange auffordern, da sich im Publikum außer mir noch einige versierte Mamas verstecken, die die Mitsing-Passagen alle kennen und auch gleich mit einstimmen. Und Kinder sind eh gute Mitmacher … schnell aus ein paar Bierkisten ein Schlagzeug gebaut, die Air-Guitar darf freilich auch nicht fehlen. Svavar freut sich drüber und hat ein Glänzen in den Augen, selbst wie ein glückliches Kind. Am besten kommt natürlich das Furz-Lied an, bei dem im Refrain kräftig Wind gemacht werden darf. Spätestens da hat er sie auf seiner Seite, die kleinen Zuhörer an diesem Nachmittag.
Viel zu schnell ist’s rum und wir erschleichen uns noch ein paar Takte mehr beim Sound-Check für’s Abend-Konzert. Meine Kinder wollen dringend wissen, ob er nicht vielleicht ganz bald wieder kommt, der Svavar. Das will ich hoffen, antworte ich mit einem Grinsen und freue mich darüber wie eine isländische Schneekönigin. Und, wer weiß, die können ja bekanntlich Wünsche erfüllen … zu Weihnachten ein „family concert“ im Galao, mit isländischen Weihnachtsliedern und Punsch und Glühwein. Das wär doch was, Lieblings-Isländer!
Und, ach ja, noch was: weil ich einer von den guten Menschen bin, gell Carsten, komm ich natürlich heut Abend gleich nochmal. Ehrensache!